Aktie markiert Dreijahreshoch

Börse feiert Deutsche Bank

Die Deutsche Bank verzeichnet einen Kurssprung trotz unspektakulärer Quartalszahlen. Investoren wetten auf eine Belebung im Investment Banking. Zinsabhängiges Geschäft stagniert

Börse feiert Deutsche Bank

Börse feiert die Deutsche Bank

Investoren wetten auf Belebung im Investment Banking – Zinsabhängiges Geschäft stagniert

fir/lee Frankfurt

Kurssprung trotz unspektakulärer Quartalszahlen: Die Aktie der Deutschen Bank hat am Donnerstag mit 16,66 Euro den höchsten Stand seit gut drei Jahren markiert. Wie das Institut bekannt gab, stieg der Gewinn vor Steuern in den ersten drei Monaten um 10% auf 2,0 Mrd. Euro. Die Erträge legten ebenfalls um 1% auf 7,8 Mrd. Euro zu. Das war etwas mehr als erwartet, was vor allem dem Investment Banking geschuldet war. Hier schnitt die Deutsche Bank besser ab als ihre Dauerrivalin Barclays.

Uneinheitliches Marktumfeld

Unter dem Strich legten die Erträge der Investmentbank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13% auf 3,0 Mrd. Euro zu. Das darin enthaltene Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen legte um 7% zu. Finanzvorstand James von Moltke bezeichnete das Marktumfeld in den ersten drei Monaten als uneinheitlich, ein Trend, der sich auch im zweiten Quartal fortsetze. Positiv hätten sich hier die hohen Aktivitäten im Verbriefungs- und Emissionsgeschäft sowie das Kundengeschäft mit Schwellenländern, insbesondere in Lateinamerika, niedergeschlagen. Das starke Wachstum in diesen Segmenten habe den Einbruch im Vorjahr des besonders ertragreichen Handels mit Zinsprodukten mehr als ausgeglichen.

Im Emissions- und Beratungsgeschäft stiegen die Erträge den Angaben zufolge um 54% auf 503 Mill. Euro – dem höchsten Wert seit neun Quartalen. Ausschlaggebend seien hierfür die gestiegenen Erträge im Anleiheemissionsgeschäft gewesen. Sie stiegen dank der Erholung des Leveraged-Debt-Marktes und eines robusten Geschäfts mit Anleihen hoher Bonität um 67% auf 355 Mill. Euro, wie die Deutsche Bank schreibt.

Privatkundengeschäft rückläufig

Einen Höchststand seit ihrer Gründung 2018 verzeichnete die Privatkundenbank den Angaben zufolge bei den verwalteten Vermögen, die um 27 Mrd. auf 606 Mrd. Euro wuchsen. Die Erträge stagnierten derweil im Vorjahresvergleich bei knapp 2,4 Mrd. Euro, was auf einen gesunkenen Zinsüberschuss zurückzuführen sei. Das steht im Gegensatz zur Entwicklung im Vorjahr, in dem die Deutsche Bank wie viele andere Häuser enorm vom Zinsschub profitierte. Dieser Effekt ebbt allmählich ab, da sich Zinsmargen im Wettbewerb um Kunden verengen.

Im ersten Quartal 2023 hatte die Privatkundenbank noch einen Ertragsanstieg gegenüber dem Vorjahr um 10% auf 2,44 Mrd. Euro verbuchen können, dank eines starken Wachstums des Zinsüberschusses. Auch im Schlussquartal hatten die Erträge noch dank verbesserter Zinsmargen zugelegt.

Moltke bestätigte auf Anfrage, dass die wichtigsten Serviceprobleme behoben seien, die im Gefolge des IT-Migrationsprojekts „Unity“ aufgetreten sind. „Wir haben die kundenrelevanten Anliegen und die Aufarbeitung des Rückstands abgeschlossen, die im Rahmen der BaFin-Anordnung vorgesehen waren“, sagte er in einem Pressegespräch.

Allerdings bestünden noch abzuarbeitende Rückstände, welche die Kunden nicht direkt beträfen und nicht unter die BaFin-Direktiven fielen. Die Kosten der Sanierungsarbeiten im ersten Quartal bezifferte er mit 30 Mill. Euro. Im zweiten Halbjahr 2023 waren Kosten in Höhe von 40 Mill. Euro angefallen. „Wir haben definitiv den Höhepunkt der Sanierungskosten überschritten“, sagte Moltke. Fortan werde der Fokus aber darauf liegen, in die Verbesserung der Bankdienstleistungen zu investieren und nicht in die Beseitigung von Mängeln.

Verbraucherschützer skeptisch

Zu weniger optimistischen Erkenntnissen kommen dagegen die Verbraucherschützer. Die Beschwerden zu Postbank und DSL Bank seien nach wie vor auf einem hohen Niveau, beklagt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). „Zwar sind die Zahlen im ersten Quartal 2024 im Vergleich mit dem vierten Quartal 2023 gesunken, dennoch haben uns in den ersten drei Monaten bereits wieder fast 500 Beschwerden erreicht“, heißt es auf Anfrage.

Die drei häufigsten Beschwerdegründe seien Lieferungs- und Leistungsstörungen, Kundenbetreuung und Vertragsabwicklung. „Angesichts der seit Monaten von der Deutschen Bank erfolgenden Verlautbarungen, dass die Beschwerden nun abgearbeitet seien, sind die tatsächlichen Verbesserungen angesichts der weiterhin hohen Beschwerdelage sehr unzufriedenstellend“, so der VZBV.

Im Gesamtjahr 2023 waren beim VZBV mehr als 2.300 Beschwerden die Postbank und die DSL Bank betreffend eingegangen. Im Dezember seien die Zahlen zwar zurückgegangen, hatte der Verband erklärt, sie lagen aber noch immer im niedrigen dreistelligen Bereich.

Noch deutlicher spiegelte sich die Normalisierung der Erträge im Einlagengeschäft mit Firmenkunden wider. Hier sanken die Erträge um 5% auf 1,9 Mrd. Euro. Das erste Quartal 2023 hatte den Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus markiert. Belastet habe auch das Ende der Verzinsung der Mindestreserve durch die Europäische Zentralbank (EZB), steigende Provisionsüberschüsse federten die Entwicklung nur teilweise ab.

Eigentlich lagen die Quartalszahlen der Deutschen Bank völlig im Rahmen der Erwartungen. Doch dann setzte sich im Tagesverlauf bei den Anlegern die Erkenntnis durch, dass das Institut im Investment Banking besser abschnitt als die Rivalin Barclays, was der Aktie einen Höhenflug auf ein Dreijahreshoch bescherte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.