Toshiba favorisiert Privatisierung
mf Tokio
Toshiba vollzieht einen Kurswechsel: Die neue Führung unter CEO Taro Shimada legt die bisher geplante Abspaltung der Sparte für elektronische Geräte auf Eis, ebenso wie den Verkauf des Aufzugs- und Beleuchtungsgeschäfts, und macht den Weg für eine Privatisierung frei. Die Toshiba-Aktie legte am Freitag an der Börse in Tokio um knapp 2% zu.
Aktivisten machen Druck
Ein neues Komitee aus sechs unabhängigen Direktoren soll bewerten, welche der eingehenden Offerten für die verschiedenen Anteilseigner am besten geeignet ist. Das Komitee wird seine Analyse vor der jährlichen Hauptversammlung im Juni veröffentlichen. Das neue Management will parallel dazu einen eigenen Geschäftsplan entwickeln, den es ebenfalls vor dem Aktionärstreffen bekannt machen will.
Mit seinem Strategieschwenk gibt CEO Shimada einerseits dem Druck von aktivistischen Aktionären nach, die den Wert ihrer Anteile durch eine Privatisierung maximieren wollen. Andererseits verschaffen sich der Ex-Siemens-Manager sowie Verwaltungsratschef Satoshi Tsunakawa knapp drei Monate Luft, um eine attraktive Alternative zu einem Buy-out präsentieren zu können. Der Hintergrund: Vor zwei Wochen hatten die Aktionäre die vom Management favorisierte Aufspaltung abgelehnt. Aber auch die Forderung einiger aktivistischer Aktionäre, eine Privatisierung vorzubereiten, erhielt keine Mehrheit.
Seitdem sammelt der US-Beteiligungsfonds Bain Capital Unterstützer für ein Buy-out-Angebot ein. Der in Singapur ansässige Hedgefonds Effissimo Capital Management, mit 9,9% der größte Anteilseigner von Toshiba, hat mit Bain bereits den exklusiven Verkauf seines gesamten Aktienpakets im Fall einer Übernahme vereinbart. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Buy-out durch einen Konkurrenzfonds.
Regierung hat Vetorecht
Zudem versucht Bain in erster Linie japanische Investoren mit ins Boot zu holen, da eine mehrheitlich ausländische Übernahme des 146 Jahre alten Industrieriesen nur schwer möglich ist. Die Regierung in Tokio besitzt nämlich ein Vetorecht, weil sie Toshiba als Kernunternehmen der Atomkraft- und Rüstungsbranche eingestuft hat. Bain Capital hatte schon das Konsortium angeführt, das vor drei Jahren 56% des inzwischen in Kioxia umgetauften Speicherchipgeschäfts von Toshiba übernommen hatte.