Stahlindustrie

Voestalpine verkauft Mehrheit an US-Anlage

Schlussstrich: Mit dem Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an der Direktreduktionsanlage in Texas beendet Voestalpine ein Großprojekt in den USA, das hohe Belastungen nach sich gezogen hatte.

Voestalpine verkauft Mehrheit an US-Anlage

ab Köln

Die österreichische Voestalpine trennt sich mehrheitlich von ihrer erst 2016 in Betrieb genommenen Direktreduktionsanlage (DRI) im texanischen Corpus Christi. Für 610 Mill. Euro wird ein Anteil von 80 % an den weltgrößten Stahlhersteller ArcelorMittal veräußert, wie Voestalpine mitteilte. Basis ist ein Unternehmenswert von 900 Mill. Euro. Zugleich ist mit dem Festhalten an einer Minderheitenposition ein langfristiger Liefervertrag verknüpft, im Rahmen dessen jährlich 420 000 Tonnen (t) des in Corpus Christi hergestellten Eisenschwamms nach Österreich verschifft werden. Der Eisenschwamm wird in den Werken in Linz und Donawitz weiterverarbeitet. Die DRI-Anlage verfügt über eine Jahreskapazität von 2 Mill. t.

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner sprach von einer „strategischen Beteiligung“, an der langfristig festgehalten werden solle. Mit dem Verkauf ist ein Buchgewinn von 280 Mill. Euro verknüpft, dessen Löwenanteil noch im Abschluss für das im März abgelaufene Geschäftsjahr verarbeitet wird. Mit dem Closing der Transaktion wird in zwei bis drei Monaten gerechnet.

Dem Buchgewinn gegenüberzustellen sind allerdings außerordentliche Abschreibungen auf die Anlage, die 2019 und 2020 vorgenommen wurden. In Summe ging es um 372 Mill. Euro. Seither hat sich die Situation jedoch zunehmend stabilisiert.

Seit etwa einem Jahr hat Voestalpine an strategischen Optionen für den Umgang mit der Direktreduktionsanlage gearbeitet, nachdem klar geworden war, dass sich die ur­sprünglichen Pläne nicht verwirklichen ließen. Zumal die Österreicher von einem deutlich höheren Eigenbedarf an Eisenschwamm beim Bau der Anlage ausgegangen waren. Faktisch mussten aber gut drei Viertel des Materials am Spotmarkt verkauft werden, was zusätzliches Risiko be­deutete. „Voestalpine sollte sich auf die Stahlproduktion konzentrieren und nicht auf den Handel mit Eisenschwamm“, sagte Eibensteiner.

Von einer Fehlinvestition in Corpus Christi will der Voestalpine-Chef dennoch nicht sprechen. Die Rahmenbedingungen hätten sich verändert und heute sei man schlauer, wie der Weg zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie vonstatten gehen solle. Die Abnahme der 420 000 t Eisenschwamm jährlich hält Eibensteiner vorerst für ausreichend. Schon beim Bau der Anlage war das ursprüngliche Budget spürbar überschritten worden. In den Bau wurden letztlich 870 Mill. Euro gesteckt, geplant waren 550 Mill. Euro.

Unabhängig von der Transaktion hat Voestalpine den abgelaufenen Turnus besser abgeschnitten als er­wartet. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) belaufe sich auf knapp 2,3 Mrd. Euro. Es sei gelungen, die höheren Energiepreise weiterzugeben.

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