Konsumgüterhersteller

Unilever kann Kosten­anstieg nicht voll weitergeben

Unilever hat es 2022 nicht geschafft, die Kosteninflation in vollem Umfang an die Kunden weiterzureichen. Die operative Marge schrumpfte, der Absatz ging zurück. Weitere Preiserhöhungen sind geplant.

Unilever kann Kosten­anstieg nicht voll weitergeben

Unilever ist es im vergangenen Jahr nicht gelungen, ihre rasant gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzureichen. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, konnte auch durch höhere Marketingaufwendungen nicht verhindert werden, dass die bereinigte operative Marge um 230 Basispunkte auf 16,1 % zurückging. „Wir erwarten, dass sich die Kosteninflation 2023 fortsetzen wird“, sagte der scheidende CEO Alan Jope. Für ihn sind es die letzten Jahreszahlen. Im Juli übergibt er an den ehemaligen Heinz-Manager Hein Schumacher, der zuletzt an der Spitze des niederländischen Molkereiunternehmens Koninklijke Friedlandcampina stand.

Das Management geht nun davon aus, dass sich die Kosteninflation im ersten Halbjahr auf netto 1,5 Mrd. Euro belaufen wird. Zuvor hatte der Board mit 2 Mrd. Euro gerechnet. Für das zweite Halbjahr hofft man auf einen „wesentlich niedrigeren“ Wert. Das bereinigte Umsatzwachstum soll sich 2023 zumindest in der oberen Hälfte der auf mittlere Sicht angestrebten Spanne von 3 % bis 5 % bewegen. „Nicht sonderlich beeindruckend“, lautete das Urteil der Analysten von UBS zum Ausblick auf die Geschäftsentwicklung.

Am Markt kam allerdings gut an, dass das bereinigte Umsatzwachstum von 9,2 % im Schlussquartal über den im Schnitt von Analysten erwarteten 8,2 % gelegen hatte. Das im vergangenen Jahr erzielte Wachstum geht jedoch ausschließlich auf Preiserhöhungen zurück. Im vierten Quartal nahm der Hersteller von Marken wie Ben & Jerry’s und Dove die Preise über das gesamte Sortiment hinweg um 13,3 % nach oben. Für das Gesamtjahr summierten sich die Preissteigerungen auf 11,3 %. Weil zu den erhöhten Preisen nicht mehr jeder nach den Marken von Unilever griff, ging der Absatz um 2,1 % zurück, im Schlussquartal um 3,6 %. Dem versuchte das Management durch eine Erhöhung der Marketingaufwendungen um eine halbe Milliarde Euro entgegenzuwirken.

„Das Absatzvolumen wird sich verbessern, wenn das Preiswachstum nachlässt, aber es lässt sich noch nicht sagen, ob es im zweiten Halbjahr ins Plus drehen wird“, heißt es im Ausblick des Unternehmens. Ein Ende der Preiserhöhungen ist aber nicht absehbar, zumindest wenn es nach Finanzchef Graeme Pitkethly geht. Bislang habe man erst drei Viertel der gestiegenen Kosten gedeckt, wird er von Reuters zitiert. Um die Bruttomarge zu „reparieren“, müsse dieser Wert auf mehr als 100 % steigen.

Der bereinigte Gewinn pro Aktie ging um 2,1 % auf 2,57 Euro zurück. Rechnet man allerdings positive Währungseffekte heraus, ergibt sich ein Rückgang von 8,2 %. Netto standen unter dem Strich 2,99 Euro je Aktie – ein Plus von 29 %, das in erster Linie auf einen Veräußerungsgewinn von 2,3 Mrd. Euro aus dem Verkauf des Teegeschäfts Ekaterra, zu dem Marken wie Lipton und Pukka gehören, an den Finanzinvestor CVC Capital Partners zurückzuführen ist. Die Quartalsdividende von 0,4268 Cent je Aktie wird beibehalten.

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