Efama fordert Regulierung von ESG-Ratings
wbr Frankfurt
Der europäische Fondsverband hat sich für eine Regulierung von ESG-Ratings ausgesprochen. Die European Fund and Asset Management Association (Efama) präsentierte dazu eine Untersuchung zu ESG-Ratings von Fonds, nach der Offenlegungsverordnung (SFDR) entweder als Artikel 8- oder -9-Fonds eingestuft wurden. Fonds mit der Klassifizierung Artikel 8 werden auch als „hellgrüne“ Fonds bezeichnet, die ökologische und soziale Aspekte bei der Auswahl der Aktien und Anleihen berücksichtigen. Demgegenüber müssen „dunkelgrüne“ Artikel-9-Fonds ein nachhaltiges Anlageziel verfolgen.
Die Efama untersuchte die ESG-Ratings der beiden ausgewählten Anbieter Refinitiv und Morningstar Direct anhand einer Stichprobe aus nachhaltigen Fonds. Ein Ergebnis: Die Morningstar-Nachhaltigkeitsbewertungen zeigten, dass die Mehrheit (54%) der Artikel-8-Fonds beim ESG-Risikomanagement besser als „durchschnittlich“ abschneiden. Bei den Artikel-9-Fonds ist dieser Wert mit 71% höher. Allerdings seien 7% der Artikel-9-Fonds als „unterdurchschnittlich“ eingestuft worden. Efama schreibt weiter: „Es besteht eine positive Korrelation zwischen den ESG-Ratings von Morningstar und Refinitiv, die jedoch recht gering ist. Viele Fonds mit einem niedrigen Refinitiv-Score schneiden in den Morningstar-Ratings gut ab und umgekehrt.“
Die Inkonsistenzen sind für den Verband nicht überraschend, da die Agenturen das ESG-Rating eines Fonds auf eigene Bewertungen stützen. Der Fondsverband empfiehlt aber auf Basis der Erkenntnisse, dass beispielsweise Finanzberater Kunden mit starken ESG-Präferenzen nicht unbedingt nur Artikel-9-Fonds anbieten. Außerdem sollten der Status Artikel 8/9 sowie ESG-Ratings nicht isoliert verwendet werden. Vielmehr sollten Berater zusätzliche Instrumente nutzen.
Generell hält Efama einen neuen EU-Rechtsrahmen für ESG-Ratings für notwendig, um die Methoden und Datenquellen zur Erstellung von ESG-Ratings offenzulegen. Eine Regulierung in dem Bereich würde auch die Marktintegrität stärken und zur Vermeidung von Interessenkonflikten beitragen.