Geschäftsübernahme

T-Mobile Netherlands wird hoch bewertet

Gespräch mit René Obermann, Co-Chef für Europa bei Warburg Pincus, die im Rahmen eines Konsortiums mit dem Finanzinvestor Apax das Telekom-Geschäft in den Niederlanden erwerben.

T-Mobile Netherlands wird hoch bewertet

cru Frankfurt – Die Telekom zieht sich endgültig aus den Niederlanden zurück und verkauft ihr zusammen mit Tele2 gehaltenes Geschäft an ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Apax und Warburg Pincus. Co-Chef für Europa ist bei Warburg Pincus der frühere Telekom-Chef René Obermann, ein exzellenter Kenner des Marktes, der in den Niederlanden auch einige Wochen den Kabelnetzbetreiber Ziggo geführt hat, bevor dieser vom US-Konzern Liberty Global gekauft wurde.

T-Mobile Netherlands wird bei dem aktuellen Deal, der federführend von Morgan Stanley begleitet wurde, mit 5,1 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet. Damit zahlen Apax und Warburg Pincus einen hohen Preis für das Unternehmen, das in wenigen Jahren an die Börse gehen soll: Der Betrag entspricht dem 8,7-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda). Normal wäre in der Branche eher das Sechsfache – es gibt aber auch einzelne Deals, bei denen das Zehnfache bezahlt wurde.

„Wichtig ist die Wachstumsdynamik“, sagte Obermann der Börsen-Zeitung. „Das ist für beide Seiten ein fairer Preis. T-Mobile Netherlands ist der Wachstumsführer mit starken Finanzzahlen. In den Ausbau von LTE sowie 5G und in andere Produkte und Dienstleistungen werden wir in den kommenden Jahren mehrere hundert Millionen Euro investieren.“ Ebenso wie Obermann hat auch Warburg Pincus als Investmenthaus, das 64 Mrd. Dollar verwaltet, Erfahrung in der Branche: Zu den Beteiligungen zählte in Deutschland etwa der an EQT Infrastructure verkaufte Glasfaserspezialist Inexio.

Es handelt sich um den fünftgrößten Deal von Finanzinvestoren im Jahr 2021 in Europa und die viertgrößte Transaktion in der Telekombranche in den vergangenen zehn Jahren. Bei Vollzug der Transaktion erhält die Deutsche Telekom rund 3,8 Mrd. Euro. Ursprünglich wollte sich die Telekom bereits 2015 von dem Niederlande-Geschäft trennen, aber die Interessenten boten damals nur 2,3 Mrd. Euro. Das war der Telekom zu wenig. Deshalb wurde T-Mobile Netherlands in die Sparte Corporate Developments übertragen und fortan nach Private-Equity-Art ge­führt – mit entsprechenden Incentives für das Management. Der Konzern stärkte dann die Sparte mit den Zukäufen der niederländischen Tele2 und von Simple, einem Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz.

Es gibt nun drei Spieler auf dem niederländischen Markt – neben T-Mobile Netherlands sind das KPN und Vodafone. Das bedeutet, das Preisniveau dürfte nach oben gehen. Vielleicht rührt daher auch die Bereitschaft von Apax und Warburg Pincus, den hohen Preis zu zahlen. Zumal Obermann die Lage auf dem niederländischen Markt ja bestens kennt und daher weiß, dass auch die beiden Wettbewerber nicht auf einen Preiskampf aus sein werden. Er kann nun im operativen Geschäft – ohne weitere Zukäufe – die Früchte des Oligopols ernten.

Der Aktienkurs des Konkurrenten KPN war vor dem Verkauf von T-Mobile Netherlands kräftig gesunken, weil auch der gefürchtete indische Konkurrent Jio, eine Tochter des Reliance-Konzerns, zu den Bietern zählte und den Markt aufgemischt hätte. Jetzt herrscht Erleichterung, dass Jio außen vor bleibt: Der Kurs von KPN geht wieder nach oben – zumal die Finanzinvestoren EQT und KKR am Kauf von KPN interessiert sind. Das wird voraussichtlich der nächste große Telekom-Deal.