Im Gespräch: Christian Stein

US-Software-Finanzinvestor PSG Equity expandiert in Deutschland

Der US-Finanzinvestor PSG Equity baut seine Beteiligungen an deutschen Softwarefirmen in rasantem Tempo aus. Jetzt übernehmen die Amerikaner die Mehrheit an der Münchener IT-Monitoring-Firma.

US-Software-Finanzinvestor PSG Equity expandiert in Deutschland

Im Gespräch: Christian Stein

Finanzinvestor PSG Equity expandiert in Deutschland

Private-Equity-Firma aus Boston erwirbt IT-Monitoring-Softwarefirma Checkmk aus München − Gründer und Manager geben die Mehrheit ab

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Während sich die USA politisch von Deutschland entfernen, setzen amerikanische Investoren unvermindert auf den hiesigen Markt. Der auf Software spezialisierte US-Finanzinvestor PSG Equity baut seine Investments in Deutschland sogar stetig aus. Die Private-Equity-Firma aus Boston will an diesem Mittwoch ihre Mehrheitsbeteiligung an dem Münchener Unternehmen Checkmk bekannt geben, einem Spezialisten für IT-Infrastruktur-Monitoring. Damit umfasst das Engagement von PSG Equity in Deutschland jetzt insgesamt sieben Plattform-Investments.

Bei der aktuellen Transaktion geben die Gründer, Manager und Business Angels von Checkmk die Mehrheit der Anteile an dem 2007 gegründeten Unternehmen ab. Eine Kapitalerhöhung mit frischem Geld für die Firma selbst ist damit nicht verbunden. Über die finanziellen Details wurde Stillschweigen vereinbart. Doch laut Finanzkreisen wird das Unternehmen bei dem Deal mit einem Betrag oberhalb von 300 Mill. Euro bewertet. Checkmk wurde bei der Transaktion von der Investmentboutique William Blair beraten.

Erfolgreiche Käufersuche

„Wir haben nach einem Investor gesucht und uns für PSG Equity entschieden, weil sie 140 weitere Software-Investments haben. Sie können uns mit Kapital bei der weiteren Expansion helfen und den Ausbau unserer Präsenz in den USA erleichtern“, sagt Checkmk-CEO Jan Justus. Laut PSG-Managing-Director und Partner Christian Stein lockt den Finanzinvestor vor allem die Größe des Marktes, in dem Checkmk tätig ist: „Dieser Markt umfasst schon jetzt 8 Mrd. Euro und wird weiter wachsen. Bei Bedarf würden wir eine Kapitalerhöhung von Checkmk stützen.“

Frühwarnsystem gegen IT-Ausfälle

Kunden von Checkmk sind die IT-Abteilungen von insgesamt 4.000 Unternehmen in Deutschland sowie sechs weiteren europäischen Ländern und den USA, wo die Firma mit einem Standort in Atlanta vertreten ist. Zu den Wettbewerbern gehören unter anderem die US-Firmen Solarwind, Microsoft und IBM. Entwickelt werden sowohl Open-Source- als auch kommerzielle Monitoring-Lösungen für Cloud-, Hybrid- und Rechenzentrumsinfrastrukturen sowie moderne Container-Umgebungen.

Die Software der Münchener bildet eine Art Frühwarnsystem, um teure Ausfälle der IT durch ständige Kontrolle der Leistung und Speicherkapazitäten frühzeitig abzuwenden. Mit 200 Beschäftigten, davon fast drei Viertel in Deutschland, kommt die Firma auf 30 Mill. Euro Umsatz aus regelmäßig wiederkehrenden Abo-Erträgen und auf eine zweistellige Profitabilität.

„Wir sind unpolitisch“

Nach der Bundestagswahl beurteilt PSG-Partner Stein den hiesigen Markt unverändert positiv: „Wir sind unpolitisch. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa. Wir leisten unseren Beitrag dazu, die Digitalisierung voranzutreiben. Das ist ein struktureller Wandel, der sich nahezu unaufhaltsam vollzieht − unabhängig vom politischen Rahmen.“ Allein im vergangenen Vierteljahr sind bei PSG Equity drei neue Investments in Deutschland hinzugekommen. Dazu zählen die Beteiligung an der Plentysystems AG, dem Anbieter der E-Commerce-ERP-Software-Plattform Plentyone.

Die Kasse des Finanzinvestors ist voll: PSG Equity hatte kürzlich 8 Mrd. Dollar für die Fonds PSG VI mit 6 Mrd. Dollar Volumen und einen Fortsetzungsfonds (Continuation Fund) mit 2 Mrd. Dollar Volumen eingeworben, der bereits seit Jahren bestehende Beteiligungen an fünf US-Unternehmen und der französischen Softwarefirma Nextlane in Lyon fortführt.

Deutschland ein „Kernmarkt“

Die Private-Equity-Firma hatte schon 2023 rund 100 Mill. Euro in Sport Alliance gesteckt, ein Softwareunternehmen der Fitnessbranche mit Sitz in Hamburg. Ende 2023 hat PSG den zweiten europäischen Fonds mit über 2,6 Mrd. Euro abgeschlossen. „Daraus soll auch in Deutschland weiter investiert werden“, sagt Stein. „Deutschland bietet wachsende Investitionsmöglichkeiten bei Softwarelösungen, die für die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft gebraucht werden. Wir sehen erhebliche Investitionschancen, da Unternehmen aller Größen und in allen Wirtschaftsbereichen zunehmend Digitalisierungs- und Automatisierungstools einsetzen, um ihren Kundenservice zu verbessern, die Produktivität zu steigern und ihre Betriebsabläufe zu sichern.“

PSG sehe Deutschland als einen „Kernmarkt“ an und hat hier neben Sport Alliance sechs weitere Plattform-Investments getätigt. Die größte und wertvollste ist der Cloud-Security-Anbieter Hornetsecurity. Daneben gibt es unter anderem die Abrechnungssoftware Billwerk+, die Immobilien-Software Apaleo und den Friedhofs-Softwarespezialisten Rapid Data.

Anders als die amerikanische Regierung wenden sich US-Investoren nicht von Europa ab − im Gegenteil: Der US-Finanzinvestor PSG Equity baut seine Beteiligungen an deutschen Softwarefirmen in rasantem Tempo aus. Jetzt übernehmen die Amerikaner die Mehrheit an der Münchener IT-Monitoring-Firma Checkmk.

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