TIM schreibt tiefrot und plant Umbau
bl Mailand
Nach einem erneut hohen Quartalsverlust hofft Pietro Labriola, CEO von Telecom Italia (TIM), auf positive Impulse durch die geplante Aufteilung des Unternehmens in eine Netz- und eine Dienstleistungssparte. Entsprechende Gespräche mit den Anteilseignern Cassa Depositi e Prestiti (CDP), mit Vivendi, KKR und Macquarie dauerten an. Es habe zwar Verzögerungen gegeben, aber keine grundsätzlichen Probleme. Auch mit Dazn werden derzeit Gespräche über eine Änderung der Kooperationsvereinbarung über die Streaming-Übertragung von Spielen der italienischen Fußball-Liga Serie A geführt. Die Erwartungen in diese Vereinbarung wurden deutlich verfehlt. Das Joint Venture schreibt rote Zahlen.
Für das erste Quartal 2022 hat TIM, die 2021 nach drei Gewinnwarnungen einen Rekordverlust von 8,7 Mrd. Euro gemacht hat, bei einem Umsatz von 3,6 Mrd. Euro (−2,3%) einen Verlust von 204 (i.V. 228) Mill. Euro gemeldet. Hauptgrund dafür waren anhaltende Probleme auf dem Heimatmarkt, insbesondere im Mobilfunk, wo ein beinharter Konkurrenzkampf tobt. Einen teilweisen Ausgleich brachte das Brasiliengeschäft, das etwa ein Fünftel zum TIM-Umsatz beiträgt. Während die Erlöse in Italien um 7,7% auf 2,85 Mrd. Euro einbrachen, stiegen sie in Brasilien um 8,9% auf 806 Mill. Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) ging konzernweit um 13,4% auf 1,3 Mrd. Euro zurück. In Italien sank es um 18,3% auf 1 Mrd. Euro, in Brasilien gab es einen Zuwachs von 5,1% auf 400 Mill. Euro.
Die Verschuldung wuchs um 1,5 Mrd. auf 22,6 Mrd. Euro. Bereits Ende April hatte sich TIM mit einem Konsortium um Ardian über den Verkauf einer indirekten Beteiligung von rund 30% am Sendemastenbetreiber Inwit geeinigt. Das spülte rund 1,3 Mrd. Euro in die Kasse.
Am 7. Juli will CEO Labriola auf einem Kapitalmarkttag die neue Organisation des Unternehmens präsentieren. Bis dahin sollte eine Einigung mit den diversen Partnern erzielt werden. Labriola strebt eine Aufteilung des Unternehmens an, stößt dabei aber auf Probleme diverser Art. Die Bildung einer monopolistischen Festnetzgesellschaft mit dem Konkurrenten Open Fiber könnte kartellrechtliche Schwierigkeiten bereiten. Außerdem muss sich TIM hier mit der CDP, die an TIM mit 10% und an Open Fiber mit 60% beteiligt ist, sowie mit dem Open-Fiber-Aktionär Macquarie und KKR einigen, die mit 37,5% an der TIM-Festnetzsparte Fiber Corp beteiligt ist. Insbesondere mit KKR könnte es schwierig werden. Der Investor hatte im November ein Übernahmeangebot für das ganze Unternehmen TIM abgegeben, war aber von TIM ausgebremst worden. Es ist nicht klar, ob und unter welchen Bedingungen KKR auch für eine Beteiligung an der geplanten Festnetzgesellschaft offen ist oder womöglich aussteigen will.
Für die geplante Dienstleistungssparte Servcom bzw. Teile davon interessiert sich CVC. Es gibt aber womöglich weitere Interessenten wie Apollo, Apax und der französische Telekomkonzern Iliad.
Labriola setzt auf eine Premiumstrategie. Er sieht aber Risiken u.a. wegen des Ukraine-Kriegs und möglicher neuer Coronawellen.
Die Aktie setzte am Donnerstag ihre Talfahrt fort und verlor 2,5% auf 26,48 Cent. Binnen zwölf Monaten hat sie 41% an Wert verloren. An der Börse kommt TIM gerade noch auf eine Kapitalisierung von 4,1 Mrd. Euro.