Tui sieht Licht am Ende des Tunnels
hei Frankfurt – Tui hat die Pandemie aus Sicht des Vorstands überstanden und werde künftig den Fokus auf „profitables Wachstum“ und einen „starken Cashflow“ legen, um die strapazierte Bilanz weiter zu entlasten, wie Joussens Nachfolger Sebastian Ebel in einer Telefonkonferenz sagte. Der Manager gab sich zuversichtlich, dass Tui nach dem starken Reisesommer im Gesamtjahr (per 30.9.) bereinigt um Sonderfaktoren einen operativen Gewinn (Underlying Ebit) zeigen werde. Er unterstrich, dass die in der Pandemie erzielten strukturellen Kostensenkungen von rund 400 Mill. Euro die Ertragskraft des Konzerns nachhaltig gestärkt hätten, so dass im zurückliegenden dritten Geschäftsquartal operativ die Break-even-Schwelle nahezu erreicht wurde, mit einem geringen Fehlbetrag von 27 Mill. Euro. Dies obwohl das Reisechaos und Flugausfälle vor allem in Großbritannien ein Loch von 75 Mill. Euro in die Kasse gerissen haben. Ohne die Störungen wäre ein Underlying Ebit von 48 Mill. Euro erzielt worden. Tui rechnet im Gesamtjahr mit Restrukturierungslasten von 90 bis 110 Mill. Euro. Die Investoren reagierten unschlüssig auf die Entwicklung. Nach deutlichen Verlusten drehte die Tui-Aktie im Londoner Handel im Verlauf noch ins Plus.
Wie Ebel betonte, ist Tui in Verhandlungen mit den Flughäfen über Kompensationszahlungen. Er unterstrich, dass die Reisebuchungen im Sommer mit 90% von 2019 wieder nahe an das Vorkrisenniveau heranreichten. Im Juli und August seien es sogar 95% gewesen, wobei die durchschnittlichen Verkaufspreise im dritten Quartal um 18% über Vorjahr lagen, im laufenden Vierteljahr sogar 20%. Tui konnte daher nicht nur inflationäre Kostensteigerungen weitergeben, sondern registriert auch eine „anhaltend hohe Zahlungsbereitschaft“.
Das hohe Buchungsvolumen schlug sich in einem gegenüber Vorjahr um 900 Mill. Euro höheren Free Cashflow von 1,2 Mrd. Euro nieder, so dass sich die Liquiditätssituation weiter entspannt hat. Die liquiden Mittel beliefen sich per 5. August auf 3,9 Mrd. Euro. Dabei wurde die Rückzahlung der stillen Einlage II sowie die weitere Rückführung der KfW-Kreditlinie um 300 Mill. Euro verarbeitet. Aktuell ist die noch bestehende KfW-Linie von 2,1 Mrd. Euro ungenutzt, von einem weiteren revolvierenden Kreditrahmen über 1,5 Mrd. Euro sind 200 Mill. Euro gezogen. Der KfW-Kredit läuft im Juli aus.
Für die noch bestehende stille Einlage I des Bundes über 420 Mill. Euro geht die Tui nicht „von einer Rückzahlung aus“, so Ebel. Für das Paket hat der Bund ein Wandlungsrecht zum Preis von 1 Euro je Aktie, so dass ein finanzieller Anreiz besteht, davon Gebrauch zu machen. Der Manager, der als Finanzchef auf den Chefposten wechselt, unterstrich indes, dass die Tui das Ziel einer Nettoverschuldung in Höhe des 3-fachen operativen Ergebnisses (Ebitda) als Etappenziel betrachte und die Schulden mittelfristig weiter senken wolle. Während die Finanzverbindlichkeiten im zurückliegenden Quartal aus dem Cashflow um 569 Mill. Euro zurückgeführt werden konnten, bleiben Leasingkosten für Hotels und Kreuzfahrtschiffe für die Tui mit 3,2 Mrd. Euro der dickste Brocken.
Operativ wittert die Tui in allen Bereichen Morgenluft. In den Kerngeschäftsfeldern Hotels, Kreuzfahrten und Musement (Urlaubserlebnisse) wurde im Berichtsquartal jeweils ein positives Ebit erzielt. Vor allem die schnelle Wiederbelebung des Kreuzfahrtgeschäfts überraschte.
Tui | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 8931 | 1370 |
Bereinigtes Ebit | −631 | −1979 |
Ebit | −657 | −2047 |
Finanzergebnis | −378 | –332 |
Konzernergebnis | −1039 | −2438 |
Ebitda | −14 | −1323 |
Operativer Cashflow | 1672 | −1389 |
Börsen-Zeitung |