Springer stemmt bisher größte Übernahme
sp Berlin
Der Berliner Medienkonzern Axel Springer stemmt knapp zwei Jahre nach dem Einstieg des US-Finanzinvestors KKR seine bisher größte Übernahme. Mit dem Zukauf des US-Nachrichtenunternehmens Politico stärkt Springer vor allem seine Präsenz im US-Medienmarkt, gibt künftig aber auch beim europäischen Joint Venture Politico Europe allein die Richtung vor. Über die finanziellen Details machen die Unternehmen keine Angaben. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf Insider, dass Springer mehr als 1 Mrd. Dollar auf den Tisch blättert. Das liegt deutlich oberhalb der 630 Mill. Euro, die Springer vor gut zehn Jahren für das französische Immobilienportal Seloger überwiesen hat. Die bisher größte US-Übernahme von Springer, das Wirtschaftsnachrichtenportal Business Insider, wurde 2015 auf rund 500 Mill. Dollar taxiert.
Preis bei fünffachem Umsatz
„Politico hat mit einem herausragenden Team den digitalen politischen Journalismus revolutioniert und neue Standards gesetzt – ein echter Leitstern“, sagte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer. Auch die Bewertung leuchtet hell auf. Denn nach Einschätzung von Marktbeobachtern zahlt Springer ungefähr das Fünffache des Umsatzes von Politico, womit die Transaktion eine der teuersten US-Mediendeals der vergangenen Jahre sein dürfte. Buzzfeed, einer der größten digitalen Verlage in den USA, hat zuletzt Pläne für einen Börsengang verkündet, mit dem das Unternehmen eine Bewertung von 1,5 Mrd. Dollar oder etwa das Dreifache des Umsatzes anpeilt.
Politico wurde 2006 mit finanzieller Unterstützung von Robert Allbritton gegründet. Er verkaufte 2013 acht Fernsehstationen aus dem vom Vater aufgebauten Medienimperium für knapp 1 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr lancierte der Politico-Eigentümer das auf den Technologiesektor spezialisierte Nachrichtenportal Protocol, das jetzt ebenfalls von Springer übernommen wird. Erst im Dezember hat Politico den Informationsdienst E&E gekauft, der sich auf Nachrichten für die Energiebranche spezialisiert hat. Zuletzt wurde Allbritton Interesse an einer Übernahme des US-Konkurrenten Axios nachgesagt, der 2016 von zwei der drei Ex-Reporter der „Washington Post“ gestartet wurde, die zehn Jahre zuvor schon Politico gründeten.