IPOs

Stromnetzfirma Pfisterer kündigt Börsengang an

Inmitten der eskalierenden Handelskonflikte will sich die schwäbische Stromnetzfirma Pfisterer an die Börse wagen. Das Familienunternehmen könnte gemessen an der Bewertung des italienischen Wettbewerbers Prysmian einen Marktwert von mehr als 500 Mill. Euro erreichen.

Stromnetzfirma Pfisterer kündigt Börsengang an

Stromnetzzulieferer Pfisterer kündigt Börsengang an

Familienunternehmen plant mit 100 Mill. Euro Emissionserlös aus neuen Aktien – Ein Viertel Streubesitz angepeilt – Gesamtwert bei mehr als 500 Mill. Euro

cru Frankfurt

Der schwäbische Stromnetzzulieferer Pfisterer Holding wagt sich als erstes deutsches Unternehmen in diesem Jahr mit seinen Börsenplänen aus der Deckung. Das 1921 gegründete Familienunternehmen aus Winterbach bei Stuttgart, das kabelunabhängige elektrische Verbindungen für die Schnittstellen von Stromnetzen anbietet, plant sein IPO im Freiverkehr noch im zweiten Quartal dieses Jahres. Ziel sei es, „das weltweite Wachstum voranzutreiben“, teilte die Firma mit.

In dem schwierigen Umfeld der Handelskonflikte und angesichts der hohen Volatilität an den Märkten sowie der überwiegend schlecht verlaufenen Börsengänge in Europa in diesem Jahr, die fast alle Kursverluste hinnehmen mussten, wird der Börsenkandidat es umso schwerer haben, die Investoren zu überzeugen. Pfisterer steigerte 2024 den Umsatz mit rund 1.200 Beschäftigten um 15% auf 383 Mill. Euro und wuchs damit stärker als der Markt. Mittelfristig soll der Umsatz 700 Mill. Euro erreichen. Der Auftragseingang legte 2024 um 19% auf 423 Mill. Euro zu – bei einem Auftragsbestand von 235 Mill. Euro. Gleichzeitig kletterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) überproportional um 24% von 52 Mill. auf 65 Mill. Euro. Das entspricht einer bereinigten Ebitda-Marge von knapp 17%. An die Aktionäre wurden 12 Mill. Euro als Dividende ausgeschüttet.

100 Mill. Euro aus neuen Aktien angepeilt

Neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung sollen der Firma einen Bruttoerlös von 100 Mill. Euro in die Kasse spülen. Dieses Geld soll vor allem in die Expansion investiert werden. Geplant ist die Errichtung neuer Produktionsstätten für 215 Mill. Euro. Investiert wird auch in ein Entwicklungs- und Testlabor für die Hochspannungs-Gleichstrom-Technik (HVDC) sowie in kleinere Zukäufe. Ein Beispiel für die M&A-Strategie sei die kürzlich abgeschlossene Übernahme von Power CSL, einem spezialisierten Ingenieurunternehmen, das Produkte für die Verbindung von Unterseekabeln für die globale Offshore-Industrie anbietet.

Darüber hinaus will die Eigentümerfamilie auch bestehende Aktien anbieten. Wie viele das sein werden, ist noch offen. Angestrebt wird indes ein Streubesitz von mindestens 25%. Geplant sei eine Notierung der Aktien im Scale-Segment, dem Wachstumsmarkt in Frankfurt für kleinere Unternehmen, bei gleichzeitiger Einhaltung der Transparenzregeln des Prime Standards. Als vergleichbarer Wettbewerber von Pfisterer gilt die italienische Firma Prysmian. Daran orientiert könnte Pfisterer bei einem üblichen Abschlag von 25% eine Bewertung von 500 Mill. bis 700 Mill. Euro erreichen.

Berenberg im Lead

„Der geplante Börsengang ermöglicht es uns, unser Wachstum durch mehrere klar identifizierte Investitionen zu beschleunigen“, sagte Pfisterer-Co-CEO und Sprecher Johannes Linden. Federführend für den Börsengang engagiert sind Berenberg sowie Commerzbank und Oddo-BHF. Als Co-Global Coordinator & Joint Bookrunner tritt die LBBW auf sowie als Co-Manager die ICF Bank.

Fabrik in Tschechien

2015 hatte Pfisterer das Investitionsprogramm „Next Level“ angestoßen. In diesem Zuge entstand ein neuer Produktionsstandort im tschechischen Kadaň. Insgesamt ist Pfisterer mit 17 operativen Standorten in 15 Ländern vertreten, darunter auch die USA. Durch den Erwerb von Lapp Insulators, einem der größten Anbieter von Hochspannungsisolatoren aus Porzellan und Verbundstoffen, nahm die Firmengruppe eine bedeutende Position auf dem Weltmarkt für Hochspannungsisolatoren ein. Der Aktionär und Enkel des Gründers, Karl-Heinz Pfisterer, ist 2023 auf den Posten als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der SE gewechselt.

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