Private Capital Report 2024

Deutsche Family Offices erobern Private Markets

Manager von Private Market Funds werben intensiv um das Vermögen reicher Privatpersonen und landen immer häufiger bei deren Family Office. Frische Marktzahlen von Preqin zeigen, wie groß deren Bedeutung hierzulande inzwischen ist.

Deutsche Family Offices erobern Private Markets

Deutsche Familienvermögen für private Märkte

Private Capital Report von Preqin für deutschsprachigen Raum zeigt: Fast 500 Family Offices investieren in Private Markets

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Manager von Private Market Funds tun sich im aktuellen Marktumfeld schwer, bei institutionellen Investoren Gelder für neue Fonds einzuwerben. Darum werben sie intensiv um das Vermögen reicher Privatpersonen und landen immer häufiger bei deren Family Office, wie frische Marktzahlen von Preqin zeigen.

Deutsches Familienvermögen fließt zunehmend in die privaten Kapitalmärkte. Das zeigt der neue Private Markets Report 2024 des Datenanbieters Preqin für den deutschsprachigen Raum. Demnach hat sich die Anzahl der dort ansässigen Family Offices in den vergangenen fünf Jahren von gut 100 auf knapp 500 beinahe verfünffacht.

Ein Family Office verwaltet das Vermögen einer oder mehrerer reicher Familien. Häufig haben diese Vermögen einen unternehmerischen Hintergrund. Wie viele Family Offices es im deutschsprachigen Raum insgesamt gibt, konnte Preqin auf Nachfrage nicht sagen. Die Investment-Boutique Palladios Partners sprach in einem Interview mit dem „Finance-Magazin“ zuletzt von bis zu 800 Single Family Offices – allein in Deutschland. Damit könnte grob geschätzt jedes zweite deutsche Family Office inzwischen in die privaten Märkte investieren.

Private Markets: Family Offices sind größte Investorengruppe

Dem Preqin-Report zufolge sind Family Offices im deutschsprachigen Raum inzwischen zur mit Abstand größten Investorengruppe für Private Market Funds aufgestiegen. Demnach gibt es inzwischen mehr Family Offices als Pensionskassen und Versicherungen, die in Venture-Capital-, Private-Equity-, Private-Debt-, Immobilien- oder Infrastrukturfonds investieren.

Der Preqin-Report liefert allerdings keine detaillierten Daten zur Vermögensverteilung. Es ist also weder bekannt, wie viel Kapital Family Offices in Private Market Funds investieren, noch wie sich ihre Vermögen auf die einzelnen Anlageklassen verteilen. Auch wenn die Zahl der Family Offices zuletzt stark zugenommen hat, fließt das meiste Kapital weiterhin aus dem institutionellen Investorenumfeld in die privaten Anlageklassen.

Die jahrelange Niedrigzinsphase hat institutionelle Investoren auf der Suche nach Rendite in die Private Markets und das dort verwaltete Vermögen auf Rekordhöhen getrieben. Doch mit Rückkehr der Zinsen stocken neue Fundraising-Prozesse mit institutionellen Investoren. Pensionskassen und Versicherer sind erst auf Rückflüsse aus bestehenden Fondsinvestments angewiesen, ehe sie Gelder für neue Fondsprojekte freigeben können.

Institutionelle Investoren warten auf Rückflüsse

Die Rückflüsse lassen jedoch auf sich warten, da es im aktuellen Marktumfeld deutlich weniger Transaktionen gibt. Private-Equity-Investoren scheuen große Firmenübernahmen, Debt Funds können diese folglich nicht finanzieren, und auch der Immobilienmarkt leidet unter den gestiegenen Zinsen.

Zahlen von Preqin verdeutlichen das. Das Fundraising-Volumen ging seit 2021 von 43,6 Mrd. Euro auf rund 26 Mrd. Euro zurück. Um die Funding-Lücken zu schließen, werben die Manager von Private Market Funds deshalb intensiv um die Gelder besonders vermögender Privatpersonen – und landen bei deren Family Offices.

Private Markets hoffen auf Familienunternehmer

Kapital ist dennoch ausreichend vorhanden. Preqin zufolge betrug das in Deutschland verwaltete Vermögen Stand September 2023 rund 150 Mrd. Euro. In der Schweiz liegen gut 100 Mrd., in Österreich hingegen nur mehr gut 2,5 Mrd. Euro. Dort setzen die Investoren vor allem auf Venture Capital und Private Debt, während sich die Gelder in Deutschland in etwa zu gleichen Teilen auf Private Equity, Venture Capital, Immobilien und Infrastruktur aufteilen. In der Schweiz dominieren Private-Equity-Strategien.

Weltweit beträgt das verwaltete Vermögen von privatem Kapital laut Preqin 15 Bill. Dollar. Bis 2028 soll es auf 19 Bill. Dollar ansteigen. Den deutschsprachigen Raum bezeichnet der Datenanbieter auf dem Weg dahin als einen der Schlüsselmärkte. Große Hoffnungen ruhen dabei auf dem deutschen Mittelstand und vor allem der nächsten Generation von Familienunternehmern.