Techem treibt Milliardenrefinanzierung mit großer neuer Anleihe voran
Techem treibt Milliardenrefinanzierung voran
Mit großer neuer Anleihe verschafft sich Heizkostenerfassungskonzern nach Übernahme durch TPG frisches Geld für Zukäufe
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Techem ist gerade im drittgrößten Private-Equity-Deal aller Zeiten in Deutschland vom US-Finanzinvestor TPG und dem Staatskonzern GIC aus Singapur übernommen worden. Jetzt ordnet der Heizkostenerfassungskonzern aus Eschborn bei Frankfurt seine Milliardenschulden neu. „Wir haben die Zustimmung unserer alten Gläubiger für den Eigentümerwechsel erhalten. Das grüne Licht zeigt, wie attraktiv wir als Schuldner sind“, sagte Finanzvorstand Carsten Sürig der Börsen-Zeitung. „Außerdem haben wir von den Investoren das Go erhalten, um unseren alten Junior Bond durch einen doppelt so großen Senior Bond mit 750 Mill. Euro Volumen abzulösen.“
Der Preis für die Anleihe werde am Mittwoch festgesetzt. „Der Markt ist zurzeit sehr stark und bietet günstige Konditionen, deswegen machen wir es jetzt“, sagte Sürig. Mit der Emission wurden Goldman Sachs und UBS federführend beauftragt.
Das frische Kapital werde auch für mögliche Zukäufe besorgt. In Europa zeichnet sich ein Trend zur Branchenkonsolidierung ab. Allein in Deutschland gibt es neben Platzhirschen wie Techem und Ista noch rund 300 kleinere Messdienste. Techem ist in 18 Ländern Europas aktiv.
Es geht im Geschäft von Techem vor allem um die verbrauchsabhängige Erfassung und Abrechnung von Wärme und Wasser sowie die monatlichen Verbrauchsinformationen. Neben dem Ablesen kümmert sich die Firma außerdem um Rauchmelder sowie Legionellenprüfung, das Betreiben von Wärmepumpen oder Gasheizungen und Elektroautoladestationen. Mit den Energieeffizienzdienstleistungen samt Digitalisierung hat sich Techem gleichsam in den vergangenen Jahren neu erfunden.
Hauptkonkurrent Ista
Hauptkonkurrenten sind Ista aus Essen, die dem Hongkonger Milliardär Li Ka-shing gehört, sowie die Mittelständler Brunata und Minol. Im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) wuchs der Umsatz von Techem um 13% auf 1,01 Mrd. Euro und überschritt damit erstmals die Milliardenmarke. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023/24 werden erst im Februar 2025 vorgelegt. Techem hatte im Februar 2024 die Laufzeiten für einen Großteil seiner Verbindlichkeiten um vier Jahre bis 2029 verlängert und kommt auf eine Nettoverschuldung von 2,8 Mrd. Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag laut dem Zwischenbericht in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2024 bei 552 Mill. Euro.
Laut Sürig ist das „reported Ebitda“ 2024 um 15% gestiegen. Deshalb werde der Verschuldungsgrad, der beim Fünffachen des operativen Gewinns (Ebitda) liegt, trotz der wachsenden Verschuldung nicht steigen. Die schweizerische Partners Group hatte Techem kürzlich für 6,7 Mrd. Euro an den Klimafonds TPG Rise Climate der US-Beteiligungsgesellschaft TPG verkauft, die sich den Staatsfonds GIC aus Singapur als Co-Investor an die Seite geholt hat. TPG hält rund zwei Drittel der Anteile und GIC den Rest. Neben der Partners Group sind auch die kanadischen Pensionsfonds CDPQ und OTPP als Co-Investoren bei Techem ausgestiegen.
Die aktuellen Transaktionen sind die zweite Stufe der milliardenschweren Refinanzierung von Techem. Im Februar 2024 hatte das Unternehmen bereits im Rahmen einer zügig innerhalb von einer Woche ausgeführten Transaktion zur Anpassung der Kreditkonditionen und der Verlängerung der Laufzeiten – im Fachjargon „Amend & Extend“ genannt – die Fälligkeit des Senior Term Loans um vier Jahre bis Juli 2029 verlängert und dabei gleichzeitig das Volumen von 1,145 Mrd. auf 1,8 Mrd. Euro erhöht. Die Zinsmarge wurde von 2,375% pro Jahr auf 3,750% pro Jahr erhöht. Laut Goldman Sachs handelte es sich um den „preisgünstigsten Single B Euro Term Loan B mit einem erheblichen New Money Anteil im bisherigen Jahresverlauf“.
28 Jahre bei Private Equity
Techem ist schon lange in Private-Equity-Hand: BC Partners übernahm schon im Jahr 1996, als die Firma noch 226 Mill. Euro Umsatz machte, von der Gründerfamilie Ott 55% der Anteile – damals der größte deutsche Family Buy-out. Die Partners Group hatte das Unternehmen dann 2018 zusammen mit den Pensionsfonds Caisse de dépôt et placement du Québec und Ontario Teachers’ Pension Plan von der Private-Equity-Firma Macquarie für 4,6 Mrd. Euro einschließlich ungefähr 2,5 Mrd. Euro Nettoschulden übernommen.