„Unsere Story funktioniert auch ohne Zukäufe“
Antje Kullrich.
Herr Ketter, welche ersten Reaktionen auf die Ziele haben Sie von Investoren erhalten?
Die Aktienkursentwicklung am Morgen war ja sehr erfreulich. Mit mehr als 4% Plus haben wir den Markt outperformt. Die Reaktionen von Investoren waren sehr positiv. Das Margenziel liegt im erwarteten Bereich. Unsere Wachstumsambitionen liegen höher als vom Markt angenommen und Gleiches gilt auch für den Return on Capital Employed, den wir ja auf 30% steigern wollen.
Gea prognostiziert ein deutlich höheres Wachstumstempo für die kommenden Jahre als bisher. Woher nehmen Sie diesen Optimismus?
Wie wir aus der Pandemie herauskommen, stimmt uns sehr optimistisch. Der Auftragseingang belegt das. Wir glauben, dass wir mit den fünf Divisionen, unserer neuen organisatorischen Aufstellung und dem Management sehr gut aufgestellt sind. Bei Neumaschinen wollen wir um 4 bis 5% in den kommenden Jahren wachsen, im Service-Geschäft noch etwas mehr mit 5 bis 6%.
Bei so starkem Wachstum muss noch mehr Ergebnis her, um die Marge wie angekündigt zu steigern. Gea will noch Kosten sparen, aber auch mehr für F&E ausgeben. Wie schaffen Sie dann die höhere Rendite?
Wenn wir den Umsatz steigern, werden die Kosten nicht im gleichen Umfang mitwachsen. Denn die Kosten unterhalb des Bruttogewinns steigen unterproportional. Das ist der wesentliche Treiber für die Marge. Dazu kommen dann eben noch die angekündigten Optimierungen im Einkauf und der Produktion von 150 Mill. Euro.
Sie wollen auch mit Akquisitionen wachsen. Wo und was suchen Sie?
Zu 80% machen wir unseren Umsatz in der Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie und wollen dort auch akquirieren. Die meisten Firmen, die dieses Spektrum abbilden, sitzen in Mitteleuropa und zum Teil in den USA. Deswegen wird es wahrscheinlich auf diese Regionen hinauslaufen. Wünschen würden wir uns, dass wir einen Zukauf in Asien tätigen könnten, aber die Unternehmen, die dort in unserem Bereich tätig sind, haben meist nicht die richtige Größe.
Wie groß ist der finanzielle Spielraum?
Unsere Präferenz liegt bei Kaufpreisen zwischen 300 und 500 Mill. Euro. Machbar wäre auch eine Akquisition im Milliardenbereich aufgrund unserer Bilanz und unserer Cash-flow-Generierung.
Wird es in diesem Jahr noch einen Zukauf geben?
Dass wir in diesem Jahr eine Akquisition abschließen, halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Wir sind sehr systematisch vorgegangen und haben uns in den Regionen Wettbewerber und mögliche Verstärkungen angeschaut. Wir haben viele Unternehmen angesprochen, aber die standen in der Regel nicht zum Verkauf. Wir werden jetzt von unserem systematischen Ansatz zu einem opportunistischen übergehen und schauen, was auf den Markt kommt. Es sind ganz wenige interessante Unternehmen in Private-Equity-Besitz. Fast alle, die für uns attraktiv sind, befinden sich in Familienhand. Es gibt einige börsennotierte Unternehmen, die aber teilweise 50% oder mehr Geschäft dabeihaben, das für uns nicht interessant ist. Wir sind zum Glück nicht unter Druck. Wir sind der Meinung, dass unsere Story auch ohne Zukäufe funktioniert und dies sehen unsere Investoren ebenfalls so.
Sie wollen in Lebensmittel/Pharma weiter wachsen, gleichzeitig will Gea 2040 klimaneutral sein. Was passiert mit Ihrem Öl- und Gasgeschäft? Werden Sie aktiv aussteigen?
Wir werden jetzt nicht aktiv aussteigen, aber es uns über die nächsten Jahre anschauen, wie das Öl- und Gasgeschäft zu unserem Klimaneutralitätsziel passt. Eine Entscheidung dazu ist noch nicht getroffen.
Sie kündigen nachhaltige Erhöhungen der Dividende an. Was ist darunter zu verstehen?
Wir haben in den vergangenen Jahren eine konstante Dividende von 85 Cent gezahlt. Mit steigender Profitabilität wollen wir unsere Anteilseigner daran teilhaben lassen. Wir möchten ein klares Signal in diese Richtung senden, haben aber keine feste Ausschüttungsquote festgelegt.
Können die Aktionäre bereits für 2021 mit einer höheren Ausschüttung rechnen?
Wenn wir unsere Ziele für das laufende Jahr schaffen, wird das unser Vorschlag sein.
Gerade läuft auch noch ein Aktienrückkauf. Bei so umfangreichen vorgestellten Plänen könnte man denken, dass der Konzern das Geld selbst gut verwenden könnte. Werden Sie den Rückkauf im angekündigten Umfang durchziehen?
Wir werden das wie angekündigt fortsetzen. In diesem Jahr werden wir für etwa 130 Mill. Euro eigene Aktien erwerben, 40 Mill. Euro haben wir bereits ausgegeben. Im kommenden Jahr wenden wir nochmals 170 Mill. Euro auf. Wir haben eine sehr gute Cash-Generierung, wir können uns das leisten.
Welches sind die größten Risiken für die Geschäfte von Gea?
Kurzfristig ist das Risiko auf der Lieferantenseite hoch. Die Knappheit an Materialien, auch bei Chips, macht uns Sorge, aber wir können damit derzeit noch gut umgehen. Diese Preiserhöhungen im Einkauf können wir derzeit durch andere Einsparungen, beispielsweise die Optimierung von Produkten, sowie durch Preiserhöhungen an unsere Kunden weitergeben.
Das Interview führte