Wohnimmobilien

Vonovia stockt Verkaufs­portfolio auf

Angesichts gestiegener Zinsen und Kapitalkosten sind die Kapitalmärkte zur Finanzierung für Vonovia derzeit tabu. Daher werden jetzt Bestandsimmobilien zum Verkauf gestellt.

Vonovia stockt Verkaufs­portfolio auf

ab Köln

Angesichts gestiegener Zinsen und Kapitalkosten in Kombination mit der hohen Inflation hat Vonovia das Bestandsportfolio unter die Lupe genommen. Im Ergebnis werden Wohnungen mit einem Verkehrswert von 13 Mrd. Euro zum Verkauf gestellt, wie Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Präsentation des Zwischenberichts sagte. Neben den üblichen Einzelverkäufen im Wert von 5,5 Mrd. Euro stehen nun auch Mehrfamilienhäuser im Volumen von 6,3 Mrd. Euro zur Disposition. On top bekommen mehr als 12 000 Einheiten den Stempel „nicht strategisch“ aufgedrückt. In Summe geht es um gut 65 000 Wohnungen. Aktuell hat Vonovia – inklusive Deutsche Wohnen – knapp 550 000 Wohnungen im Bestand.

Zwar hatte Deutschlands größter Vermieter schon im Frühjahr angekündigt, die Privatisierungsbemühungen zu forcieren – statt 3 000 sollen in diesem Jahr 3 300 Einheiten an die Mieter veräußert werden –, die Trennung von Mehrfamilienhäusern ist jedoch neu. Es handele sich um einzelne Gebäude in Großstädten, die leicht zu bewirtschaften seien und nicht in einem Quartierszusammenhang stünden. Für diese Bestände sei Vonovia nicht der beste Eigentümer, stellte Buch fest und ergänzte: „Das hat nichts mit Ausverkauf zu tun.“

Wie schnell der Abverkauf vonstattengehen soll, ist nicht festgelegt. „Die Geschwindigkeit ist opportunistisch getrieben“, sagte der Manager. Die Erträge will Vonovia zur Stärkung der Innenfinanzierungskraft verwenden, fallen die Kapitalmärkte angesichts der gestiegenen Kapitalkosten als Finanzierungsquelle mo­mentan doch komplett aus.

Weiteres Kapital wollen sich die Bochumer im Wege von Partnerschaften beschaffen. Dabei sollen in klar abgegrenzte Portfolios externe Investoren hereingeholt werden. Das hatte Finanzchef Philip Grosse im Juni im Interview mit dieser Zeitung angekündigt (vgl. BZ vom 11. Juni). Schnellschüsse werde es jedoch nicht geben, heißt es jetzt. Diese Transaktionen seien komplex, zumal auch die Wahl der Partner sorgfältig evaluiert werden müsse. Vonovia stehe an dieser Stelle nicht unter Handlungsdruck, wird betont.

Schuldenabbau im Blick

Die Erlöse aus den Verkäufen sollen in den Rückbau der Verschuldung gesteckt werden. Zum Halbjahresstichtag wies Vonovia Nettoschulden von 43,5 Mrd. Euro aus. Beim Verschuldungsgrad, der zum 30. Juni auf 43,3% zurückgeführt wurde, peilt Vonovia nun den unteren Rand des Zielkorridors von 40 bis 45 % an. Beim Schuldenabbau seien die Möglichkeiten in Abhängigkeit von Fälligkeiten jedoch begrenzt, führte Buch aus.

Daher liebäugelt Vonovia nun auch mit der Möglichkeit des Aktienrückkaufs. Die eigene Aktie sei ein attraktives Investment, sagte Buch. Zur Finanzierung der Übernahme von Deutsche Wohnen hatte der deutsche Branchenprimus sein Kapital erst im Dezember erhöht und dabei 8 Mrd. Euro eingesammelt. Der Bezugspreis belief sich auf 40 Euro je Aktie. Mit 32,30 Euro notiert der Dax-Wert aktuell deutlich darunter, wenngleich die Nachricht vom aufgestockten Verkaufsportfolio am Mittwoch für einen kleinen Kurssprung gut war. Die Marktkapitalisierung von 25,2 Mrd. Euro entspricht einem Abschlag auf den Nettovermögenswert von annähernd 50 %.

Operativ verlief das erste Halbjahr für Vonovia in den gewohnten Bahnen. Vor allem durch die Konsolidierung von Deutsche Wohnen erhöhte sich das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um gut 37 % auf 1,4 Mrd. Euro und der operative Mittelzufluss (Funds from Operations, FFO) um 36 % auf 1,1 Mrd. Euro. Aus der Neubewertung des Bestands resultierte ein Wertzuwachs um 3,8 Mrd. Euro. Davon entfielen 3,1 Mrd. Euro auf Bestandsaufwertungen.

Zugleich musste Vonovia jedoch auch Wertkorrekturen vornehmen. So wurde auf die Beteiligung an der Adler Group (20,5 %) ein Impairment von 161 Mill. Euro fällig. Und auch auf den zur Disposition gestellten Pflegebereich von Deutsche Wohnen wurden 121 Mill. Euro abgeschrieben. Ebenfalls um 121 Mill. Euro im Wert gemindert wurde die At-Equity-Beteiligung QBI.

Vonovia
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Erlöse31112312
Bereinigtes Ebitda14021022
 Mieten823824
 Privatisierung7484
 Dienstleistung7979
 Development8535
Group FFO1,21063780
Periodenergebnis217962680
NTA2,3/Aktie (Euro)62,5462,774
Loan-to-Value (%)43,345,34
Nettofinanzschulden43484452614
Verkehrswert Bestand98811978454
1) Funds from Operations; 2) inkl. Deutsche Wohnen; 3) Net Tangible Assets nach Epra; 4) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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