Telefónica Deutschland schaltet einen Gang zurück
Telefónica Deutschland bleibt in einem wackeligen konjunkturellen Umfeld optimistisch. Der Mobilfunkanbieter hat im dritten Jahr des Strategieprogramms „Investment for Growth“ bei Umsatz und Ergebnis mehr erreicht als ursprünglich geplant und ist nach den Worten von CEO Markus Haas auch für den laufenden Turnus „zuversichtlich“. Nach einem Umsatzplus von 5,9% und einem Anstieg des operativen Ergebnisses um 5,3% im vergangenen Jahr schaltet die Tochter des spanischen Telefónica-Konzerns allerdings zunächst einen Gang zurück. 2023 sollen die Konzernerlöse sowie der operative Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda) wieder jeweils im niedrigen einstelligen Bereich zulegen. Haas verwies allerdings darauf, dass ein ähnlicher Ausblick für 2022 später angehoben wurde. Die Aktie, die seit einem Tief bei 2,22 Euro im Dezember rund 30% gewonnen hat, litt dennoch unter Gewinnmitnahmen und gab gestern 1,4% nach.
Der Mobilfunkanbieter steigerte das Ergebnis unterm Strich 2022 leicht auf 232 Mill. Euro, wobei im Vorjahr ein Veräußerungsgewinn von 262 Mill. Euro aus dem Verkauf von Mobilfunktürmen enthalten war. Auch die Cashflow-Entwicklung wurde im Vergleich von dem Asset-Verkauf beeinflusst. So stellte sich der Free Cashflow after Leases 2022 auf 453 Mill. Euro gegenüber 360 Mill. Euro, bereinigt um den Sondererlös des Vorjahres. Die positive Geschäftsentwicklung soll sich für die Aktionäre in einer Dividende von 0,18 Euro je Aktie niederschlagen, die zugleich als Untergrenze auch für das laufende Jahr gelten soll.
Telefónica Deutschland wächst seit einigen Quartalen schneller als die beiden großen Wettbewerber Telekom und Vodafone und hat auch im vergangenen Jahr Marktanteile gewonnen. Seit Beginn der Investitionsphase, also in den Jahren 2020 bis 2022, hat der Mobilfunkanbieter seinen Marktanteil bei Vertragskunden um 1,4 Prozentpunkte auf 33% ausgebaut. Die wachsende Vertragskundenbasis schlägt sich in der Entwicklung der höhermargigen Umsätze aus Mobilfunkservices nieder. Diese schnellten im Schlussquartal um 8,8% auf 1,52 Mrd. Euro in die Höhe, während die Konzernerlöse insgesamt um 6,6% auf 2,19 Mrd. Euro anschwollen. Das Ebitda legte etwas überproportional um 6,8% auf 667 Mill. Euro zu. Im Gesamtjahr lag das Plus der Mobilfunkservice-Einnahmen bei 4,6% auf 5,74 Mrd. Euro, blieb also hinter der Gesamtumsatzdynamik etwas zurück, während dies im Schlussquartal umgekehrt war.
Grund ist die Umsatzentwicklung bei mobilen Endgeräten, die im Schlussquartal mit + 3,4% vergleichsweise moderat zulegte, während im Gesamtjahr ein Anstieg von 13,9% zu Buche steht. Dies deckt sich mit dem Trend zu einer verlängerten Nutzungsdauer insbesondere bei teuren Smartphones, die auch der Branchenverband Bitkom in einer aktuellen Studie ausgemacht hat. Demnach dürfte der Geräteabsatz im laufenden Jahr hierzulande leicht auf 21,4 Millionen sinken, während die Erlöse noch 1,5% auf 12 Mrd. Euro ansteigen. Insgesamt rechnet der Verband mit in etwa stabilen Umsätzen aus dem deutschen Smartphone-Ökosystem aus Endgeräten, Apps und Mobilfunkservices von 38,6 Mrd. Euro. Der Anteil derjenigen, die ihr Smartphone länger als ein Jahr benutzen, ist laut Umfrage auf fast ein Viertel gestiegen, in den Vorjahren waren es nur 16% (2022) bzw. 8% (2021).