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Immobilienmärkte zeigen sich unbeeindruckt

Die Auswirkungen des Angriffs auf die Immobilienmärkte sind noch offen. Unmittelbar sind Transaktionen und Finanzierungen nicht betroffen. Internationale Investoren könnten sogar vermehrt nach Deutschland strömen.

Immobilienmärkte zeigen sich unbeeindruckt

tl Frankfurt

Wie wird sich der Angriff Russlands auf die Ukraine auf die Immobilienmärkte auswirken? Es ist schwer vorherzusehen, schon gar nicht so kurze Zeit nach Beginn der Kampfhandlungen. Klar ist aber: Das Gefühl der Bedrohung steigt, Unsicherheit greift um sich – und das könnte einerseits den Trend zu sicheren, greifbaren Vermögenswerten, wie Immobilien es sind, verstärken. Andererseits könnte es aber auch Investitionsentscheidungen hinausschieben nach dem Motto: Cash is king – in unübersichtlichen Situationen ist schnell verfügbares Vermögen wie Bargeld und Kontoguthaben ein gutes Ruhekissen.

Im täglichen Transaktions- und Finanzierungsgeschehen spielt der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hierzulande allenfalls gesprächsweise eine Rolle. Auswirkungen auf das Geschäft hat er nicht, zumindest noch nicht. „Aber man muss schon genau beobachten, ob es zu einem Stimmungsumschwung kommt“, sagt Michael Legnaro, geschäftsführender Gesellschafter der auf Private-Debt-Finanzierungen spezialisierten Agora Group. „Wer sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder mieten will, wird sich jetzt nicht davon abwenden.“ Im deutschen Wohnungsbau dürfte der Konflikt, zumindest wenn er geografisch begrenzt bleibt, keine Auswirkungen haben. Bestenfalls bei den sehr Wohlhabenden könnte der Kauf der vierten, fünften oder sechsten Freizeitimmobilie zugunsten klassischer Sicherheitsassets wie Gold gebremst werden, gibt Legnaro zu bedenken.

Ob die Auswirkungen auf den mit der Gesamtwirtschaft verflochtenen Sektor Büromarkt größer sein könnten, ist umstritten. „Hinsichtlich der einzelnen Nutzungsarten ist es schwierig, konkrete Auswirkungen zu benennen“, heißt es beim Immobilienresearch der DekaBank. „Eine konjunkturelle Abkühlung in den genannten Ländern könnte sich mit zeitlicher Verzögerung in einer schwächeren Nachfrage zum Beispiel am Büromarkt niederschlagen.“

Insgesamt zeigt sich die DekaBank optimistisch. „Für die Immobilienmärkte in Osteuropa, namentlich die Märkte in Polen, Tschechien, Un­garn, erwarten wir aktuell keine nennenswerten Auswirkungen. Russische Investoren spielen am gewerblichen Immobilienmarkt dieser Länder nur eine geringe Rolle.“ Mit Blick auf den europäischen bzw. deutschen Immobilienmarkt meint das Sparkassen-Spitzeninstitut: „Eine erhöhte Wahrnehmung geopolitischer Risiken könnte ausländische Immobilieninvestoren (zum Beispiel aus Nordamerika oder Asien) dazu veranlassen, sich in Europa noch stärker auf ‚sichere Häfen‘ und hochliquide Märkte wie zum Beispiel Deutschland oder Großbritannien zu fokussieren.“

Die Aareal Bank bezeichnet ihr Exposure in ihrer Jahrespressekonferenz am Donnerstag als sehr limitiert. In der Ukraine habe man kein Exposure, in Russland betrage es 200 Mill. Euro, erklärte Finanzvorstand Marc Heß. Ursprünglich summierte es sich demnach auf 1 Mrd. Euro. Vor einigen Jahren indes habe die Bank Russland zu einem nichtstrategischen Markt erklärt. Das verbliebene Portfolio bestehe aus Büro-Immobilien in Moskau mit internationalen Mietern und einem guten Cashflow. Die Folgen für die Bank seien daher vergleichsweise überschaubar, aber natürlich behalte man die Lage im Blick. Sollte es im Zuge von Sanktionen zu einer Unterbrechung von Zahlungsströmen kommen, müsste man diese Situation neu bewerten.