Tui bittet Aktionäre erneut zur Kasse
hei/Reuters Frankfurt – Tui bitte ihre Aktionäre wie angekündigt erneut zur Kasse, um die Folgen der Pandemie endgültig abzustreifen und die erhaltenen Staatshilfen zurückzuzahlen. Obwohl das Volumen von 1,8 Mrd. Euro verbunden mit einer Kapitalherabsetzung im Verhältnis zehn zu eins seit der Hauptversammlung Mitte Februar bekannt war, geriet die in London vor allem gehandelte Aktie schwer unter Druck und büßte im Verlauf fast 7% auf 1370 Pence ein.
Die Anteilseigner können bis zum 17. April für je drei Aktien acht neue zum Preis von 5,55 Euro kaufen insgesamt stehen 328,9 Millionen Papiere zum Verkauf. Der Ausgabepreis liegt bei gut einem Drittel des TUI-Schlusskurses vom Donnerstag von 16,00 Euro und knapp 40% unter dem um die Effekte der Kapitalerhöhung bereinigten Kurs (TERP)
„Die vollständige Rückführung der staatlichen Corona-Hilfen war unser erklärtes Ziel. Mit der jetzt beschlossenen Kapitalerhöhung gehen wir den letzten Schritt bei den WSF-Hilfen und setzen unsere Zusage um“, sagte Tui-Chef Sebastian Ebel. „Wir werden aus dem Erlös die vom WSF erhaltenen Hilfen einschließlich Zinsen zurückzahlen.“
Tui, deren Geschäftsbetrieb aufgrund der Pandemie im März 2020 vollständig zum Erliegen gekommen war, hatte wegen der Corona-Krise Staatshilfen in Höhe von 4,3 Mrd. Euro erhalten und muss noch 2,6 Mrd. Euro davon zurückführen, darunter eine Stille Einlage und eine Optionsanleihe, die jetzt zurückgezahlt werden. „Damit fließen dem WSF insgesamt rund 750 Mill. Euro zu“, teilte Tui mit. Zu den Hilfen zählt auch eine Kreditlinie der Staatsbank KfW. Diese soll nun deutlich reduziert werden, so dass das Unternehmen seine Verschuldung auf 2,4 Mrd. Euro abbaut. Der Reisekonzern hatte neben Staatshilfen auch seine Aktionäre während der Krise bereits wiederholt angezapft, um das Überleben zu sichern. Dies ist nun die vierte Kapitalerhöhung in dieser Folge. Gelingt sie, werden die Anteilseigner insgesamt 4 Mrd. Euro frische Mittel in die Tui gepumpt haben. Die Tui-Titel haben im Zuge der Pandemie seit Februar 2020 rund drei Viertel an Wert verloren.
Der erneut heftige Kurseinbruch der Aktie dürfte allerdings auch mit einem zunehmend fragilen Umfeld zu tun haben, das eine durchgreifende Erholung des Reisegeschäfts im laufenden Jahr doch noch beeinträchtigen könnte. Angesichts des für Montag angkündigten Streiks, bereitet Tuifly sich auf mögliche Flugausfälle und Umbuchungen vor. Die Gesellschaft gibt sich zwar optimistisch, dass es gelingen werden, die Auswirkungen des Streiks auf die Kunden gering zu halten, wie dies auch beim Streik von Verdi an den Flughäfen im Februar geschafft worden sei; dennoch steigt angesichts der herannahenden Osterreisewelle, die auch der Tui im laufenden Jahrdie ersten substanziellen Barmittelzuflüsse bringen soll, die Nervosität. Der Flughafenbetreiber Fraport rechnet am ersten Ferienwochenende mit täglich bis zu 185000 Reisende bei 1100 Starts und Landungen. Der Betrieb bleibe trotz umfangreicher Rekrutierung und Qualifizierung von neuem Personal weiterhin fordernd, warnt Fraport. Wartezeiten dürften insbesondere an den Sicherheitskontrollen entstehen, eine frühe Anreise sei dringend geboten.