Stahlindustrie

Thyssenkrupp lässt sich nicht drängen

Zurück auf Los: Thyssenkrupp holt Pläne zur Verselbständigung der Stahlsparte und von Marine Systems sowie zum Börsengang von Nucera aus der Schublade.

Thyssenkrupp lässt sich nicht drängen

ab Düsseldorf – Thyssenkrupp hält am Plan zur Verselbständigung der Stahlsparte und dem Börsengang der Elektrolyse-Tochter Nucera fest, auch wenn das widrige Umfeld die Pläne im vorigen Jahr durchkreuzt habe. „Wir sind bei einigen Themen nicht so vorangekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten“, räumt Vorstandschefin Martina Merz in einer vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung am kommenden Freitag ein.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen sei es im Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) gelungen, den höchsten Betriebsgewinn seit 2008 zu erwirtschaften, erstmals seit vier Jahren werde wieder eine Dividende vorgeschlagen, zählt Merz die Erfolge auf. Dass Thyssenkrupp nach drei Jahren Transformation dennoch nicht am Ziel sei, sei dem schwierigen Umfeld geschuldet. „Das hat gebremst, aber es hat uns nicht gestoppt.“ Der eingeschlagene Weg sei zweifelsohne der richtige.

Baustellen gibt es in der Group of Companies, zu welcher der Traditionskonzern umgebaut werden soll, weiterhin. Allen voran ist dabei die Stahlsparte zu nennen. Nachdem die Pläne zur Verselbständigung des Segments auf Eis gelegt wurden, wird jetzt auf Förderbescheide aus Brüssel gewartet, damit der Bau einer Direktreduktionsanlage in Duisburg endlich in Angriff genommen werden kann. „Wir rechnen damit, dass die EU-Kommission in Brüssel noch im ersten Halbjahr dieses Jahres grünes Licht geben wird“, sagt Merz.

Benötigt werde ein Grenzausgleichsmechanismus auf europäischer Ebene und eine Absicherung höherer Betriebskosten durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen, fordert die Managerin. Die Abkehr von der Hochofenroute ist nach Aussagen von Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm „eine Herkulesaufgabe“, die „in Deutschland keinem Stahlunternehmen ohne staatliche Unterstützung gelingen“ werde.

In Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen, der konjunkturellen Entwicklung und jener der Rohstoff- und Energiepreise „können wir belastbare Entscheidungen über die konkrete Ausgestaltung der Verselbständigung treffen“, sagt Merz. Auch für das Segment Marine Systems bleibe die Eigenständigkeit das Ziel.

Wenngleich Merz beteuert, dass die Transformation der Wirtschaft Thyssenkrupp enorme Chancen eröffne, sind umfangreiche Investitionen vorerst nicht drin. Denn: „Wir müssen alles daransetzen, das ausgegebene Ziel eines ausgeglichenen Free Cashflows vor M&A auf Gruppenebene zu erreichen.“

Entsprechend sollen Maßnahmen zur Ergebnissicherung ergriffen, die Kapitalproduktivität erhöht und die Investitionen temporär abgesenkt werden. Quersubventionierungen sollen der Vergangenheit angehören. „Folgerichtig prüfen wir auch eine schrittweise dezentralere Aufstellung der Unternehmensfinanzierung“, kündigt Merz an.