HSBC hält nichts von Zerschlagung
hip London
– HSBC hat angesichts steigender Zinsen mit ihren Geschäftszahlen die Markterwartungen gleich in mehrfacher Hinsicht übertroffen. Richtiggehend begeistert hat die Anleger jedoch die Erhöhung des Renditeziels sowie die Ankündigung, ab 2023 wieder Quartalsdividenden zu zahlen. Doch steht dem Management am Dienstag eine turbulente Hauptversammlung in Hongkong ins Haus. Der chinesische Versicherer Ping An, der mit einer Beteiligung von rund 9 % zu den Großaktionären gehört, hatte eine Ausgliederung des lukrativen Asiengeschäfts und ein separates Listing in Hongkong ins Spiel gebracht.
Kleinaktionäre aus der chinesischen Sonderwirtschaftszone ärgert immer noch, dass Anfang 2020 die Dividende auf Weisung der britischen Aufsicht ausgesetzt werden musste. Das hätte man lieber nicht getan, es habe jedoch keine andere Option gegeben, sagte CEO Noel Quinn in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Man wolle bei den Ausschüttungen „so bald wie möglich“ wieder das Niveau des Jahres vor der Pandemie erreichen. Für 2023 und 2024 stellte er eine Ausschüttungsquote von 50 % in Aussicht. Man sei zudem zuversichtlich, ab 2023 eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von mindestens 12 % zu erreichen – „auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld“. Zuletzt hatte sie bei 9,9 (i. V. 9,4)% gelegen. Anders als die Wettbewerber hatte er jedoch keine Aktienrückkäufe anzubieten.
Internationalität sei für das Geschäft essenziell, sagte Quinn. Die „alternativen strukturellen Optionen“, die derzeit im Gespräch sind, „werden keine zusätzlichen Wert für die Aktionäre schaffen, sondern wesentliche negative Auswirkungen auf den Wert haben“, sagte er unter Verweis auf einen etwaigen Verlust internationaler Synergien. Zudem verwies das Management auf die Risiken eines Spin-off wie den möglichen Verlust des direkten Zugangs zum Dollar-Clearing, steuerliche Aspekte und höhere Betriebskosten – etwa in Form höherer Finanzierungskosten im Falle einer Herunterstufung durch Ratingagenturen – sowie mögliche regulatorische Probleme.
Für das abgelaufene Quartal wies die weltgrößte Handelsbank ein bereinigtes operatives Ergebnis von 5,97 (5,26) Mrd. Dollar aus. Analysten hatten im Schnitt 4,90 Mrd. Dollar angesetzt. Das Zinsergebnis stieg um ein Fünftel. Die Bank nahm Wertberichtigungen von 448 Mill. Dollar auf Problemkredite vor. Das war zwar weniger, als Branchenexperten auf der Rechnung hatten. Doch ein Jahr zuvor hatte HSBC noch Rückstellungen im Umfang von 255 Mill. Dollar aufgelöst. Für das erste Halbjahr wird eine Zwischendividende von 9 (7) Cent je Aktie gezahlt.
Aktive Lokalpolitik
Die Hongkonger Lokalpolitikerin Christine Fong forderte am Wochenende via Facebook Boardmandate für Ping An. „Wir würden HSBC die Ausgliederung des Asiengeschäfts empfehlen“, schrieb Fong. „Wir haben die Lektion aus der 2020 gestrichenen Dividende gelernt. Deshalb unterstützen wir voll und ganz, dass Ping An Sitze im Board der HSBC erhalten sollte.“
Fong will nach eigenem Bekunden an dem Aktionärstreffen teilnehmen, das erstmals seit Ausbruch der Pandemie nicht nur virtuell stattfinden wird. Sie gibt an, von mehr als 500 Kleinanlegern aus der ehemaligen britischen Kronkolonie unterstützt zu werden. Sowohl Quinn als auch Chairman Mark Tucker werden vor Ort sein. Insgesamt steht Asien für mehr als die Hälfte der Gesamterträge im vergangenen Jahr sowie für annähernd zwei Drittel des Vorsteuergewinns.
Das Management teile den Wunsch nach höheren Renditen und sei sich über die Bedeutung der Dividende für die Aktionäre im Klaren, sagte Quinn. „Unsere Performance in den vergangenen zehn Jahren war nicht gerade so, wie sie hätte sein sollen“, gab er zu. Zugleich bestritt er jegliche Einflussnahme der chinesischen Führung auf die Bank. „Aus meiner Sicht hat es keinerlei Einmischung in unser Geschäft gegeben.“ Die Diskussionen mit Ping An seien rein geschäftlicher Natur.
HSBC Holdings | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Erträge gesamt | 25 236 | 25 551 |
Wertberichtigungen1 | 1 090 | – 719 |
Vorsteuerergebnis | 9 176 | 10 839 |
Steuern1 | – 39 | 2 417 |
Nettoergebnis2 | 8 289 | 7 276 |
Kernkapitalquote (%) | 13,6 | 15,6 |
Leverage Ratio (%) | 5,5 | 5,3 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 2 985 | 2 976 |
1) Minus = Auflösung, Rückerstattung2) den Aktionären zuzurechnenBörsen-Zeitung |