Telekomriesen zapfen ihre Heimatbörsen an
nh Schanghai
Die staatskontrollierten chinesischen Telekomriesen China Mobile und China Telecom sehen die Zeit gekommen, erstmals an den chinesischen Festlandbörsen die Anleger mit Aktienofferten anzuzapfen. Wie der nach Kundenzahlen weltgrößte Mobilfunkanbieter China Mobile zu Wochenbeginn erklärte, ist ein Zweitlisting an der Shanghai Stock Exchange geplant, mit dem der Sektorriese bis zu 7 Mrd. Dollar (5,8 Mrd. Euro) an Kapital einsammeln könnte. Die wie auch China Mobile an der Hongkonger Börse erstnotierte China Telecom hatte bereits im März wissen lassen, dass ein flankierendes Listing in Schanghai rund 4 Mrd. Dollar an frischen Mitteln einfahren soll.
Mit den Börsengängen im Jumboformat versuchen die beiden führenden chinesischen Telekomkonzerne aus einer Not eine Tugend zu machen, nachdem sie zu den ersten chinesischen „Opfern“ gehören, denen im Zuge der heftigen Spannungen zwischen China und den USA aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus künftig ein Zugang zum US-Aktienkapitalmarkt verwehrt wird. So stehen China Mobile und China Telecom zusammen mit dem weiteren staatlichen Mobilfunkanbieter China Unicom im Rahmen eines sogenannten Delisting-Verfahrens kurz vor dem Ausscheiden aus dem Kurszettel der New York Stock Exchange (Nyse), sprich dem „Rausschmiss“ von der Wall Street.
Im November vergangenen Jahres hatte der damalige US-Präsident Donald Trump eine Direktverfügung (Executive Order) erlassen, der zufolge US-Investoren nicht länger in Gesellschaften investieren dürfen, die nach Einschätzung Washingtons direkte Verbindungen zu Chinas Streitkräften aufweisen. Dabei waren die drei staatlichen chinesischen Telekomkonzerne prompt auf der entsprechenden schwarzen Liste gelandet.
Biden lässt nicht locker
Hoffnungen, dass die neue Regierung um Präsident Joe Biden von Trump erwirkte Beschränkungen wieder lockern würden, haben sich bislang nur in einigen wenigen Fällen manifestiert. So muss der chinesische Internetriese Bytedance nicht länger ernsthaft befürchten, dass der von ihm betriebene Tiktok-Videodienst wie von Trump angedacht in den USA gesperrt wird oder aber mit einer US-Adresse zusammengelegt werden muss. Außerdem wurde der von Trump wegen des Verdachts von Militärbeziehungen mit Beschränkungen belegte Smartphonehersteller Xiaomi in der vergangenen Woche wieder von der schwarzen Liste genommen.
Was jedoch die chinesischen Telekomriesen angeht, scheint Washington an der Investorensperre wegen vermuteter Verbindungen zur Armee festhalten zu wollen. Seitens der New York Stock Exchange wiederum hatte es im Rahmen von Konsultationsverfahren und Anhörungen ein mehrfaches Hin und Her gegeben, letztlich aber hat sich der Börsenbetreiber dazu entschlossen, das von sicherheitspolitischen Bedenken ausgelöste Delisting-Verfahren durchzuziehen und dafür zu sorgen, dass sich US-Investoren bei den Gesellschaften künftig heraushalten.
Wie China Mobile nun mitteilt, sollen insgesamt 965 Millionen Aktien ausgegeben werden und damit 4,5% des erweiterten Kapitals an die Shanghai Stock Exchange gebracht werden. Im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption könnte die Offerte noch um 15% aufgestockt werden. China Mobile hat noch keine Angaben zu Preiskonditionen und dem genauen Timing der Offerte gemacht. Auf Basis des Schlusskurses der Titel in Hongkong vom Montag kommt die Gesellschaft auf eine Marktkapitalisierung von 999 Mrd. HK-Dollar, entsprechend immerhin rund 105 Mrd. Euro.
Für das erste Geschäftsquartal 2021 hatte China Mobile einen Anstieg der Konzernumsätze um knapp 10% auf 198,4 Mrd. Yuan (25,8 Mrd. Euro) vermeldet. Der Gewinn nach Steuern zog um 2,3% auf 24,1 Mrd. Yuan an. Zum Stand 31. März zählte die Gesellschaft 940 Mobilfunkkunden im Reich der Mitte, von denen bereits 189 Millionen leistungsfähige 5G-Dienste nutzen.
Wertberichtigt Seite 8