Goldman prüft Alternativen im Consumer Banking
Von Alex Wehnert, New York
Die US-Investmentbank Goldman Sachs prüft laut CEO David Solomon strategische Alternativen im kriselnden Privatkundengeschäft. Er habe „in den vergangenen drei Jahren viel“ über den Ausflug des Geldhauses ins Consumer Banking nachgedacht, sagte der Vorstandschef bei einem Investorentag am Dienstag. Es habe in dem Geschäftsbereich „Erfolge“ gegeben, aber auch „einige klare Stolperer“.
Die Technologien, die auf den Privatkundenplattformen des Finanzinstituts zur Anwendung kämen, böten Mehrwert. Allerdings räumte Solomon ein, dass Goldman die Erwartungen der Investoren besser hätte managen können. „Wir verstehen, dass es uns an Wettbewerbsvorteilen im Endkundengeschäft mangelte“, sagte der CEO. Inzwischen habe die Bank ihre Ambitionen zurückgefahren.
Bei Teilnehmern des Investorentages weckten Solomons Formulierungen Spekulationen über Restrukturierungen der Kreditpartnerschaften der Bank oder gar einen Verkauf des erst 2022 übernommenen, auf Kredite für die Hausumgestaltung spezialisierten Lenders Greensky. Auf Nachfrage äußerte Solomon, der Fokus liege klar darauf, die Privatkundenplattformen profitabel zu machen und das Wachstum im Kerngeschäft anzutreiben. Worin genau die „strategischen Alternativen“ bestünden, wollte der CEO aber nicht mitteilen.
Mitte Januar legte Goldman offen, dass die auf das Consumer und Transaction Banking fokussierte Sparte Platform Solutions, unter die auch Kreditkartenpartnerschaften mit dem Tech-Riesen Apple und dem Autobauer General Motors (GM) fallen, seit Anfang 2020 Verluste von über 3 Mrd. Dollar angehäuft hatte.
Kundenbasis gewachsen
John Waldron, Präsident und Chief Operating Officer von Goldman, hob unterdessen die gewachsene Kundenbasis hervor. Im Transaction Banking habe sie sich seit dem ersten Investorentag im Jahr 2020 auf rund 450 verdoppelt. Zudem verfügt Goldman laut Waldron über ungefähr 12 Millionen aktive Endkunden. Damit habe Platform Solutions die Zielsetzung erfüllt.
Allerdings liegen die Einlagen im Transaction Banking mit 70 Mrd. Dollar unter der 2020 angepeilten Marke von 100 Mrd. Dollar. Auch die Kreditkartensalden und die Volumina bei Krediten an Privatkunden lagen mit 22 Mrd. Dollar zusammengerechnet zuletzt klar unter dem Zielniveau von 30 Mrd. Dollar.
Nach einer schwachen Performance im Privatkundengeschäft wird auch die 2016 lancierte Retail-Plattform Marcus zurechtgestutzt. Im Rahmen einer Reorganisation teilte Goldman das Consumer-Banking-Geschäft, zuvor an das Wealth Management angedockt, zuletzt auf verschiedene Abteilungen auf. Im Januar folgte die Ankündigung, dass Goldman über Marcus keine Privatkredite mehr vergibt. Zudem will die Bank wohl nicht mehr für neue Kreditkartenprogramme bieten.
Stephanie Cohen, globale Leiterin von Platform Solutions, sieht im laufenden Jahr indes einen „Wendepunkt“ im Kreditkartengeschäft gekommen. Die Nettoerlöse aus den Partnerschaften würden 2023 vermutlich erstmals das Volumen der Abschreibungen und Rückstellungen für die Kreditrisikovorsorge übersteigen. Allerdings müssten Investoren beachten, dass ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 50 Basispunkte gegenüber der Basisannahme von Goldman eine Erhöhung der Kreditrisikovorsorge um bis zu 150 Mill. Dollar nötig machen könne.
Während sich das Anlegerinteresse bei Goldman derzeit auf das Consumer Banking konzentriert, ist das Geldhaus bemüht, die Aufmerksamkeit auf das Kundenwachstum im Investment Banking und die führende Marktposition im M&A-Geschäft zu lenken. Auch die Gebühreneinnahmen aus dem Asset- und Wealth Management wüchsen stabil. Die Investmentperformance im Alternatives-Segment stelle einen Treiber für das verwaltete Vermögen dar. Allerdings sind die Mittelzuflüsse seit 2020 mit 171 Mrd. Dollar weitaus weniger stark ausgefallen als erhofft.
Wertberichtigt Seite 2