Übernahme von 1E

Teamviewer wagt bislang größten Zukauf

Der Softwarekonzern Teamviewer will sich in seiner bisher größten Übernahme mit 1E verstärken. Am Markt kommt die mit 720 Mill. Dollar bewertete Transaktion nicht gut an.

Teamviewer wagt bislang größten Zukauf

Teamviewer wagt bislang größten Zukauf

Übernahme der Softwarefirma 1E für 720 Mill. Dollar – Aktie verliert deutlich

sar Frankfurt

In der bislang größten Übernahme der Firmengeschichte schluckt Teamviewer die Softwarefirma 1E. Die Transaktion soll das ertragreiche Enterprise-Geschäft mit großen Firmenkunden stärken und die Präsenz auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt festigen, sagte CEO Oliver Steil in einer Telefonkonferenz.

Die 1997 gegründete 1E hat rund 300 Beschäftigte. Im Juni 2021 erwarb der Private-Equity-Investor Carlyle einen Mehrheitsanteil, in Medienberichten war damals von einer Unternehmensbewertung von 270 Mill. Dollar die Rede. Beim Verkauf an Teamviewer wurde für 1E nun eine Bewertung von 720 Mill. Dollar frei von Barmitteln und Schulden („cash and debt free“) angesetzt. 1E erzielte per September 2024 einen Umsatz von 69 Mill. Dollar und eine bereinigte Ebitda-Marge von 26%. Teamviewer will die Transaktion Anfang 2025 abschließen.

Teamviewer setzt auf Synergien

Die Göppinger rechnen mit umfassenden Synergien. Teamviewers Fernwartungslösungen sollen mit der IT-Plattform von 1E zusammengeführt werden, um eine „branchenführende „Komplettlösung für IT-Prozesse“ zu schaffen. Die 1E-Software liefert Unternehmen in Echtzeit einen Überblick über ihre IT-Landschaft, identifiziert Störungen und hilft bei der Behebung. Der Anteil jährlich wiederkehrender Erlöse (Annual Recurring Revenue) lag per September bei 77 Mill. Dollar.

Bei den Kunden gebe es kaum Überschneidungen, der Zukauf biete erhebliches Potenzial für Cross-Selling, betont das Teamviewer-Management um CEO Steil und CFO Michael Wilkens. Das MDax-Unternehmen will 2026 Synergien von 10 Mill. Dollar aus der Transaktion erzielen, 2027 sollen es 25 Mill. Euro sein. 2027 will Teamviewer auch „voraussichtlich zu zweistelligen Wachstumsraten zurückkehren“, hießt es in einer Mitteilung. Entsprechend dürfte das Wachstum in den kommenden Jahren schwächer ausfallen.

Aktie verliert zweistellig

Am Markt kam die Transaktion nicht gut an. Die Aktie, die bereits nach der Eingrenzung der Umsatzziele für das laufende Jahr einen Dämpfer bekommen hatte, verlor am Dienstag im Handelsverlauf erneut mehr als 10% an Wert. Dazu dürfte beigetragen haben, dass CEO Steil weitere Aktienrückkäufe in den kommenden zwei Jahren als unwahrscheinlich eingestuft hat.

Stattdessen will Teamviewer nach dem über Eigen- und Fremdmittel finanzierten Deal schnell entschulden. Nach dem Closing erwartet das Unternehmen einen Verschuldungsfaktor von 3,3, bis Ende 2026 soll er unter 2,0 sinken. Im Rahmen der Übernahme rückt 1E-CEO Mark Banfield als Chief Commercial Officer in den Teamviewer-Vorstand, Stephen Tarleton wechselt als Marketingchef. Beide starten nach Closing des Deals.