DZ-Bank-Chef stuft Commerzbank-Übernahme durch Unicredit als sinnvoll ein
„Aktienbanken müssen konsolidieren“
Chef der DZ Bank stuft eine etwaige Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit als sinnvoll ein
fed/jsc Frankfurt
Die DZ Bank erwartet in den kommenden Jahren einen weiteren Konsolidierungsschritt im Privatbankensektor. Vorstandschef Cornelius Riese macht eine „gewisse Sinnhaftigkeit“ für eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit aus. Ein Mangel an Finanzierungsangeboten für den Mittelstand drohe nicht.
Der Vorstandsvorsitzende der DZ Bank, Cornelius Riese, rechnet mit einer weiteren Konsolidierung im deutschen Bankenmarkt – und zwar nicht nur innerhalb des genossenschaftlichen Verbunds, sondern auch unter großen privaten Kreditinstituten. „Ich glaube, dass die Aktienbanken auch weiter konsolidieren müssen“, sagte Riese am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten in Frankfurt. „Deutschland ist weiter overbanked.“ Die Kreditgenossen und die DZ Bank hätten bereits einen erheblichen Konsolidierungsbeitrag geleistet.
Angesprochen auf das Interesse der Unicredit an der Commerzbank erklärte der DZ-Bank-Chef, es gebe viele Argumente für diese Transaktion. Er erinnerte daran, dass die Aktienkurse beider Banken in Reaktion auf Spekulationen über eine Übernahme gestiegen seien. „Die Märkte halten sie für wertschaffend.“ Riese macht „objektiv eine gewisse Sinnhaftigkeit“ aus.
Die Unicredit hat sich nach Auskunft der Commerzbank inklusive Finanzinstrumenten die Stimmrechte von 21,2% gesichert, hält aber bisher weniger als 5% der Aktien in ihren Händen. Unicredit-Chef Andrea Orcel fasst nach eigenen Worten auch eine Übernahme ins Auge, legt sich aber gleichwohl nicht fest.
DZ Bank kein „Weißer Ritter“
Der DZ Bank war vor einigen Jahren selbst Interesse an der Commerzbank nachgesagt worden. Riese deutete an, dass es allein schon in der strukturellen Logik einer solchen Transaktion Hindernisse geben würde. Bereits deshalb sei ein Zusammenschluss mit der Commerzbank für die DZ Bank nicht von Interesse. Das genossenschaftliche Spitzeninstitut stehe als „Weißer Ritter“ bei einem etwaigen Übernahmeangebot der Unicredit für die Commerzbank nicht zur Verfügung.
Ein „Global Champion“, der zugleich im deutschen Heimatmarkt einen Marktanteil in der Größenordnung der Sparkassen oder Genossenschaftsbanken habe, sei aus Sicht vieler Menschen sinnvoll. Er sehe es mit einer „gewissen Melancholie“, dass die Deutsche Bank seit vielen Jahren nicht Teil einer Konsolidierung sei. Der deutsche Branchenprimus und die Commerzbank hatten 2019 Gespräche über eine Fusion beendet. Im Jahr 2005 hatte die Unicredit die HypoVereinsbank geschluckt, ehe die Commerzbank 2009 den Erwerb der Dresdner Bank abschloss.
Der deutsche Bankenmarkt sei im Vergleich mit anderen sehr wettbewerbsintensiv, sagte Riese. Ihm sei nicht bange, dass mittelständische Unternehmen auch in Zukunft zwischen attraktiven Finanzierungsangeboten wählen könnten – auch nach weiteren Zusammenschlüssen.
Kampf gegen Mitgliederschwund
Die Stärken der genossenschaftlichen Finanzgruppe seien ihre Verankerung in den Regionen und ihre finanzielle Solidität. Es gebe kaum jemanden, der ein vergleichbares Rating habe. Die Genossenschaftsbanken hätten zwar in den vergangenen Jahren Marktanteile gewonnen. Zugleich seien die Mitgliederzahlen gesunken. Riese zeigte sich optimistisch, dass es – nicht zuletzt dank neuer Initiativen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) – gelingen werde, den Trend bei den Mitgliedszahlen wieder umzukehren.
Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen der europäischen Gesetzgeber stellten gerade kleine Genossenschaftsbanken häufig vor Probleme. Wer 20 Angestellte habe, könne nicht fünf für Compliance abstellen. Riese bekräftigte zudem die Ablehnung einer europäischen Einlagensicherung. Ein Verbund wie der genossenschaftliche sei nur zu führen, wenn Geld und Disziplinierung in der Gruppe verblieben – nicht aber, wenn der Schutz der Einlagen europäisch gesteuert werde.