Tui erwartet kräftige Erholung trotz Omikron
ste Hamburg
Der Touristikkonzern Tui zeigt sich nach einem Milliardenverlust auch im zweiten Covid-19-Krisenjahr trotz aktueller Unsicherheiten mit Blick auf mögliche Folgen der neuen Coronavirus-Variante Omikron von einer kräftigen Erholung des Geschäfts im kommenden Jahr überzeugt. „Wir gehen davon aus, dass der Sommer 2022 ein weitgehend normalisiertes Buchungsverhalten erreichen wird“, sagte Vorstandschef Friedrich Joussen anlässlich der Vorlage der Bilanz zum Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21.
Das operative Geschäft sei zurück. Das erste Geschäftsquartal 2022 sei zu 93% verkauft und damit bereits nahezu vollständig gebucht. Damit erreiche man derzeit 69% des Vorkrisenniveaus. Aktuell plant die Tui für die Kapazität im Winter 2021/22 mit einem Korridor von 60 bis 80% des Vor-Corona-Jahres 2019. Es werde flexibel entschieden, ob die Kapazitäten des Winter-Programms in Anbetracht der vierten Corona-Welle und möglicher politischer Entscheidungen mit Blick auf die Omikron-Variante am unteren Ende der Spanne angeboten würden. Für den Winter und das kommende Jahr zeige sich, dass Urlauber höherwertige Angebote wählten, mehr Pauschalreisen und auch bereit seien, ein größeres Budget einzuplanen. Die Durchschnittspreise lägen um 15% über dem Vorkrisenjahr. Für den vergleichsweise sehr gut gebuchten Sommer 2022 befänden sich die Durchschnittspreise sogar auf einem 23% höheren Niveau.
Seit dem vorangegangenen Buchungs-Update Anfang Oktober gingen dem Konzern zufolge mehr als 1,4 Millionen zusätzliche Buchungen ein. Für den Winter 2021/22 und den Sommer 2022 komme man aktuell auf 4,1 Millionen Buchungen. Der weltgrößte Touristikkonzern, der im gesamten Geschäftsjahr 2021 rund 5,4 Millionen reisende Gäste zählte, geht für den neuen Turnus davon aus, dass für eine weitere Erholung der Reisetätigkeit genügend Impfstoffe in den wichtigsten Quellmärkten und Destinationen zur Verfügung stehen werden. Ohne Zahlen zu nennen, rechnet sich die Tui für das Geschäftsjahr 2021/22 auf Basis konstanter Wechselkurse eine deutliche Verbesserung des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebit) verglichen mit dem Vorjahr aus.
Aktie legt zu
Die Tui-Aktie, die ihre Hauptnotiz an der Londoner Börse hat, legte um 1,7% auf 221,30 Pence zu. Von der überwiegenden Zahl der Analysten, die zum Verkauf des Papiers raten, hieß es bei der UBS, die Ergebnisse des vierten Quartals bewegten sich ebenso im Rahmen der Erwartungen wie die aktuelle Liquiditätskennziffer. Die Bank gibt ein Zwölf-Monats-Kursziel von 144 Pence an. Die DZBank, die bei der Tui-Aktie ebenfalls den Verkauf empfiehlt, erklärte, die vierte Pandemie-Welle werde sich negativ auf die Buchungen für die aktuelle Wintersaison und den kommenden Sommer auswirken. Kurzfristig sei auch ein Rückgang der hohen Nettoverschuldung und eine Verbesserung der Eigenkapitalquote nicht absehbar.
Tui-Chef Joussen unterstrich, der Trend sei intakt, der Tourismus bleibe langfristig ein starker Wachstumsmarkt. Die Vorteile eines integrierten und diversifizierten Geschäftsmodells zeigten sich gerade jetzt, da die Tui schnell auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren könne. Im Schlussquartal von Juli bis September, dem saisonal stärksten, verbuchte der Konzern aufgrund der Belebung des operativen Geschäfts deutliche Mittelzuflüsse, sodass der Cash-flow vor Finanzierungstätigkeit mit 1,4 Mrd. Euro das zweite Quartal in Folge positiv ausfiel. Die finanziellen Mittel lagen zum 6. Dezember mit 3,5 Mrd. Euro über dem zuletzt angegebenen Niveau am 4. Oktober von 3,4 Mrd. Euro. Mittelabflüssen von 1 Mrd. Euro im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres stand ein Bruttoerlös aus der am 6. Oktober bekanntgegebenen Kapitalerhöhung von 1,1 Mrd. Euro entgegen.
Wie die Tui mitteilte, wurde im vierten Quartal ein auf 3,5 (i.V. 1,2) Mrd. Euro fast verdreifachter Umsatz verbucht. Bei einem bereinigten Ebit von –97 (–667) Mill. Euro sei auf Basis reduzierter Kapazitäten fast der Break-even erreicht worden. Das Veranstaltergeschäft (Märkte & Airlines) war bis auf die Nord-Region (u.a. Großbritannien und Skandinavien) profitabel. Der Konzern, der rund 60% der ab 2023 angekündigten jährlichen Kosteneinsparungen von 400 Mill. Euro realisiert hat, fuhr im Gesamtjahr 2020/21 einen operativen Verlust von –2,08 (–3) Mrd. Euro ein. Die Nettoverschuldung verringerte sich auf knapp 5 (6,4) Mrd. Euro.
Tui | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 20/21* | 19/20* |
Umsatz | 4732 | 7 944 |
Bereinigtes Ebit | –2 076 | –2 997 |
dav. Urlaubserlebnisse–535 | –832 | |
dav. Märkte & Airlines –1 471 | –2 007 | |
dav. übrige Segmente | –69 | –158 |
Ebit | –2013 | 2927 |
Konzernergebnis | –2481 | –3139 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | –2,58 | –5,34 |
Operativer Cash-flow | –151 | –2772 |
Nettosach- und -finanzinvestitionen | –699 | –149 |
Eigenkapitalquote (%) | –3,0 | 1,4 |
Nettoverschuldung | –4954 | –6421 |
Beschäftigtenzahl | 50584 | 48330 |
1) Geschäftsjahr zum 30.9.Börsen-Zeitung |