Pharmakonzern

Johnson & Johnson peilt Milliardenvergleich an

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson will einen Rechtsstreit um mutmaßlich krebserregende Köperpflegeprodukte durch Zahlungen von fast 9 Mrd. Dollar beilegen. Es wäre einer der größten Haftungsvergleiche der Geschichte.

Johnson & Johnson peilt Milliardenvergleich an

Johnson & Johnson peilt Vergleich an

Konzern will Rechtsstreit um mutmaßlich krebserregendes Körperpuder beilegen

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson will einen Rechtsstreit um mutmaßlich krebserregende Köperpflegeprodukte durch Zahlungen von fast 9 Mrd. Dollar beilegen. Es wäre einer der größten Haftungsvergleiche der Geschichte.

xaw New York

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson strebt einen der größten Haftungsvergleiche der Geschichte an. Der zugrunde liegende Rechtsstreit dreht sich um mutmaßlich krebserregende Körperpflegeprodukte. Den Klägern bietet das Unternehmen nun 8,9 Mrd. Dollar an, die über 25 Jahre zahlbar sein sollen. Damit sollen alle bestehenden und künftigen Ansprüche in Bezug auf Produkte, die das Magnesiumsilikat Talkum enthalten, aufgehoben werden.

Die Konzerneinheit LTL Management, die Johnson & Johnson zur Auslagerung von Verbindlichkeiten aus dem Rechtsstreit gründete, hat laut einer am Dienstag nach US-Börsenschluss veröffentlichten Mitteilung erneut Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Aus der Insolvenzmasse soll ein Trust gebildet werden, über den Johnson & Johnson die Zahlungen im Rahmen des Vergleichs leisten will.

Ein Berufungsgericht hatte einen ersten Antrag auf Gläubigerschutz im Januar abgelehnt. LTL Management qualifiziere sich nicht für eine Insolvenz, da die Einheit über finanzielle Rückendeckung durch Johnson & Johnson verfüge. Damit der Vergleich zustande kommt, müssen ein Insolvenzgericht und 75% der Kläger ihre Freigabe erteilen. Kanzleien, die nach eigenen Angaben den größten Teil der über 70.000 Kläger repräsentieren, haben ihre Unterstützung für den Vorschlag von Johnson & Johnson signalisiert.

Kein Schuldeingeständnis

Der Konzern betonte indes, der Schritt stelle kein Eingeständnis von Fehlverhalten dar. Doch eine Auflösung der Rechtsstreitigkeiten „würde Jahrzehnte dauern und signifikante Kosten verursachen“, räumte Johnson & Johnson ein. In den vergangenen Jahren bescherten Sammelklagen dem Pharmariesen Reputationsverluste und erschwerten die Ausgliederung der Sparte für Konsumgüterprodukte.

Der Konzern hat den Großteil der bisherigen Prozesse zwar gewonnen, aber auch empfindliche Niederlagen einstecken müssen. 2018 sprach eine Jury 22 Klägerinnen 4,7 Mrd. Dollar zu, die Summe wurde später auf 2,1 Mrd. Dollar gesenkt. Johnson & Johnson zahlte 2021, nachdem der Oberste Gerichtshof eine Berufungsanhörung abgelehnt hatte.

Zahlreiche Klagen stammen von Frauen, die eigenen Angaben zufolge nach Verwendung des Produkts „Baby Powder“ an Eierstockkrebs erkrankten. Johnson & Johnson hat den Verkauf der talkumbasierten Version von „Baby Powder“ in den USA und Kanada eingestellt, der globale Vertrieb soll im laufenden Jahr enden. Stattdessen bietet der Konzern eine auf Maisstärke beruhende Variante des Körperpuders an.