Fußballrechte

Telefónica und BT geben das Spiel nicht verloren

Telefónica und BT Group sind die einzigen unter den europäischen Telekomkonzernen, die auf die Vermarktung eigenen Contents setzen. Beide hoffen auf höhere Renditen ihrer teuer erworbenen Fußballrechte.

Telefónica und BT geben das Spiel nicht verloren

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Unter den europäischen Telekomriesen sind Telefónica und BT Group die einzigen, die sich strategisch für die Akquisition von teurem Bestseller-Content entschieden haben, um ihre Wertschöpfungstiefe zu erhöhen und in dem höhermargigen Geschäft mitzuspielen. Beide haben Milliarden in den Erwerb von erstklassigen Fußballrechten und den Aufbau entsprechender Sende-Plattformen gesteckt. Die Renditen lassen am Erfolg Zweifel aufkommen. Dennoch geben die Konzerne ihr Spiel nicht verloren.

So hat sich Telefónica, die im spanischen Heimatmarkt unter einem erdrückenden Wettbewerb leidet, den Erwerb der neuen Senderechte für Spaniens La Liga vom Wettbewerber Dazn 1,4 Mrd. Euro kosten lassen. Damit kann die Telekomfirma nun doch alle die Spiele, deren Rechte sie in einer 5-Mrd.-Euro-Auktion im vergangenen November an Dazn verloren hatte, auf ihrer Plattform Movistar zeigen. Konkret zahlt Telefónica 280 Mill. Euro jährlich über fünf Jahre.

Die Spanier hatten vor einiger Zeit eine strategische Überprüfung ihres TV-Geschäfts angekündigt, sind jetzt aber offenbar zu dem Schluss gekommen, die Sparte zu behalten. Einen Vorstoß von Vivendi, die das Geschäft kaufen wollte, hat Telefónica abgelehnt. Das Unternehmen treibt seit geraumer Zeit Geld ein, indem es passive Infrastruktur wie Glasfaserkabel oder Mobilfunktürme, die zu hohen Bewertungen umgehen, abstößt. Reinvestiert wird nun offenbar erneut in Premium-Content, um die Attraktivität des eigenen Komplettangebots aus Telefonie, Internet und TV im Heimatmarkt zu erhöhen. Als Pluspunkt der teuren Sportrechte gilt, dass Sport von den Veränderungen der Mediengewohnheiten der Kunden ziemlich abgeschirmt zu sein scheint, also ein Dauerbrenner ist. Am spanischen Markt dreht sich in der Branche derzeit das M&A-Karussell, allerdings ohne Telefónica, deren Marktanteil bereits zu groß ist.

Der britische Wettbewerber BT Group, der sich den eigenen Sportkanal BT Sports jährlich rund 800 Mill. Pfund kosten lässt, hat mit den insgesamt milliardenschweren Investitionen bisher auch noch wenig erreicht. Die Nettofinanzschulden im Konzern beliefen sich Ende März auf 17,7 Mrd. Pfund. Nun bemüht sich BT seit einiger Zeit um einen Partner, der dazu beiträgt, das Sportrechtegeschäft zu skalieren und damit eventuell ertragsstärker zu machen. Nachdem Gespräche mit Dazn nicht zum Ziel führten, steht das Unternehmen nun dem Vernehmen nach kurz vor einer Übereinkunft mit Discovery, um BT Sports mit EurosportUK zusammenzuführen. Sollte es zum Schulterschluss kommen, hätte das neue Unternehmen unter anderem Übertragungsrechte für die Premier League, die Champions League, Grand-Slam-Tennis und Premiership-Rugby, ein ordentliches Portfolio, das BT aus Analystensicht „mehr Luft zum Atmen“ verschafft.

Die Luft hat der Konzern nötig. Die geschäftliche Lethargie und der Kursverfall der Aktie haben im vergangenen Jahr zu Bewegung im Aktionärskreis geführt. Der französische Milliardär Patrick Drahi hat ein Paket von 18% aufgebaut. Er dringt dem Vernehmen nach auf eine Abspaltung des Festnetzes, um die Infrastruktur mit Hilfe von weiteren Investoren schneller ausbauen zu können. Die BT-Aktie ist seit dem Einstieg von Drahi um fast 40% gestiegen. Die Deutsche Telekom hält auch 12% an BT Group.