Traton erkennt Silberstreif für Lkw-Markt in Europa
Traton erkennt Silberstreif für Lkw-Markt in Europa
Vorstand der Nutzfahrzeugholding hofft auf Impulse von der neuen Bundesregierung, rechnet aber mit einem Rückgang der Profitabilität
jh München
Das Renditeversprechen für das vergangene Jahr hat der Vorstand von Traton übertroffen. Doch für 2025 bleibt das Management der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen vorsichtig. Im Fall einer ungünstigen Entwicklung der Lkw-Märkte wird ein Rückgang von Absatz und Umsatz um jeweils 5% erwartet. Im besten Fall ginge es um 5% nach oben. Zwar sei das Momentum im Januar und Februar in Europa positiv gewesen, berichtete der Vorstandsvorsitzende Christian Levin in der Jahreskonferenz. „Doch es ist zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.“ Für Europa rechnet er wie für Nordamerika mit einem weiter schrumpfenden Markt (siehe Grafik).

Unter der Marktschwäche in Europa leidet vor allem MAN, eine der vier Marken von Traton. Der Absatz des Münchner Unternehmens rutschte im vergangenen Jahr um 17% ab. Immerhin sei das Auftragsbuch im Schlussquartal ziemlich stark gewesen, sagte Finanzvorstand Michael Jackstein. Ermutigend sei auch, dass die Kurzarbeit in deutschen MAN-Werken von April an beendet werde. „Das ist ein kleiner Silberstreif am Horizont.“ Nach wie vor sei aber besonders der deutsche Markt schwach. Er hoffe auf die neue Bundesregierung. Sie könnte außer mit den Ausgabeprogrammen für Infrastruktur und Militär mit einem psychologischen Effekt für Impulse sorgen.
Geringere Rendite in Aussicht gestellt
Für die um Sondereffekte bereinigte operative Rendite stellt der Finanzvorstand 7,5 bis 8,5% in Aussicht. 2024 waren es 9,2 (i.V. 8,6)%. Ziel waren 8 bis 9%. Der Aktienkurs gab am Montag um 2,9% nach. Dass die Marge in diesem Jahr sinken könnte, begründete Jackstein in erster Linie mit der Marktentwicklung. Er erinnerte daran, dass Traton ins vergangene Jahr mit einem besser gefüllten Auftragsbuch und längeren Lieferzeiten für Lkw gegangen sei als jetzt. Zudem erwähnte er die Anlaufkosten von Scania im chinesischen Werk. Die Produktion soll im Oktober beginnen.
Anlaufkosten in China
Das Anlaufen der für 2 Mrd. Euro aufgebauten Fertigung in China werde die Marge von Scania leicht belasten, kündigte Jackstein an. Mit einer bereinigten operativen Rendite von 14,1 (i.V. 13,7)% war Scania im vergangenen Jahr wieder einmal die rentabelste Marke von Traton. Scania übertraf die 12,7 (14,8)% des Lkw-Segments des schwedischen Konkurrenten Volvo. In dieser Liga sind auch der US-amerikanische Lkw-Hersteller Paccar sowie das Nordamerikageschäft von Daimler Truck. Der Stuttgarter Konzern hat seine Jahreszahlen für diesen Freitag angekündigt.
Die immerhin leicht steigende Nachfrage in Zentraleuropa erklärte Traton-Chef Levin mit den gesunkenen Zinsen und mit dem auf mehr als 14 Jahre gestiegenen Durchschnittsalter der Lkw. Ersatzinvestitionen werden damit immer notwendiger. Zudem hätten sich die Lieferzeiten für neue Fahrzeuge auf zwei bis vier Monate verkürzt.
Zwei Drittel des US-Verkaufs aus Mexiko
Zur Zollpolitik der USA sagte Jackstein, kurzfristig ließen sich Effekte ausgleichen. Über die langfristigen Wirkungen auf die Geschäftszahlen lasse sich nur spekulieren. Traton habe im vergangenen Jahr rund 70.000 Fahrzeuge in den USA verkauft. Davon seien etwa 65% aus Mexiko importiert worden. Der Einkauf für die in Mexiko produzierten Fahrzeuge stamme zu 50 bis 55% aus den USA.