Großbanken

HSBC wird zunehmend optimistisch

Die britische Großbank HSBC hat mit ihren Geschäftszahlen die Markterwartungen übertroffen. Die Auflösung von Rückstellungen für Kreditausfälle trug dazu ebenso bei wie unerwartet niedrige Kosten.

HSBC wird zunehmend optimistisch

hip London

Die HSBC hat im abgelaufenen Quartal gleich in mehrerlei Hinsicht überrascht – ein unerwartet hoher Gewinn, Kostendisziplin und die Ankündigung eines 2 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkaufs erfreuten die Anteilseigner. „Wir behalten zwar den vorsichtigen Ausblick auf das externe Risikoumfeld bei, glauben aber, dass wir die Tiefen der vergangenen Quartale hinter uns gelassen haben“, sagte CEO Noel Quinn bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen. Wie die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht, mitteilte, stieg ihr Vorsteuerergebnis auf 5,40 (i.V. 3,07) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt lediglich 3,78 Mrd. Dollar auf der Rechnung. „Ich bin wirklich zufrieden mit unserer Performance im dritten Quartal“, sagte Quinn in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Zahlen stärkten das langfristigere Wachstum- und Ausschüttungspotenzial des Instituts, urteilten die Analysten der UBS.

Zur positiven Entwicklung trug die erneute Auflösung von Rückstellungen für Kreditausfälle wesentlich bei. Hatte das Institut im vergangenen Jahr noch 823 Mill. Dollar dafür zur Seite gelegt, wurden im abgelaufenen Quartal 659 Mill. Dollar freigesetzt, davon 563 Mill. Dollar von der britischen Ring-fenced Bank, dem Verbrauchergeschäft hinter der vom Regulierer verordneten Brandmauer. Der Rivale Barclays hatte in der vergangenen Woche keine Zuschreibungen vorgenommen. HSBC-Chef Ewen Stevenson verwies auf das erfolgreiche Impfprogramm der britischen Regierung. Man halte aber noch Rückstellungen vor, solange die Auswirkungen des Auslaufens der staatlichen Lohnsubventionierungsmaßnahmen nicht klar seien. Das Coronavirus Job Retention Job Scheme, eine britische Variante der Kurzarbeit, wurde Ende September beendet. Die Kosten von HSBC stagnierten bei 7,59 (7,61) Mrd. Dollar und entwickelten sich damit besser als erwartet, denn am Markt hatte man mit einem Anstieg gerechnet. Allerdings stagnierten auch die Erträge. Mit 12,20 (12,37) Mrd. Dollar fügte HSBC keine Wachstums- zur Gewinnüberraschung hinzu.

Vage zu Trinkaus

Zu den Auswirkungen der Um­wandlung der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG in eine Niederlassung von HSBC Continental Europe äußerte sich Quinn auf Nachfrage nur wolkig. Er freue sich, dass man in der Lage sei, das deutsche Geschäft mit dem Rest der Aktivitäten auf dem europäischen Kontinent zusammenzuführen. Was einen möglichen Stellenabbau angeht, zog er sich darauf zurück, dass die Bank grundsätzlich keine Details zu einzelnen Teilen der Gruppe nennt. Der Nutzen der Umwandlung werde sich „in erster Linie durch Umsatzsynergien“ ergeben, die aus der größeren „Konnektivität“ mit Europa und dem Rest der Welt hervorgehen sollen.

Der Aktienrückkauf werde „in Kürze“ beginnen, kündigte Quinn an. Stevenson sagte, es gebe „Potenzial für Rückkaufaktivitäten im kommenden Jahr“ – oder für selektive Zukäufe. Man sehe sich drei oder vier Übernahmeziele an. Alles in allem gehe es um 2 Mrd. Dollar. Stevenson hatte zuvor versucht, die Dividendenerwartungen der Sellside-Analysten zu bändigen. Die Bank hat sich für die Ausschüttungsquote eine Zielspanne von 40 % bis 55 % gesetzt.

Er habe den Aktienexperten empfohlen, das untere Ende in den Blick zu fassen, sagte Stevenson. Die Kernkapitalquote lag zuletzt bei 15,9 %. Angestrebt wird ein Wert zwischen 14,0 % und 14,5 %. „Eine Kernkapitalquote deutlich über dem Zielwert birgt das Risiko, als Verschwendung nicht investierten Eigenkapitals betrachtet zu werden“, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. „Ausschüttungen sind ein Weg, damit umzugehen. Für eher wachstumsorientierte Anleger könnte ein Fehlen verfüg­barer Investitionsmöglichkeiten wo­möglich Anlass zur Sorge sein.“ Die Investment-Banking-Sparte Global Banking & Markets (GB&M) schnitt im Vergleich zu den großen Wettbewerbern etwas schwächer ab. „Die Erträge beginnen, sich zu stabilisieren“, nannte das Quinn. „Wir stecken mitten in einer signifikanten Neupositionierung des Geschäfts“, sagte Stevenson und verwies darauf, dass die risikogewichteten Assets der Sparte um 7 % geschrumpft sind, die Erträge dagegen lediglich um 3 %.

Die Bank bezifferte ihr Exposure zur chinesischen Immobilienbranche auf 19,6 Mrd. Dollar. Seitdem der Immobilienentwickler Evergrande akut pleitegefährdet ist, bleiben Fragen dazu nicht aus. Zu Unternehmen, die auf Grundlage der von Zentralbank und Wohnungsbauministerium festgelegten „drei roten Linien“ als „rot“ gebrandmarkt wurden, habe man kein direktes Exposure.

Trotz steigender Corona-Neuinfektionen in Großbritannien hält die Bank an der Rückkehr der Mitarbeiter in ihre Büros fest. „Im Moment machen wir weiter wie geplant“, sagte Quinn.

HSBC Holdings
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Dollar20212020
Erträge gesamt37 56338 672
Vorsteuerergebnis16 2427 392
Nettoergebnis10 8193 336
Eigenkapitalrendite (%)9,13,5
Cost-Efficiency-Ratio, bereinigt (%) 62,7 58,3
Bilanzsumme (Mrd.)2 9692 984*
*) per 31.12.2020Börsen-Zeitung
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