Private Equity

Zinswende ermutigt Private Equity zu Megadeals

Private-Equity-Firmen schlagen wieder mit großen Übernahmen zu. Aber die Probleme der Finanzinvestoren, sich aus ihren Unternehmensbeteiligungen mit Gewinn wieder zu verabschieden, sind nicht kleiner geworden. Das geht aus dem jüngsten Pitchbook-Report hervor, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird.

Zinswende ermutigt Private Equity zu Megadeals

Zinswende ermutigt Investoren zu Deals

Pitchbook-Analyse: Exits nur sehr spärlich – Europäische Private-Equity-Fonds sammeln 2024 bislang 110 Mrd. Euro ein

cru Frankfurt

Die beginnenden Zinssenkungen ermutigen Private-Equity-Firmen zu mehr und größeren Deals. Vom Kauf börsennotierter Unternehmen (Take Private) über Ausgliederungen von Firmen aus Konzernen bis hin zu Übernahmen aus der Hand konkurrierender Finanzinvestoren – alles kommt wieder etwas mehr in Schwung. Das geht aus dem „European Private Equity Breakdown“ des Analysehauses Pitchbook für das dritte Quartal hervor. Den Schätzungen zufolge bringt das Jahr 2024 ein Plus von 27,5% beim Volumen der Private-Equity-Deals in Europa und einen Zuwachs von 11,5% bei der Anzahl. „Mit den sinkenden Zinsen nähern sich die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern einander an“, fasst Pitchbook-Analyst Nicolas Moura die Lage zusammen. „Das erlaubt ihnen, einen Mittelweg zu finden.“

Mit den sinkenden Zinsen nähern sich die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern einander an.

Pitchbook-Analyst Nicolas Moura

Hinzu komme die Tatsache, dass den Private-Equity-Firmen rekordverdächtig umfangreiche und noch nicht investierte Kapitalzusagen zur Verfügung stünden – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt. Dieses Kapital werde zusehends mehr investiert, wenn die Marktbedingungen günstiger werden.

Techem und Sanofi unter den Megadeals

„Der Appetit der Investoren auf Megadeals wächst bei Takeprivates, Verkäufen von Konzernteilen und Sponsor-zu-Sponsor-Transaktionen“, glaubt Analyst Moura. In Deutschland hatte beispielsweise kürzlich der US-Impact-Fonds TPG Rise Climate für 6,7 Mrd. Euro inklusive Schulden den Heizkostenerfassungskonzern Techem von der Schweizer Partners Group übernommen. Der Anteil der Ausgliederungen aus Konzernen an allen Deals hat sich 2024 bis dato auf 18,2% des Transaktionswerts erhöht – der höchste Anteil seit 2019. Ein Beispiel dafür ist die 15 Mrd. Euro schwere Rezeptfrei-Sparte Opella des französischen Pharmakonzerns Sanofi, über deren Kauf gerade der New Yorker Finanzinvestor Clayton Dubilier & Rice verhandelt. Nach Sektoren betrachtet, steht laut Pitchbook die IT-Branche in Bezug auf den Transaktionswert vor ihrem besten Jahr seit 2021. Zudem waren „außereuropäische Investoren an acht der zehn größten Transaktionen beteiligt“, konstatiert Analyst Moura.

Nur wenige Börsengänge

Dagegen ist der gelingende Ausstieg aus Beteiligungen weiter eine Seltenheit. „Die Exits in Europa bleiben spärlich“, kommentiert Analyst Moura. Das Volumen der Exits werde 2024 voraussichtlich stagnieren und liege rund ein Drittel unter dem Niveau von 2021. Nach „einigen grünen Trieben“ im ersten Halbjahr – mit einigen hochkarätigen Börsengängen wie dem des Finanzinvestors CVC, des Hautpflegekonzerns Galderma und der Parfümerienkette Douglas gab es im dritten Quartal nur zwei kleine IPOs. Betrachte man die Debüts im ersten Halbjahr, so stelle man fest, dass etwa die Hälfte der Unternehmen derzeit unter ihrem IPO-Preis gehandelt wird, darunter der französische Nachtsichtgeräte-Teilehersteller Exosens sowie Douglas aus dem Portfolio von CVC und der Panzergetriebehersteller Renk, bei dem Triton die Mehrheit der Anteile abgegeben hat.

Schwache Vorzeiten für Private-Equity-Exits

„Das verheißt für andere Private-Equity-Firmen, die aus Unternehmensbeteiligungen aussteigen wollen, nichts Gutes, wenn man bedenkt, dass der Stoxx Europe 600 Index dieses Jahr um mehr als 9% gestiegen ist“, erklärt Moura Für mehr Exits brauche man „einige große IPOs, die sich gut entwickeln“. Mehr als die Hälfte der Exits entfällt an Finanzinvestoren – so viel wie seit 2014 nicht mehr. Trotz der makroökonomisch schwierigen Situation läuft derweil das Fundraising gut - mit 110 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten. Aus der Mode gekommen sind Growth-Equity-Fonds. Auf sie entfällt nur 10% vom Fundraising.

Private-Equity-Firmen schlagen wieder mit großen Übernahmen zu. Aber die Probleme der Finanzinvestoren, sich aus ihren Unternehmensbeteiligungen mit Gewinn wieder zu verabschieden, sind nicht kleiner geworden. Das geht aus dem neuen Pitchbook-Report hervor, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird.

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