Thoma Bravo schmiedet erneut Cybersecurity-Deal
sar Frankfurt
Thoma Bravo schaut sich erneut nach Zuwachs für ihr Portfolio um: Derzeit laufen Übernahmegespräche mit Darktrace, einem Anbieter von Sicherheitssoftware für Unternehmen, über ein Barangebot für sämtliche Anteile, bestätigte das Zielunternehmen. Die Diskussionen seien in einem frühen Stadium – ob und unter welchen Bedingungen ein Angebot folgen könnte, sei noch nicht absehbar, teilte Darktrace mit. Bis zum 12. September hat Thoma Bravo nun Zeit, ein finales Gebot vorzulegen oder die Gespräche für beendet zu erklären.
Darktrace profitierte von der Ankündigung: An der London Stock Exchange sprang der Kurs nach Bekanntwerden um gut 30% von etwa 400 Pence auf 530 Pence, fiel dann im Tagesverlauf aber wieder in Richtung der 500-Pence-Marke. Auf diesem Niveau läge die Darktrace-Marktkapitalisierung bei etwa 3,5 Mrd. Pfund.
Das seit April 2021 börsennotierte Unternehmen ist hohe Volatilität gewohnt: Der Kurs kletterte gleich beim Börsendebüt um 40% über den Ausgabepreis von 250 Pence und erreichte in der Spitze 945 Pence. Allerdings geriet Darktrace danach unter Druck. Analysten meldeten Zweifel an der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells an, Shortseller Shadowfall wettete gegen die Aktie. Anfang Juli dieses Jahres rutschte der Kurs unter die 300-Pence-Marke.
Die Darktrace-Technologie soll mithilfe künstlicher Intelligenz vor Cyberattacken schützen. Einer der bekanntesten Namen im Umfeld von Darktrace ist Mike Lynch, einst als britische Antwort auf Bill Gates gefeiert und mehrere Jahre Darktrace-Berater. Er sorgte über sein Investmentvehikel Invoke für die Anschubfinanzierung von Darktrace. Doch die Verbindung wird zur Belastung: 2011 verkaufte Lynch sein Unternehmen Autonomy an Hewlett-Packard. Im Nachgang des milliardenschweren Deals wurden Vorwürfe laut, Lynch habe den Wert seines Unternehmens im Vorfeld künstlich aufgebläht. Lynch bestreitet dies. Der Fall beschäftigt die Justiz noch immer. Im Januar dieses Jahres entschied ein Londoner Gericht, dass Lynch an die USA ausgeliefert werden soll.
Die Analysten von Stifel bezeichneten Darktrace Mitte Juli als „high-risk/high-reward opportunity“. Dass Darktrace die Gespräche mit Thoma Bravo in einem frühen Stadium öffentlich bestätigt, könnte auch ein Hinweis an andere potenzielle Bieter sein, heißt es nun in einem Analyse-Update. Die Stifel-Analysten schätzen auf Basis vergleichbarer Transaktionen, dass Darktrace im Falle einer Transaktion ein Premium von 39% bis 70% gegenüber dem Schlusskurs vor Ankündigung der Gespräche erwarten könnte – das entspräche zwischen 585 und 715 Pence je Aktie. Für seinen jüngsten Zukauf Ping Identity, einen Spezialisten für passwortlose Authentifizierung, bot Thoma Bravo demnach ein Premium von rund 63%.
Der Finanzinvestor hat sich die rückläufigen Bewertungen im Software-Umfeld in den vergangenen Monaten gleich mehrfach zunutze gemacht und legte in diesem Jahr beispielsweise schon Angebote für das Cybersecurity-Unternehmen Sailpoint sowie das Softwareunternehmen Anaplan vor.
Die M&A-Aktivität hat im Bereich Cybersecurity zuletzt stark zugelegt, zeigen Daten des Beratungshauses Momentum Cyber. Im vergangenen Jahr gab es 286 Transaktionen im Gesamtwert von 77,5 Mrd. Dollar, mehr als die Hälfte davon entfiel auf Übernahmen öffentlicher Unternehmen (siehe Grafik). Ein Transaktionsvolumen von 42,3 Mrd. Dollar steuerten Private-Equity-Investoren bei – unter anderem Advent International als einer der Bieter für McAfee, Permira als Bieter für Mimecast, aber auch Thoma Bravo mit der Übernahme von Proofpoint.