VW erwartet 2024 schwächeres Wachstum
Volkswagen erwartet 2024 schwächeres Wachstum
Konzern übertrifft aber Markterwartungen – Dividende soll leicht steigen – Investitionsbudget für Fünfjahresperiode schrumpft – Aktie fällt
Volkswagen rechnet 2024 mit einem schwächeren Wachstum. Die Prognosen für Umsatz und operativen Umsatzrendite liegen aber über Markterwartungen. Der Konzern setzt auf eine Vielzahl neuer Produktanläufe. Die Dividende für 2023 legt nach einem stabil gehaltenen operativen Ergebnis etwas zu.
ste Hamburg
Nach einem Umsatzplus im vergangenen Jahr, das mit 15,5% auf 322,3 Mrd. Euro das Ziel einer Erlössteigerung um 10 bis 15% leicht übertraf, stellt Volkswagen ein geringeres Wachstum für 2024 in Aussicht. Das Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen geht nach einer Mitteilung am Freitag von einem Umsatzanstieg um bis zu 5% auf 338,4 Mrd. Euro aus. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen, die 2023 bei 7,0 (i.V. 8,1)% landete und damit im Rahmen der nach dem dritten Quartal gesenkten Zielspanne von 7 bis 7,3% blieb, soll einen Korridor von 7 bis 7,5% erreichen.
Gewinnmitnahmen
Die Prognose fiel optimistischer aus als erwartet. Der Analystenkonsens war für 2024 von einem Umsatz von 315 Mrd. und einer Umsatzrendite von 7% ausgegangen. An der Börse rutschte VW dennoch ab: Die Vorzugsaktie fiel in der Spitze um 7,1% und ging bei 119,16 Euro mit einem Minus von 4,9% ins Wochenende. Es dürfte sich um Gewinnmitnahmen handeln, so ein Börsianer. Zahlen und Ausblick seien besser als erwartet ausgefallen. Die in diesem Jahr erwartete Umsatzsteigerung soll sich VW zufolge vor allem auf die Markteinführung neuer Produkte stützen.
Bei der US-Bank J.P. Morgan, die VW mit "neutral" und einem Kursziel von 128 Euro einstuft, hieß es, der Autobauer habe einen starken Jahresschluss hingelegt. Der Ausblick für 2024 sei vorsichtig, aber auch konsistent mit dem aktuellen Umfeld in der Automobilindustrie und dem sehr starken Produktzyklus. VW-Vorstandschef Oliver Blume erklärte, der bei seinem Antritt im September 2022 aufgelegte Zehn-Punkte-Plan und die Performance-Programme seien 2023 weiter umgesetzt worden, die "Aufräumarbeiten" abgeschlossen. Die wesentlichen Weichen für die Restrukturierung des Konzerns seien gestellt. "Darauf können wir 2024 aufbauen und haben einen solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025."
Bewertungseffekte belasten
Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen erreichte 2023 mit 22,6 (22,5) Mrd. Euro wie seit Oktober avisiert das Vorjahresniveau, wobei sich die Belastungen durch Bewertungseffekte vor allem aus Rohstoffsicherungsgeschäften auf 3,2 Mrd. Euro beliefen. Der Konzern hatte die Vorgabe einer operativen Umsatzrendite zwischen 7,5 und 8,5% im Herbst revidiert – die negativen Bewertungseffekten ließen sich bis Jahresende nicht kompensieren, so die Begründung.
Der Netto-Cashflow im Konzernbereich Automobile, den VW für 2024 mit 4,5 Mrd. bis 6,5 Mrd. Euro avisiert, womit der Konzern unterhalb des Analystenkonsens liegt, erhöhte sich im Berichtsjahr überraschend auf 10,7 (4,8) Mrd. Euro. Durch Beseitigung von Engpässen in der Lieferkette von Fertigfahrzeugen sei bis Jahresende ein Abbau der Vorräte um rund 5 Mrd. Euro gelungen, so VW. Die Nettoliquidität habe mit 40,3 (43) Mrd. Euro weiter auf robustem Niveau gelegen.
Aktionären winkt zur Hauptversammlung am 29. Mai eine um 30 Cents je Aktie steigende Gewinnausschüttung: Vorgeschlagen werden eine Dividende je Vorzugsaktie von 9,06 (8,76) Euro sowie je Stammaktie von 9 (8,70) Euro. Damit würde die Ausschüttungsquote bei 28% liegen, unterhalb der Zielmarke des Konzerns von mindestens 30%. Die Dividendenquote für 2022 hatte 29,4% betragen.
"Die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2023 zeigen, dass wir weiter an Robustheit gewonnen haben", betonte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. "Wir haben eine ausgezeichnete Produktsubstanz und konzernweit ambitionierte Ergebnisprogramme aufgelegt." Deshalb blicke man trotz gedämpfter Konjunkturaussichten und intensiven Wettbewerbs "zuversichtlich in das Jahr 2024". Rückenwind rechnet sich der Konzern durch neue Produktanläufe, eine positive Entwicklung der Produktkosten sowie Kostendisziplin aus.
VW unterstrich weiter, dass die Investitionsquote 2024 mit erwarteten 13,5 bis 14,5% ihren Höchststand erreichen und danach schrittweise bis 2027 auf den Zielwert von 11% sinken dürfte. Durch verstärkte Nutzung von Synergien im Konzern könnten die Investitionen im Fünfjahreszeitraum von 2025 bis 2029 auf 170 Mrd. Euro begrenzt werden – nach 180 Mrd. Euro für die Periode 2024 bis 2028. Erläuterungen zu Bilanz und Prognose sind bei der Bilanzvorlage am 13. März zu erwarten.