Nachhaltigkeit

Wirtschafts­prüfer ermahnen ESG-Standard­setzer

Der Countdown im ESG-Reporting läuft global und auf EU-Ebene. Der Verband der Wirtschaftsprüfer fordert Nachbesserungen in der europäischen Regulierung.

Wirtschafts­prüfer ermahnen ESG-Standard­setzer

swa Frankfurt

Die ersten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung liegen auf EU-Ebene und global auf dem Tisch. Aus Sicht der deutschen Wirtschaftsprüfer gibt es in den Regelwerken für das ESG-Reporting kritische Aspekte, die für eine gelungene Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig seien und der Gefahr von Greenwashing vorbeugen sollen. Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) adressiert seine Bedenken in einem offenen Brief gerichtet unter anderem an Bundeswirtschafts- und Justizministerium sowie die Standardsetzer International Sustainability Standards Board (ISSB) auf globaler Ebene und das europäische Pendant European Financial Reporting Advisory Group (Efrag).

In seinem „Appell für eine verlässliche und akzeptierte Nachhaltigkeitsberichterstattung“ hebt das IDW einige aus Sicht des Berufsstands der Wirtschaftsprüfer wichtige Punkte hervor. So müssten die Klassifizierungen zur Einordnung, welche Tätigkeiten der Finanz- und Realwirtschaft als nachhaltig anzusehen sind, „praktikabel, widerspruchsfrei und vergleichbar vorgenommen werden“. Nach der EU-Taxonomie müssen Unternehmen künftig offenlegen, welcher Teil ihres Umsatzes und ihrer Investitionen unter der Taxonomie-Verordnung als grün gelten.

Weiteres Thema für das IDW ist die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) der EU, in die erstmals auch Mittelständler mit einbezogen würden. Efrag hat bislang dreizehn Standardentwürfe für die Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgelegt und ist dabei, diese zu finalisieren. Aus Sicht des IDW sind die Entwürfe der europäischen ESG-Berichtsstandards „zu granular“ und der Zeitplan zur Umsetzung für die Unternehmen „zu ambitioniert“. Unternehmen würden gezwungen, eine Vielzahl von Detailangaben zu erheben. Es bestünden „berechtigte Zweifel“, so das IDW, ob unter Kosten- und Nutzenaspekten „das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wird“. Die von Erfrag vorgeschlagenen Standards müssten „dringend überarbeitet werden“. Sollte den Erstanwendern nicht mehr Zeit gegeben werden, regt das IDW an, die Angaben für diesen Unternehmenskreis in einem ersten Schritt auf wenige zentrale KPI zu reduzieren bzw. Berichtsinhalte zu priorisieren.

Für die auf globaler Ebene erarbeiteten Vorschläge des ISSB unterstreicht das IDW, für international tätige Unternehmen sei ein einheitlicher globaler Mindestrahmen im ESG-Reporting wichtig. Um unnötigen Aufwand und Intransparenz zu vermeiden, dürften die europäischen Standards keine Widersprüche zu den ISSB-Standards aufweisen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.