Starker Gegenwind für Adidas
jh München
Die Engpässe in der Lieferkette und die Zurückhaltung chinesischer Kunden treffen Adidas schwer. Das und die Folgen neuerlicher Lockdowns in Asien hätten den Sportartikelkonzern im dritten Quartal etwa 600 Mill. Euro Umsatz gekostet, berichtete Finanzvorstand Harm Ohlmeyer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Ohne diese Effekte wäre der Konzernerlös von Juli bis September um 14% gewachsen. So waren es währungsbereinigt nur gut 3%.
Die Umsatzminderung im aktuellen Quartal bezifferte Ohlmeyer auf 400 Mill. Euro. Für die ersten drei Monate des nächsten Jahres werden 600 Mill. Euro erwartet. Einschließlich der halben Mrd. Euro in der ersten Hälfte dieses Jahres, unter anderem wegen geschlossener Läden in Europa und Nordamerika, gehen nach Berechnungen des Finanzchefs Adidas in nur 15 Monaten mehr als 2 Mrd. Euro Umsatz und rund 1 Mrd. Euro Bruttoergebnis verloren.
Der Vorstand zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass diese Effekte vorübergehend sind und im nächsten Frühjahr abflauen. 2022 werde Adidas wie mit der Fünfjahresstrategie „Own the Game“ angepeilt um mindestens 8 bis 10% wachsen, sagte Ohlmeyer. Auch das Geschäft in China werde dann wieder zulegen.
Vorstandschef Kasper Rorsted berichtete, Adidas habe in China ein Programm gestartet, um dort wieder zuzulegen. Nun werde stärker auf die lokale Perspektive von Verbrauchern gesetzt. Seit dem Frühjahr werden in China westliche Marken boykottiert, weil die EU und die USA wegen der Zwangsarbeit von Uiguren Sanktionen beschlossen haben.
Prognose abgeschwächt
Verschärft haben sich die Lieferengpässe in der gesamten Branche nach Fabrikschließungen in Vietnam im Sommer wegen der Pandemie. Rorsted erinnerte daran, dass das Land der größte Sportschuhproduzent der Welt und für drei Monate komplett geschlossen gewesen sei.
Alles in allem ist der Vorstand vorsichtiger geworden und rechnet nun für das gesamte Jahr 2021 mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 17 bis 18%. Bisher war von bis zu 20% die Rede. Für die ersten neun Monaten ergeben sich 21%.
Jeweils das untere Ende wird nun für die operative Marge (9,5 bis 10 %) und den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft (1,4 bis 1,5 Mrd. Euro) angepeilt. Von Januar bis September betrug die Marge 11,9%. Wegen erheblich höherer Beschaffungs- und Frachtkosten sowie eines weniger günstigen Marktmix senkte das Management die Prognose für die Bruttomarge von rund 52 auf 50,5 bis 51%. Den Marktmix beeinflusst wesentlich China, wo die operative Marge trotz des Rückgangs im dritten Quartal auf 26,6 (i.V. 31,5) % nach wie vor am höchsten ist.
Die veränderte Prognose und die Tatsache, dass der Umsatz und die Margen leicht unter den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten lagen, setzten dem Aktienkurs von Adidas am Mittwoch zu. Er gab um 3,7% auf 284,50 Euro nach. Der Kurs des kleineren Dax-Konkurrenten Puma verlor 0,9%, der von Nike in New York in den ersten Handelsstunden 2,8%.
Analysten kommentierten die Zahlen von Adidas ganz unterschiedlich. Nach Ansicht von Stifel waren die Ergebnisse beruhigend gut. Von J.P. Morgan hieß es dagegen, Adidas habe schwach abgeschnitten – gerade im Vergleich mit Puma, auch wenn das nicht überrasche.
Regional betrachtet legte Adidas am stärksten in Lateinamerika zu (siehe Grafik). Rorsted begründete dies mit einer starken Nachfrage in den wichtigen Kategorien Laufen, Fußball und Lifestyle. Zudem sei das Geschäft dort wenig von Corona beeinflusst.
Höhere Preise angekündigt
Für das vierte Quartal rechnet Rorsted nur mit einem stabilen Konzernumsatz. Für den Anfang des nächsten Jahres kündigte er Preiserhöhungen um einen mittleren einstelligen Prozentwert an. Das Markenrecht für Reebok erhöhte Adidas mit einer Zuschreibung von 402 Mill. Euro nach Steuern. Wie berichtet, wird Reebok an Authentic Brands in den USA verkauft.
Wertberichtigt Seite 8
Adidas | ||
Konzernzahlen nach IFRS1 | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 16 096 | 13 294 |
Bruttoergebnis | 8245 | 6 696 |
Bruttomarge (%) | 51,2 | 50,4 |
Betriebsergebnis | 1920 | 520 |
Ergebnis vor Steuern | 1808 | 418 |
Konzernergebnis | 1369 | 318 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 6,87 | 1,61 |
Operativer Cash-flow | 1776 | −840 |
Nettofinanzschulden2 | 3260 | 5 226 |
1) fortgeführtes Geschäft;2) bereinigt Börsen-Zeitung |