HSBC spart sich weitere Aktienrückkäufe
hip London
– Die gute Nachricht zuerst: HSBC hat mit ihrem bereinigten Vorsteuerergebnis für das Auftaktquartal 2022 die Markterwartungen übertroffen. Mit 4,71 Mrd. Dollar bewegte es sich über dem Durchschnitt der vom Institut selbst zusammengestellten Analystenschätzungen, der bei 4,49 Mrd. Dollar gelegen hatte. „Ich bin über unseren Start ins Jahr erfreut“, ließ sich CEO Noel Quinn zitieren. Im Vergleich zum Vorjahreswert ist das bereinigte Vorsteuerergebnis jedoch um ein Viertel geschrumpft.
Zielspanne wackelt
Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer galt jedoch vor allem der Kernkapitalquote, die in den ersten drei Monaten des Jahres von 15,8 % auf 14,1 % fiel und damit die Markterwartungen um 90 Basispunkte verfehlte. Damit verpuffen die Hoffnungen auf zusätzliche Ausschüttungen für die Aktionäre. Wie Finanzchef Ewen Stevenson in einer Telefonkonferenz mit Journalisten bestätigte, wird es über den bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2021 angekündigten 1 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf hinaus im laufenden Jahr keine weiteren Aktionen dieser Art mehr geben.
Etwa die Hälfte des Rückgangs, rund 80 Basispunkte, gehen ihm zufolge auf regulatorische Veränderungen zurück, auf die das Institut bereits hingewiesen habe. Der unerwartete Rest geht dagegen unter anderem auf Absicherungsgeschäfte gegen sinkende Zinsen zurück, die aufgrund der Zinsentwicklung im ersten Quartal einen Buchverlust von 3,1 Mrd. Dollar lieferten, der aber nur im „sonstigen Ergebnis“ zu finden ist. Seit Beginn des laufenden Quartals hat sich ein weiterer Buchverlust von rund 1 Mrd. Dollar angesammelt. Die Analystin Sophie Lund-Yates nannte das einen „HSBC-spezifischen Fehlschlag, der dazu führen könnte, dass das Konglomerat seine eigene Zielspanne verfehlt“. Für Bankaktionäre, die sich in den vergangenen Quartalen über immer neue Rückkäufe und Dividendenerhöhungen freuen durften, sei das eine Enttäuschung. Die Spanne liegt zwischen 14,0 % und 14,5 %.
Zudem musste das Institut mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die steigende Teuerungsrate Rückstellungen für faule Kredite in Höhe von netto 642 Mill. Dollar bilden. Analysten hatten noch mehr erwartet. Ein Jahr zuvor hatte noch die Freisetzung solcher Mittel im Volumen von 435 Mill. Dollar den Gewinn aufgepolstert. Die Bank milderte die Auswirkungen auf das Ergebnis dadurch ab, dass sie mehr oder weniger alle verbliebenen Covid-19-Reserven auflöste. Für das Gesamtjahr rechnet Stevenson mit Rückstellungen von rund 3 Mrd. Dollar. Damit bewege sich die Bank am unteren Ende der zuvor kommunizierten Spanne von 30 bis 40 Basispunkten des Kreditbuchs.
Stevenson verwies zudem darauf, dass der erwähnte Buchverlust im Laufe der Zeit durch ein steigendes Nettozinsergebnis aufgehoben werden dürfte. Die Bank setzt dafür eine Zeitspanne von vier bis sechs Quartalen an. „Wir sehen bereits die positiven Auswirkungen steigender Zinsen“, sagte Stevenson. Quinn zeigte sich zuversichtlich, im kommenden Jahr eine zweistellige Eigenkapitalrendite (RoTE) zu erreichen. Das Geschäft der Bank ist in hohem Maße zinssensitiv. Sie rechnet damit, dass die Bank of England den Leitzins im kommenden Monat um 25 Basispunkte erhöhen wird. Die US-Notenbank werde ihren Zins im Mai und Juni um jeweils 50 Basispunkte nach oben nehmen. Darauf werde auch der Hibor (Hong Kong Interbank Offered Rate) reagieren.
Festhalten an China-Strategie
Mit Blick auf die sich ausweitenden Lockdowns in der Volksrepublik China versuchte Stevenson zu beruhigen. Anders als in Hongkong oder Großbritannien spiegele sich in der Volksrepublik nicht die Entwicklung der zugrunde liegenden Volkswirtschaft im Geschäft der Bank wider. HSBC sei zwar die größte Auslandsbank im Reich der Mitte, doch habe sie bei der Kreditvergabe nur einen Marktanteil von weniger als 0,2 %. In der Handelsfinanzierung laufe das Geschäft unter schwierigen Rahmenbedingungen fast besser, weil die Kunden verstärkt auf die Dienste der Bank zurückgreifen müssten. Deshalb könne es sein, dass sich die Geschäftsentwicklung vom makroökonomischen Umfeld unterscheide. Man werde mit Sicherheit nichts an der China-Strategie ändern.
Das Wachstum der Volksrepublik werde das der westlichen Länder in den kommenden Jahrzehnten übertreffen. Die harschen Covid-Restriktionen in Hongkong hätten nicht zu Problemen bei der Mitarbeiterbindung oder -rekrutierung geführt. Mittlerweile seien die Filialen der Bank in der ehemaligen britischen Kronkolonie wieder geöffnet. Man erwarte, dass sich auch die Kundenaktivität normalisiere. Die von einem Investor geforderte Zerschlagung in ein Hongkonger Asien- und ein Londoner Restgeschäft sei für die Bank kein Thema, sagte Stevenson.
Wertberichtigt Seite 6
HSBC Holdings | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Erträge gesamt | 12 464 | 12 986 |
Wertberichtigungen | −642 | +435 |
Vorsteuerergebnis | 4 166 | 5 779 |
Nettoergebnis | 3 443 | 4 568 |
Cost-Efficiency-Ratio (%) | 66,7 | 65,7 |
Nettozinsmarge (%) | 1,26 | 1,21 |
Eigenkapitalrendite (%) | 6,8 | 10,2 |
Kernkapitalquote (%) | 14,1 | 15,9 |
Leverage Ratio (%) | 5,7 | 5,4 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 3 022 | 2 959 |
Börsen-Zeitung |