Hoffnungsträger OLB
Dass nach dem Absturz des Marktes für Aktienemissionen im vorigen Jahr ein deutlich besserer Jahrgang 2023 folgen wird, lässt sich nach Ablauf von zwei Monaten noch nicht absehen. Der Börsengang der United-Internet-Webhostingtochter Ionos vor zwei Wochen hat Comeback-Erwartungen gedämpft. Der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation und steigende Zinsen drücken bei Investoren auf die Stimmung. Für Hoffnung sorgt, dass sich Befürchtungen einer Rezession nicht bewahrheiten und sich die Rahmenbedingungen für Börsengänge im weiteren Jahresverlauf verbessern könnten.
Zu den gehandelten Adressen in Deutschland gehört auch die Oldenburgische Landesbank. Mit einer im Raum stehenden Bewertung von 1,7 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro bewegt sich die von dem US-Private-Equity-Haus Apollo Global Management, dem Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas und der britischen Investmentgesellschaft Grovepoint beherrschte Privatbank aus dem Weser-Ems-Gebiet eher im Hintergrund. Dabei wäre ein IPO der Bank, die mit einer Bilanzsumme von 24 Mrd. Euro unter den fünf größten Sparkassen stehen würde, eine Besonderheit. Es könnte das erste in Deutschland seit dem Debüt der Deutschen Pfandbriefbank im Jahr 2015 werden.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Die in den vergangenen Monaten gestiegenen Bewertungen börsennotierter Kreditinstitute deuten auf ein freundliches Börsenklima für zinslastige Banken in diesem Jahr hin. Die Zinswende der Notenbanken trug beispielsweise dazu bei, dass die Commerzbank für 2022 das beste Ergebnis seit mehr als einer Dekade ausweisen konnte, erstmals seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlen will und soeben in den Dax zurückgekehrt ist. Auch bei der OLB, die ihren Zinsüberschuss 2022 um gut ein Fünftel gesteigert hat, schlägt sich das volle Potenzial zur Ertragssteigerung als Folge der Zinsanhebungen im Rekordergebnis des vergangenen Geschäftsjahres noch nicht nieder.
Die OLB, die 2018 und 2019 aus der Zusammenführung der von den Finanzinvestoren geführten Bremer Kreditbank mit der ehemaligen Allianztochter OLB, dem Bankhaus Neelmeyer und der Wüstenrot Pfandbriefbank hervorging und nun durch die im vorigen September angekündigte Übernahme der Degussa Bank erweitert werden soll, sieht sich mit einer Eigenkapitalrendite nach Steuern von 14,7% bereits als profitabelste Privatbank in Deutschland an. Mit dem Erwerb des komplementären Degussa-Bankgeschäfts, der in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen sein soll, gehen in Anbetracht von Kosten- und Ertragssynergien Erwartungen einer deutlichen Steigerung des Shareholder Value der OLB einher.
Die Bank ist ein Hoffnungsträger für den laufenden IPO-Jahrgang. Es wäre kein Hindernis für einen Börsengang, sollte die Übernahme der Degussa Bank vorher nicht abgeschlossen sein. Die österreichische Bank Bawag, die der US-Finanzinvestor Cerberus 2017 an die Wiener Börse führte und für die der heutige OLB-Chef Stefan Barth einst tätig war, kann auch hier als Blaupause dienen. Allerdings dürfte die Integration der Degussa Bank erhebliche Managementkapazitäten binden. Schon das spräche für einen OLB-Börsengang bis zum Sommer.