Abwehrschlacht bei der Commerzbank - Tausende Jobs fallen weg
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp will das Frankfurter Geldhaus mit Kostensenkungen und dem Abbau Tausender Stellen für den Abwehrkampf gegen UniCredit wappnen. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2028 brutto rund 3900 Vollzeitstellen wegfallen, wie die Commerzbank am Donnerstag mitteilte. Davon entfallen allein rund 3300 Jobs auf Deutschland. Orlopp will die Komplexität von Prozessen weiter reduzieren und die Bank schlanker und effizienter aufstellen. Die Digitalisierung soll beschleunigt und internationale Standorte verstärkt genutzt werden. Dort und etwa auch bei der polnischen Tochter mBank soll es zu einem Stellenaufbau kommen, sodass der Personalstand weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben soll.
Die italienische Großbank UniCredit war im September mit neun Prozent bei der Commerzbank eingestiegen und hat sich über Derivate inzwischen Zugriff auf 28 % der Anteile gesichert. UniCredit-Chef Andrea Orcel wirbt für eine komplette Übernahme der Commerzbank, doch die beharrt auf ihrer Eigenständigkeit und bezeichnet das Vorgehen des Mailänder Instituts als feindlich.
Die Commerzbank setzte sich auch neue Finanzziele: Bis Ende 2028 will sie die Cost-Income-Ratio auf rund 50 (2024: 59) % verbessern. Der Provisionsüberschuss soll durchschnittlich um gut sieben Prozent steigen. Das Nettoergebnis soll 4,2 Mrd. Euro erreichen und die Eigenkapitalrendite 15 %. „Stetig wachsende Erträge, strikte Kostendisziplin und eine dynamische Kapitalrückgabe sind die Grundlage für eine verlässlich steigende Profitabilität der Bank“, erklärte der designierte Finanzvorstand Carsten Schmitt.
Das bisherige Strategieprogramm reichte bis 2027 und wurde erstmals 2023 veröffentlicht. Erst im vergangenen September – kurze Zeit nachdem UniCredit ihr Interesse offenlegte – verschärfte die Commerzbank einige ihrer Finanzziele und peilte etwa eine Eigenkapitalrendite von 12,3 % an. Nun traut sich Orlopp noch mehr zu: Die Eigenkapitalrendite soll sich 2027 auf 13,6 % belaufen, die Cost-Income-Ratio auf 53 (bisher: 54) % verbessern. Das Nettoergebnis soll nun auf 3,8 statt 3,6 Mrd. Euro steigen.
Zum Vergleich: Die Eigenkapitalrendite der UniCredit belief sich 2024 auf 17,7 % und soll bis 2027 weiter über 17 % liegen. Der Nettogewinn soll bis dahin auf rund zehn Milliarden Euro klettern von 9,3 Mrd. im vergangenen Jahr.
Seit Monaten arbeitete das Management unter Orlopp an einer Strategie, die das Wertpotenzial des Frankfurter Geldhauses verdeutlichen soll. Mit der Vorstellung ihrer Pläne will Orlopp die Investoren überzeugen, dass die Commerzbank langfristig als eigenständiges Institut bestehen kann. Die Strategieanpassung folgt auf ein Rekordergebnis im vergangenen Jahr, das bereits Ende Januar bekanntgegeben wurde. Die Aktionäre werden mit einer höheren Dividende und einem weiteren Aktienrückkauf umworben.
Unicredit-Chef Orcel hatte bei der Veröffentlichung seiner Jahresbilanz am Dienstag gesagt, dass das Institut vor weiteren Schritten bei der Commerzbank - etwa einem Übernahmeangebot -zunächst Gespräche mit der neuen Bundesregierung abwarten wolle. Dies werde sich über drei bis fünf Quartale erstrecken, je nach Entwicklung der Situation. „Die Entscheidung ob und wann wir ein Angebot abgeben, liegt vollständig bei uns“, hatte Orcel deutlich gemacht. „Wir würden ein Angebot abgeben, wenn wir bereit sind - und nicht automatisch als Reaktion auf das, was wir in den Verhandlungen mit der Regierung erreichen.“