Übernahmeschlacht um Morrisons
hip London
WM Morrison Supermarkets hat im laufenden Bietergefecht um den britischen Lebensmitteleinzelhändler eine Präferenz für ein von der Private-Equity-Gesellschaft Fortress geführtes Konsortium. Wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist, empfiehlt der Board das Kaufangebot, bei dem das Eigenkapital mit 6,3 Mrd. Pfund bewertet wird. Die Käufer übernehmen auch Schulden in Höhe von 3,2 Mrd. Pfund. Dafür erhalten sie berechenbare Einnahmen und den mit 5,8 Mrd. Pfund in den Büchern stehenden Immobilienbesitz der FTSE-100-Gesellschaft. Die Aktionäre sollen 254 Pence je Aktie in bar und eine Sonderdividende von 2 Pence erhalten. Chairman Andrew Higginson nannte den gebotenen Preis „fair und empfehlenswert“.
Apollo im Wartestand
Vor zwei Wochen hatte das besser unter der Marke Morrisons bekanntere Unternehmen dem Finanzinvestor Clayton Dubilier & Rice (CD&R) eine Abfuhr erteilt, der 5,5 Mrd. Pfund geboten hatte. Wie der „Sunday Telegraph“ berichtet, hat die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management die Investmentbank Morgan Stanley angeheuert, um ihrerseits eine Offerte zu prüfen. Auch CD&R hat sich noch nicht verabschiedet. Gut möglich also, dass noch ein höheres Angebot eingeht. „Wenn gleich drei hungrige Firmen in der Luft kreisen, zeugt das vom großen Appetit auf das britische Supermarktgeschäft“, sagte Susannah Streeter, Analystin bei Hargreaves Lansdown. „WM Morrison gilt wegen der tief integrierten Beschaffungskette und dem Umstand, dass dem Unternehmen ein Großteil der Läden gehört, im Vergleich zu ausländischen Rivalen als Schnäppchen.“
Der Umsatz von Supermarktketten wie Morrisons und Sainsbury’s hat von den Ausgangsbeschränkungen während der Pandemie profitiert. Sie haben ihr Online-Lieferangebot erheblich ausgebaut. Damit konnten sie gegen die Discounter punkten. Finanzinvestoren haben bei renditehungrigen Anlegern umfangreiche Mittel eingesammelt und suchen nach Firmen mit verlässlichem Cash-flow. Die Walmart-Tochter Asda ging bereits für 6,8 Mrd. Pfund an die Issa-Brüder, bei denen die Beteiligungsgesellschaft TDR mit an Bord war. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky stockte seinen Anteil beim Rivalen J Sainsbury auf.
Morrisons stehen in finanziellen Angelegenheiten Rothschild & Co, Jefferies und Shore Capital zur Seite. In Rechtsfragen berät den Einzelhändler die Kanzlei Ashurst. Das Fortress-Konsortium lässt sich von HSBC und RBC Capital Markets zur Hand gehen. Juristischen Beistand liefert Slaughter & May.
Die Bewertung entspricht dem 8,3-Fachen des für 2021 erwarteten bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) und dem 8,6-fachen bereinigten Ebitda für die 52 Wochen zum 2.2.2020. Die Private-Equity-Gesellschaft wurde vor vier Jahren von Softbank-Gründer Masayoshi Son erworben. Zum Portfolio gehören Albertsons, Circle K und die ehemalige Tesco-Kette Fresh & Easy. Vor zwei Jahren erwarb Fortress die Filialen von Majestic Wine. Im Konsortium befinden sich zudem Koch Real Estate Investments, die zum Reich des US-Milliardärs Charles Koch (Koch Industries) gehört, sowie mit CPP Investments einer der größten Pensionsfonds der Welt, das Canada Pension Plan Investment Board.
Fortress erklärte, nichts an den Beziehungen von Morrisons zu ihren kleinen Zulieferern und Landwirten ändern zu wollen. Man habe nach der Übernahme auch nicht vor, Sale-and-lease-back-Transaktionen in wesentlichem Umfang zu tätigen, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Der von dem Finanzinvestor 2019 übernommene britische Weinhändler Majestic habe keine einzige Immobilie verkauft. Man habe den geplanten Stellenabbau gestoppt und in den Pandemiejahren 2020 und 2015 erstmals seit 2015 neue Niederlassungen eröffnet. Das US-Portfoliounternehmen Albertsons habe jedoch Sale-and-lease-back-Transaktionen getätigt, schreiben die Analysten der UBS in einer ersten Einschätzung. Wenn die Transaktion von den Wettbewerbshütern durchgewunken werde, befänden sich zwei große Supermarktketten, Morrisons und Asda, im Besitz von Finanzinvestoren. Damit entwickele sich die Wettbewerbslandschaft positiv für J Sainsbury und Tesco, insbesondere wenn sie künftig nicht mehr so viel investieren könnten.