Corporate-Governance-Ranking

Union Investment verlangt mehr Unabhängigkeit in Aufsichtsräten

Die Fondsgesellschaft Union Investment bemängelt Ämterhäufung und Interessenkonflikte in Aufsichtsräten als Dauerbrenner schlechter Governance.

Union Investment verlangt mehr Unabhängigkeit in Aufsichtsräten

Union Investment pocht auf unabhängige Aufsichtsräte

Fondsgesellschaft moniert Ämterhäufung und Interessenkonflikte in Kontrollgremien

swa Frankfurt
Im Gespräch Seite 9

In deutschen Unternehmen hakt es aus Sicht von Investoren immer noch bei der Besetzung von Aufsichtsräten. Die Fondsgesellschaft Union Investment bemängelt auf Basis ihres jüngsten Corporate-Governance-Rankings im Dax eine Ämterhäufung in Aufsichtsräten und eine unzureichende Anzahl unabhängiger Gremienvertreter auf der Anteilseignerbank sowie im Vorsitz von Prüfungsausschüssen. Das führt etwa zu Punktabzügen in den Governance-Zeugnissen für Adidas und Deutsche Telekom.

Mercedes-Benz an der Ranking-Spitze

Klassenbester ist diesmal Mercedes-Benz. Der Automobilkonzern sammelte unter anderem Punkte mit einem besseren Entlastungsergebnis in der Hauptversammlung und mit der Integration von ESG-Zielen im Long-Term Incentive der Vorstandsvergütung. Das Unternehmen arbeitete sich von Platz 8 auf Rang 1 vor und stieß die beiden Vorjahressieger Deutsche Börse und RWE vom Thron. Der Börsenbetreiber landete nun auf Platz 2, der Energieversorger auf Rang 4.

Unabhängigkeit ist aus Sicht von Union Investment ein sehr wichtiges Kriterium für gute Governance, erläutern Vanda Rothacker, ESG-Strategin mit Schwerpunkt Corporate Governance, und Carola Schroeder, die das Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Aufsichtsrat solle auf der Anteilseignerbank vor allem die Aktionärsinteressen vertreten.

Unabhängigkeit ist aus Sicht von Union Investment dann nicht gegeben, wenn das Gremienmitglied zuvor beim selben Unternehmen im Vorstand saß, die Amtszeit zehn Jahre überschreitet, das Aufsichtsratsmitglied in geschäftlicher oder persönlicher Beziehung zum Unternehmen steht, die einen Interessenkonflikt begründet, oder es selbst Aktionär mit mehr als 10% der Stimmrechte ist. „Es ist nicht per se schlecht, wenn ehemalige Vorstände in den Aufsichtsrat wechseln, da diese viel Know-how und Expertise mitbringen. Wichtig ist uns aber, dass es einen Gegenpol gibt, indem mindestens die Hälfte der Anteilseignerbank unabhängig besetzt ist“, stellt Rothacker klar.

Unterstützung für Bayer-Aktivist

Mit Blick auf aktuelle Nominierungen kritisiert Schroeder die überraschende Kehrtwende bei SAP in der Besetzung des Aufsichtsratsvorsitzes als „Negativbeispiel einer professionellen Nachfolgeplanung“. Dass bei Bayer der aktivistische Investor Jeffrey Ubben zur Wahl vorgeschlagen wird, wertet sie als „Warnsignal“. Das Unternehmen habe Aktionärsinteressen nicht ausreichend berücksichtigt. Union Investment will auf der Hauptversammlung gleichwohl für Ubben stimmen. Denn hier sei kein Aktivist am Werk, der kurzfristig Kasse machen wolle, sondern jemand, der das Unternehmen voranbringen wolle.

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