VW setzt in China auf Einsparungen und Partner
VW setzt in China auf Einsparungen und Partner
Wolfsburger Konzern stellt Aufholplan bei Elektrofahrzeugen im wichtigsten Einzelmarkt vor – Frühere Ergebnisniveaus außer Sicht
Der VW-Konzern will durch kräftige Kostensenkungen in seinem wichtigsten Einzelmarkt China den Rückstand zu lokalen Konkurrenten bei Elektroautos verringern. Mit schnellen Fortschritten ist jedoch nicht zu rechnen. Und frühere Ergebnisniveaus der Joint-Venture-Gesellschaften sind nicht in Sicht.
ste Hamburg
VW will die Kostenbasis in China bis 2026 um 40% reduzieren, um im umkämpften, stark wachsenden Elektrosegment des weltgrößten Automarktes aufzuholen und die Wende bei der seit Jahren sinkenden Profitabilität des China-Geschäfts zu schaffen. Der Wolfsburger Konzern machte bei einem Kapitalmarkttag in Peking vor Beginn der Branchenmesse Auto China deutlich, in zwei Jahren bei Einstiegsmodellen der Kompaktklasse zur kostengünstigsten Konkurrenz aufschließen zu wollen. Dieses Segment soll künftig mehr als die Hälfte des chinesischen Gesamtmarktes ausmachen.
Verbrennergeschäft stützt
Von 2026 an will Europas größter Autobauer, der vor 40 Jahren als erster internationaler Hersteller nach China kam und nach wie vor beim Wandel in Richtung Elektromobilität auf ein profitables lokales Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen bauen kann, verstärkt von der Wachstumsdynamik des Marktes profitieren. „Wir werden nicht nur Defensive spielen“, unterstrich Konzernchef Oliver Blume vor Analysten Ambitionen, nach dem Verlust der Marktführerschaft an den chinesischen Elektroautobauer BYD zumindest der führende internationale Autohersteller in China zu bleiben.
Bis 2030 strebt das Mehrmarkenunternehmen 4 Millionen verkaufte Fahrzeuge in dem Markt an – ein in den besten Jahren schon übertroffenes Niveau. 2023 waren es 3,24 Millionen, davon knapp 192.000 vollelektrische Fahrzeuge (BEV). Der lokale BEV-Anteil an den Auslieferungen von VW erhöhte sich von 4,9% auf 5,9%, weltweit stieg er von 6,9 auf 8,3%. Dem Pkw-Gesamtmarkt in China wird bis 2030 ein Wachstum um 6 bis 7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr auf jährlich über 28 Millionen vorhergesagt. Dabei soll sich der Anteil der hybriden und vollelektrischen Fahrzeuge (NEV) auf etwa 75% fast verdreifachen.
Ergebnisschwund seit 2015
VW plant zugleich, dass bis 2030 das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint-Venture-Gesellschaften wieder zulegt. Rund 3 Mrd. Euro werden avisiert. Vorerst jedoch setzt sich der Ergebnisschwund fort. Nach einer rund 20-prozentigen Verringerung auf 2,6 Mrd. Euro im vergangenen Jahr rechnet man in Wolfsburg 2024 mit noch kräftigeren Einbußen auf 1,5 bis 2 Mrd. Euro. Das käme dem Niveau von 2010 nahe: Damals wurden 1,9 Mrd. Euro verbucht. Wesentlich mehr ist mittelfristig nicht zu erwarten. Bis 2027 soll der anteilige operative Gewinn der Joint Ventures bei 2 Mrd. Euro liegen.
Die Profitabilität der at Equity konsolidierten und im Finanzergebnis des Konzerns berücksichtigten China-Gesellschaften schrumpft seit Jahren. Nach dem Höhepunkt mit jeweils 5,2 Mrd. Euro in den Jahren 2014 und 2015 forcierte sich der Rückgang infolge von Coronakrise, Halbleitermangel und beschleunigtem Wandel der Branche ab 2020.
Zusätzliche lokale Partner
Um im preissensiblen Segment der vollelektrischen Kompaktfahrzeuge bei den Kosten auf Augenhöhe mit den lokalen Konkurrenten zu kommen, setzt VW auf eine neue, für den Markt entwickelte China Main Platform (CMP). Zugleich hält der Konzern an den langjährigen chinesischen Joint-Venture-Partnern FAW und SAIC fest und erhofft sich durch neue lokale Kooperationen wie mit dem Elektrofahrzeugbauer Xpeng, mit Horizon Robotics (autonomes Fahren), ARK (User Experience) und Thundersoft (Infotainment) sowie durch eine wettbewerbsfähige Batterietechnologie bessere Chancen im E-Autosegment.
So sollen etwa durch den Einsatz einer gemeinsam mit Xpeng entwickelten zonalen Elektrik/Elektronik-Architektur digitale Dienste stärker standardisiert und Kosten reduziert werden. Mit der neuen Architektur könne die Marke VW zugleich ihr Entwicklungstempo erhöhen. Um Innovationen schneller auf den lokalen Markt zu bringen, hatte der Konzern bereits im vergangenen Jahr mit der im ostchinesischen Hefei angesiedelten Volkswagen China Technology Company (VCTC) eine zentrale Entwicklungseinheit mit Ausrichtung auf intelligente, voll vernetzte Elektrofahrzeuge geschaffen. Das Ziel lautete, die Zeit bis zur Markteinführung neuer regionaler Produkte um 30% zu verkürzen.
30 neue E-Modelle bis 2030
In den kommenden drei Jahren will der Konzern mit seinen Marken 40 neue Modelle in China einführen, die Hälfte davon mit elektrischem Antrieb. Mindestens acht der auf den Markt zugeschnittenen BEV-Modelle sollen aus den Partnerschaften mit Xpeng und SAIC kommen, weitere Fahrzeuge der Marke VW von der neuen China Main Platform. Bis 2030 plant der Konzern mit 30 neuen BEV-Modellen.
VW-Vorstandschef Blume äußerte sich mit Verweis auf „die aktuelle Position der Stärke“ zuversichtlich, dass der Konzern „die Erfolgsgeschichte in China fortsetzen“ könne. Im Pkw-Segment decke man das gesamte Kundenspektrum ab, was kein anderer Anbieter schaffe. Zugleich sei man „stolz“ auf verlässliche, langfristige Partner, „die uns geholfen haben, wirklich lokal zu werden“. VW-China-Chef Ralf Brandstätter hob hervor, mittelfristiges Ziel sei, die Marktanteile in China zu stabilisieren und die Durchdringung mit Elektrofahrzeugen zu steigern. Bis 2030 soll der Absatzanteil von 15% auf dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns wieder erreicht sein.