Das Chemnitzer Start-up Staffbase ergänzt mit einem Zukauf in Finnland die Palette an Instrumenten für die digitale interne Unternehmenskommunikation. Staffbase gibt am heutigen Dienstag die Übernahme von Valo Solutions aus Helsinki bekannt, einem Spezialisten für Microsoft-Anwendungen. Der Kaufpreis wird nicht genannt, liegt aber laut Finanzkreisen in der Größenordnung eines zweistelligen Millionenbetrags.

Mit dem Zukauf ergänzt Staffbase die eigene Bandbreite. Gestartet sind die Chemnitzer mit einer Mitarbeiter-App. Vor einigen Monaten kam durch den Zukauf von Bananatag aus Vancouver das Instrument von E-Mail-Newslettern hinzu. Jetzt bringt Valo die Kompetenz für Intranets auf Basis von Microsoft-Tools ein. Schon ohne Valo hat sich der Umsatz von Staffbase im laufenden Jahr auf mehr als 50 Mill. Dollar verdoppelt. „Zusammen mit Valo sehen wir unsere Bewertung jetzt ganz klar in der Größenordnung eines Unicorns angelangt – also bei über 1 Mrd. Euro“, sagte Mitgründer und Vorstandschef Martin Böhringer der Börsen-Zeitung.

Mit den 55 Beschäftigten von Valo wächst die Zahl der Mitarbeiter von Staffbase auf derzeit 550 und dürfte laut Böhringer in einem Jahr bei 800 Mitarbeitern liegen. Darüber hinaus bringen die Finnen auch 800 Kunden in den Zusammenschluss der beiden Firmen ein. Verkäufer von 100% der Anteile an Valo sind mehrere finnische Investoren, darunter auch das Family Office Gerako Oy als Anführer des Konsortiums.

Bei Staffbase hat sich der Anteil der Gründer und Beschäftigten am Unternehmen unter anderem durch die Finanzierungsrunde im Frühling, bei der 145 Mill. Dollar (Bewertung des gesamten Unternehmens: 700 Mill. Dollar) eingesammelt wurden, auf 25% verringert. Der Growth-Investor General Atlantic führte die Runde mit rund 100 Mill. Dollar an. „Ob wir für die nächste Finanzierungsrunde einen Börsengang anstreben, haben wir noch nicht entschieden“, sagte Böhringer.

Valo ist ein Spezialist für Microsoft Teams sowie Sharepoint und gilt dafür als Marktführer. „Fast alle großen Unternehmen nutzen Microsoft für ihre interne Kommunikation. Und vor allem bei Unternehmen, die sich in einer Transformation befinden, wächst die Nachfrage nach Instrumenten zur internen Kommunikation. Valo bildet hier für uns die Brücke zum Microsoft-Ökosystem“, erklärt Böhringer. Bis vor einigen Jahren habe es nur das Intranet und E-Mails gegeben – und beides ohne Instrumente zur Planung und Erfolgskontrolle. Das ändere sich jetzt mit der Staffbase-Plattform.

„Jetzt spüren die Unternehmen großen Veränderungsdruck, und sie müssen wissen, wie die Mitarbeiter über die Transformation denken. So entsteht ein neuer globaler Markt für digitale Plattformen für die interne Unternehmenskommunikation“, sagte Böhringer. Bisher habe Staffbase von diesem Gesamtmarkt, den er auf 10 Mrd. Dollar global schätzt, nur 0,5% abgeschöpft. Wichtigster Wettbewerber auf diesem Feld in Deutschland ist Coyo aus Hamburg. Weitere Konkurrenten sind Firstup aus den USA und Poppulo.

Die Pandemie mit ihrem Trend zum Homeoffice ist zwar nicht unmittelbar ein Treiber für das Geschäft von Staffbase. „Aber das Zugehörigkeitsgefühl vieler Beschäftigter zum Unternehmen wird auf die Probe gestellt. Die Unternehmen wollen dem entgegenwirken. Deshalb wächst die Bedeutung interner Kommunikation, deren Erfolg überprüft werden kann.“