Analysten beäugen Ziele der Commerzbank kritisch
Analysten sehen Commerzbank kritisch
Umsetzungsrisiken rücken in den Fokus – Glaube an Unicredit-Transaktion schwindet
bg Frankfurt
Nach dem Kapitalmarkttag der Commerzbank haben die Analysten ihre Kursziele mit einem Update versehen. So erhöhte Keefe, Bryuette and Woods (KBW) zwar ihr Kursziel von 20 auf 22 Euro, stufte das Papier aber auf „Market Perform“ herunter. Der Kapitalmarkttag sei eine „mixed affair“ gewesen mit den höheren Zielen, denen nun aber potenzielle Risiken gegenüberstünden. Damit zielen die Analysten auf Umsetzungsrisiken, um wie geplant bis 2028 tatsächlich eine Eigenkapitalrendite von 15% zu erreichen.
Was zudem negativ vermerkt wird: Die Wahrscheinlichkeit einer Unicredit-Übernahme sei aufgrund des politischen Widerstandes aus Berlin für einen solchen Zusammenschluss gesunken. Auch CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sieht das Vorgehen von Unicredit-Chef Andrea Orcel kritisch.
Orlopp zu optimistisch mit EK-Renditezielen?
Vor diesem Hintergrund glaubt KBW nicht mehr daran, dass die Commerzbank-Aktie den Sektor outperformen könnte, also nur noch „market perform“ ist. Vor allem ist KBW skeptisch, dass es Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp tatsächlich gelingen wird, die 15% EK-Rendite zu erreichen. Im Mittel seien EU-Banken bei einem RoTE (Return on Tangible Equity) von unter 13% inmitten eines freundlichen Umfelds bestehend aus immer noch hohen Zinsen und niedrigen Kreditrisiken.
Der wunde Punkt sind KBW zufolge vor allem die Teile der Commerzbank-Bilanz, die kaum etwas abwerfen. Hier wurde ein großer Schwung an Assets vom Corporate Center auf die Corporate Bank umgebucht, die kaum Erträge bringen. Deshalb traut KBW dem Institut nur eine EK-Rendite von wenig mehr als 12% zu.
Deutsche Bank bleibt bei Kursziel
Auch das Kostenziel wird als zu ambitioniert kritisiert. Da nur Kostenstellen von A nach B verschoben würden, seien die 700 Mill. Euro an Restrukturierungskosten möglicherweise keine gute Kapitalallokation - wobei die Analysten eventuell nicht voll auf dem Schirm haben, dass neue Stellen mit deutlich niedrigeren Salären verbunden sein dürften.
Die Deutsche Bank hatte ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 20 Euro zuvor aufrechterhalten. Die Commerzbank-Aktie notiert mit 19,30 Euro aber inzwischen nur noch knapp unter dem Kursziel. Die Gewinnprognose sei 7% über den Konsensschätzungen und vor allem die kurzfristig hohen Auskehrungen überzeugten, so die Analysten. Diese bezeichnen die Ziele der Commerzbank insgesamt als „bullish“. Die meisten Commerzbank-Kursziele bewegen sich in einem Korridor von 18 bis 22 Euro.