Aufgeheizter Wettbewerb zwischen Banken und Apple
xaw New York
Der Konkurrenzkampf zwischen führenden US-Finanzdienstleistern und dem Technologieriesen Apple gewinnt an Intensität. In der vergangenen Woche stellte der im kalifornischen Cupertino ansässige Konzern sein Rechnungskauf-Angebot Apple Pay Later vor, das er zufällig ausgewählten Nutzern in den Vereinigten Staaten vor der breiteren Veröffentlichung zur Verfügung stellt.
Darüber können Kunden mit einer hinterlegten Debitkarte Warenkäufe in bis zu vier Zahlungen aufteilen, die über sechs Wochen fällig werden – Gebühren oder Zinsen sollen dabei nicht anfallen. Die Kreditsummen dürfen dabei im Bereich zwischen 50 und 1000 Dollar liegen, funktionieren soll der Dienst bei allen Händlern, die am Zahlungssystem Apple Pay teilnehmen. Eine Tochtergesellschaft des iPhone-Entwicklers soll für die Kreditprüfung und das Lending im Rahmen des Programms zuständig sein. Ab dem Herbst will Apple Kreditdaten daraus an die zuständigen Auskunfteien melden.
Der Technologiekonzern hatte ein solches Angebot bereits im vergangenen Juni angekündigt. Durch den jüngsten Vorstoß in den Markt für Finanzdienstleistungen tritt er nun nicht nur mit „Buy Now, Pay Later“-Anbietern wie der schwedischen Klarna oder dem US-Ratenkreditspezialisten Affirm Holdings in Konkurrenz. Apple sendet mit der Erweiterung seines Payment-Service vielmehr auch ein weiteres Signal an US-Großbanken.
Leistungsfähige Kreditkarte
Diese fürchten aufgrund der zunehmenden Aktivität von Tech-Anbietern im Zahlungsbereich Verluste ihrer Kundenbeziehungen im Consumer Banking. Bereits im Jahr 2019 startete Apple eine Kartenpartnerschaft mit Goldman Sachs. Für die in diesem Rahmen herausgegebene Kreditkarte werden keine Gebühren fällig, zudem synchronisiert sie sich für Analysen des Ausgabeverhaltens der Nutzer automatisch mit dem iPhone. Bei Zahlungen mittels iPhone oder Apple Watch erhalten Kunden im Rahmen einer Cashback-Funktion überdies täglich 2 % auf ihre Käufe zurück.
Für den Technologiekonzern stellt die Kreditkarte damit wie das „Buy Now, Pay Later“-Programm einen weiteren Weg dar, die Nutzung von Apple Pay attraktiver zu machen. Nach Unternehmensangaben akzeptieren inzwischen 85% der Händler in den USA die Funktion.
Zugleich ist auch das Nutzerinteresse in den vergangenen Jahren stetig gewachsen: Während im Jahr 2016 laut dem Analysedienstleister und Fondsverwalter Loup Ventures lediglich 10% aller iPhone-User Apple Pay aktiviert hatten, waren es 2022 bis zur Jahresmitte fast drei Viertel. Dabei ist zwar nicht gesagt, dass auch jeder davon die Funktion nutzt, der Trend zeigt laut Analysten aber klar nach oben.
US-Großbanken, denen neben der steigenden Nutzung von Apple Pay auch das Wachstum anderer Zahlungsdienstleister wie Paypal Sorgen bereitet, wollen mit ihren eigenen Angeboten kontern. Bereits Ende Januar machten Berichte die Runde, gemäß denen sich J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo und vier weitere führende Finanzdienstleister verbündet haben, um ein digitales Wallet an den Markt zu bringen. Dieses soll mit den Debit- und Kreditkarten von Nutzern verbunden sein und Online-Zahlungen erleichtern. Verwaltet werden soll es von der im gemeinschaftlichen Besitz der Kreditinstitute befindlichen Early Warning Services (EWS), die auch das Zahlungsnetzwerk Zelle betreibt.
Zuletzt sind weitere Details zu der neuen Anwendung bekannt geworden: Sie soll den Namen „Paze“ tragen und angeblich ab dem Sommer im Rahmen eines Pilotprojekts für ausgewählte Nutzer verfügbar werden. Später wollen die Banken hinter EWS dann wohl 150 Millionen Debit- und Kreditkarten für die Nutzung der neuen Wallet freischalten.
Anpassung an Nutzer
Noch arbeiten die Banken laut Insidern am konkreten Ablauf des Online-Bezahlprozesses mit der Wallet. Voraussichtlich müssten Kunden bei der Nutzung keine Kreditkartennummer angeben, was das Betrugsrisiko reduzieren soll. Die neue Anwendung soll zusammen mit Debit- und Kreditkarten von Visa und Mastercard an die Kunden gebracht werden. Damit wollen die Banken auf die Konsumgewohnheiten in den USA eingehen und eine höhere Nutzerzahl für die Wallet erreichen.
Allerdings sind die Geldhäuser nicht nur auf die Akzeptanz bei den Kunden, sondern auch bei den Händlern angewiesen. Schließlich bieten diese auf ihren Webseiten bereits eine Vielzahl verschiedener Bezahlmöglichkeiten an. Damit sie den Aufwand einer Einführung weiterer Optionen auf sich nehmen, muss die Nachfrage nach Ansicht von Analysten sehr stark ausfallen.