Schwache Nachfrage

Wacker Chemie stellt sich auf weiteren Rückgang ein

Der Vorstand von Wacker Chemie stellt ein nach wie vor sehr volatiles Geschäft fest. Vor allem die Nachfrage der Bauindustrie ist weiterhin schwach.

Wacker Chemie stellt sich auf weiteren Rückgang ein

Wacker Chemie stellt sich auf weiteren Rückgang ein

Umsatz auch im ersten Quartal 2024 schwächer erwartet – Dividende soll auf ein Viertel sinken

jh München

Nach dem starken Umsatz- und Ergebnisrückgang im vergangenen Jahr und der ausgebliebenen erholten Hoffnung in der zweiten Hälfte ist der Vorstand von Wacker Chemie besonders vorsichtig. Er rechnet damit, dass sich das Geschäft in diesem Jahr insgesamt leicht rückläufig entwickeln wird, wie der Vorstandsvorsitzende Christian Hartel in der Bilanzpressekonferenz sagte. Die Bandbreite für die Prognose ist entsprechend groß: Für den Umsatz erwartet das Münchner Unternehmen 6 Mrd. bis 6,5 Mrd. Euro, für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 600 Mill. bis 800 Mill. Euro.

Besonders schwer zu kalkulieren ist das Geschäft mit Polysilizium für die Solar- und Halbleiterindustrie, vor allem die Preise. In diesem Geschäftssegment – eines von vier – rechnet Wacker Chemie mit einem Ebitda von 200 Mill. bis 400 Mill. Euro. Diese Spanne spiegelt sich in der ebenso hohen Bandbreite von 200 Mill. Euro für die Konzernprognose wider. Im vergangenen Jahr rutschte der Umsatz von Polysilizium um knapp ein Drittel auf 1,6 Mrd. Euro ab. Gründe waren der gesunkene Absatz und die nach starken Erhöhungen im Jahr zuvor wieder gesunkenen Preise. Das Ebitda des Segments sackte um 61% auf 321 Mill. Euro ab.

Schlimmeres erwartet

Im Konzern sank der Umsatz nach dem Rekordjahr 2022 um 22% auf 6,4 Mrd. Euro und das Ebitda um 60% auf 824 Mill. Euro. Der Jahresgewinn ist auf 327 Mill. Euro und damit ein Viertel abgestürzt. Da Wacker Chemie dabei bleibt, rund die Hälfte davon an die Aktionäre auszuschütten, wird der Hauptversammlung eine Dividende von 3 Euro je Aktie vorgeschlagen. Für 2022 hatten sie 12 Euro erhalten.

Dennoch legte der Aktienkurs am Dienstag zu. Zum einen hatte Wacker Chemie schon Ende Januar die vorläufigen Jahreszahlen bekannt gegeben, zum anderen hatten Investoren womöglich mit einem noch trüberen Ausblick gerechnet. Zudem bekräftigte Vorstandschef Hartel die Geschäftsziele für das Jahr 2030.

„Alles noch volatil”

Im ersten Quartal dieses Jahres bleibe das Ebitda voraussichtlich auf dem Niveau des vierten Abschnitts 2023, berichtete Finanzvorstand Tobias Ohler. Da erzielte das Unternehmen 135 Mill. Euro. Der Umsatz der ersten drei Monate werde in der Größenordnung von 1,5 Mrd. Euro liegen – nach 1,74 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. „Es ist alles noch volatil”, sagte Ohler. So sei die Nachfrage nach Silikonen in einigen Abnehmerbranchen gestiegen. In der Bauwirtschaft herrsche allerdings weiterhin Zurückhaltung.

So eine lange und ausgeprägte Nachfrageschwäche habe es in der Chemie noch nie gegeben, betonte CEO Hartel. Er hoffe auf ein normales Jahr 2025. An den Zielen für 2030 hält er fest: mehr als 10 Mrd. Euro Umsatz und eine Ebitda-Marge über 20%. Das Unternehmen habe drei Hebel dafür: Produkte für die globalen Megatrends wie Elektromobilität, das weltweite Produktionsnetzwerk und Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell.