Automarkt Deutschland

Zehn Prozent weniger Neuwagen

Der Autoabsatz in Deutschland ist auch im zweiten Coronakrisenjahr gesunken. Der Chipmangel bremst die Autoproduktion, die Branche kann vorläufig nicht mit Besserung rechnen.

Zehn Prozent weniger Neuwagen

ste Hamburg

Der deutsche Automarkt ist 2021 weiter auf 2,62 Millionen neu zugelassene Fahrzeuge geschrumpft. Verglichen mit 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie, ist der Pkw-Absatz in Deutschland um 1 Mill. Fahrzeuge gesunken. Im vergangenen Jahr sorgten vor allem Engpässe bei der Versorgung mit Vor- und Zwischenprodukten, vor allem von Halbleitern, für erhebliche Produktionsrückgänge.

Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch bekanntgab, kamen mit 2,62 Mill. Neuwagen im vergangenen Jahr 10,1% weniger auf die Straßen als 2020. In dem Jahr waren die Neuzulassungen infolge pandemiebedingter Produktionsunterbrechungen um 19,1% auf 2,92 Mill. Pkw zurückgegangen.

Allein im Dezember rollten nach Angaben der Flensburger Behörde mit 227630 fast 27% weniger neue Autos auf die Straßen als im gleichen Vorjahresmonat. Zwar fiel der Rückgang im Schlussmonat verglichen mit November, als ein Minus von 31,7% gegenüber 2020 registriert wurde, geringer aus. Doch steht für 2021 das niedrigste Niveau seit 1990 zu Buche.

Die Automobilbranche blicke inzwischen auf zwei sehr schwache Jahre zurück, so Peter Fuß, Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Die Hoffnung auf einen Aufschwung 2021 habe sich nicht erfüllt. Die Nachfrage sei zwar groß gewesen, die Industrie aber nicht ausreichend lieferfähig. „Somit erwies sich auch 2021 als ein rabenschwarzes Jahr für die Automobilbranche.“ Eine Trendwende in dem Sektor sieht EY nicht in Sicht. Es zeige sich immer deutlicher, dass sich die Versorgung mit Halbleitern und anderen Vorprodukten nicht kurzfristig bessern wird, so Fuß. Die Engpässe dürften im gesamten Jahr zu spüren sein. „Das Vorkrisen-Absatzniveau wird also auch im Jahr 2022 in weiter Ferne bleiben.“ Auch 2022 werde ein Krisenjahr sein.

Laut KBA-Statistik ergab sich bei den meisten Herstellern im vergangenen Jahr ein Absatzrückgang. Unter den deutschen Marken kamen denAngaben zufolge nur Smart (+49,7%) und Opel (+10,7%) sowie Porsche (+9,9%) auf ein Plus in der Neuzulassungsbilanz. VW (−6,8%), Audi (−15%), BMW (−7,7%) und Mercedes (−25,7%) brachten weniger Neuwagen auf die Straße. Die kräftigsten Zuwächse registrierten mit Polestar (+153,2%) und Tesla (+137,9%) Hersteller von Elektrofahrzeugen. Insgesamt wurden 2021 in Deutschland rund 681900 rein elektrische sowie Plug-in-Hybrid-Autos neu zugelassen – ein durch staatliche Prämien geförderter Anstieg um 73% verglichen mit 2020. Der E-Auto-Marktanteil verdoppelte sich im vergangenen Jahr fast auf 26 (i.V. 13,5)%. Fahrzeuge mit Verbrennungsantrieb fielen hingegen weiter zurück. Der Anteil von Fahrzeugen mit Benzinmotoren an den Neuzulassungen sank laut KBA auf 37,1 (46,7)% – 2018 lag er noch über 62%. Dieselautos machten 2021 noch 20 (28,1)% an den Neuwagen aus – nach gut 32% drei Jahre zuvor.

Wie der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) mitteilte, blieb die Pkw-Inlandsproduktion 2021 mit 3,1 Mill. Einheiten deutlich unter dem coronabedingten Vorjahreswert (−12%) und lag auf dem niedrigsten Niveau seit 1975. Zudem meldete das Ifo-Institut, dass sich die Lage der deutschen Autoindustrie den fünften Monat in Folge verdüstert habe. Der Ifo-Indikator für die Branche fiel auf −1 im Dezember nach +7,9 im November. Diese abermalige Verschlechterung sei von den Herstellern getrieben, nicht von den Zulieferern, sagt Oliver Falck, der das Ifo-Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien leitet.

Die Geschäftserwartungen der Zulieferer sind laut Ifo-Institut so pessimistisch wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. „Die jüngsten Ankündigungen von Autoherstellern, ihr Engagement in China weiter auszubauen, drückt sicherlich auf die Stimmung insbesondere mittelständischer Zulieferer, die stark von der Automobilproduktion in Deutschland abhängen.“

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