Start-up-Finanzierung bröckelt
Start-up-Finanzierung bröckelt
kro Frankfurt
Wagniskapitalinvestitionen weltweit erneut eingebrochen – KI bleibt Hoffnungsträger
Das Jahr 2023 hat sich für Unternehmensgründer und -investoren weltweit erneut als große Herausforderung erwiesen. Schon lange haben sich Geldgeber beim Fundraising nicht mehr so schwer getan und sind bei der Verteilung der Mittel deutlich auf die Bremse getreten. Die KI-Branche blieb bei all dem natürlich außen vor.
Dass der Aufschwung bei der Start-up-Finanzierung im Jahr 2023 ausbleiben würde, war relativ früh abzusehen. Schon im ersten Quartal sind die Wagniskapitalinvestoren weltweit um fast 47% zurückgegangen, wie Zahlen von Pitchbook zeigen. Mit Ablauf des Schlussquartals ist nun klar: Der Einbruch ist auch auf Ganzjahressicht deutlich. Die Datenanbieter Pitchbook, Dealroom und Crunchbase beziffern das Minus zum derzeitigen Stand über sämtliche Branchen hinweg jeweils auf 35 bis 38%.
Die Zinswende, Inflation und geopolitische Spannungen haben der globalen Gründerszene damit eines der schwierigsten Jahre seit langem eingebrockt. Selbst 2020, als die Corona-Pandemie ausgebrochen war, hatten sich Start-up-Investoren spendabler gezeigt als in der jetzigen Multi-Krise. Damals hatten sie mit 264 Mrd. Dollar (Pitchbook) allerdings auch selbst noch deutlich mehr Kapital bei ihren eigenen Geldgebern eingesammelt als im vergangenen Jahr, wo gerade mal 161 Mrd. Dollar zusammenkamen. Einen niedrigeren Wert hatte die Branche zuletzt im Jahr 2015 verzeichnet.
Entsprechend groß ist momentan der Druck für Gründer, mit ihrem Geschäftsmodell möglichst schnell in die schwarzen Zahlen zu kommen. Viele haben dafür im vergangenen Jahr keine andere Möglichkeit gesehen, als ihre Teams zu verkleinern: Laut der Internetseite Layoffs.fyi sind 2023 allein in der Tech-Branche weltweit über 262.000 Mitarbeitende vor die Tür gesetzt worden. Zahlreiche Jungfirmen sind zudem in die Insolvenz geschlittert.
Start-ups aus dem Bereich generative künstliche Intelligenz dürften von all den Schwierigkeiten freilich nicht viel mitgekriegt haben. Der Hype um die Technologie, mit der sich Texte, Bilder und weitere Inhalte auf Knopfdruck erzeugen lassen, hat der Branche bis Ende September vergangenen Jahres laut Dealroom fast 18 Mrd. Dollar an Wagniskapital eingebracht. Im Gesamtjahr hat sich die kumulierte Bewertung der Unternehmen mehr als verfünffacht.
Beobachter glauben, dass die allgemeine Fundraising-Flaute in der Venture-Capital-Branche jungen Unternehmen auch in Zukunft Probleme bereiten wird. Entsprechend werden derzeit Alternativen ausgelotet: Die Investmentbank Clipperton hat in einer Studie beispielsweise jüngst dargelegt, dass eine Übernahme durch traditionelle Finanzinvestoren als Exit-Option für Start-ups zuletzt an Bedeutung gewonnen hat. Andere wiederum rechnen damit, dass der als "Königsweg" erachtete Börsengang mit einer abflauenden Inflation durchaus wieder für mehr Jungunternehmen in Frage kommen könnte.