Kreditwirtschaft

Kleinen Banken reichen regulatorische Erleichterungen nicht

Die Volks- und Raiffeisenbanken in der Weser-Ems-Region haben auch 2024 überdurchschnittliche Ergebnisse erreicht. Doch regulatorische Anforderungen bremsen das Geschäft.

Kleinen Banken reichen regulatorische Erleichterungen nicht

Kleinen Banken reichen regulatorische Erleichterungen nicht

Weser-Ems-Kreditgenossen bremsen Kreditgeschäft – Verband: Problem für Wirtschaft

ste Hamburg

Die Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet appellieren an die Finanzaufsicht, nach den im vorigen Herbst angekündigten regulatorischen Erleichterungen für kleinere Kreditinstitute nachzulegen. Lockerungen etwa bei Meldepflichten seien „ein guter erster Schritt“, sagte Johannes Freundlieb, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems (GVWE), mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr der 47 regionalen Volks- und Raiffeisenbanken im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Aber wenn es dabei bleibt, dann hat es nicht allzu viele positive Auswirkungen, dann ist der Effekt relativ gering.“

Die zunehmenden Eigenkapitalvorschriften für kleinere Kreditinstitute würden wirtschaftlich zu einem Problem. Zwar hätten die Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet im Wohnungsbaukreditgeschäft 2024 um 8,1% überdurchschnittlich zugelegt. Doch einige Banken hätten im vierten Quartal aufgrund der Eigenkapitalanforderungen auf die Bremse getreten, so Freundlieb. Die auch bürokratischen Anforderungen seien „teilweise nur halb durchdacht oder nicht für Volks- und Raiffeisenbanken geeignet“. Die Belastungen seien für kleine und mittlere Kreditinstitute nicht zufriedenstellend und könnten zu weiteren Fusionen führen.

Weitere Fusionen

In diesem Jahr wollen sich drei Genossenschaftsbanken in den Landkreisen Friesland und Wesermarsch zu einem Institut mit einer Bilanzsumme von 2,6 Mrd. Euro, 420 Beschäftigten und rund 85.000 Kunden zusammenschließen. Die Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken im Gebiet des Weser-Ems-Verbandes war 2024 um zwei auf 47 Institute gesunken. Dabei stehe keine Bank in der Region vor der Sanierung, so Verbandsvorstand Freundlieb. „Zwangsfusionen“ habe es wie in den Jahren zuvor nicht gegeben.

Vorläufigen Zahlen zufolge fielen die Betriebsergebnisse in der regionalen Gruppe mit 1,20 (i.V. 1,16)% der Durschnittsbilanzsumme vor Bewertung sowie mit 1,15 (1,18)% nach Bewertung erneut besser aus als der Durchschnitt aller genossenschaftlichen Ortsbanken bundesweit. Die Kreditrisikovorsorge sei trotz gestiegener Zahl von Firmeninsolvenzen „überschaubar“ geblieben. Die Banken hätten „vorsorglich richtige Entscheidungen getroffen“, meinte Freundlieb. Die mittelständische Wirtschaft in der Region sei insgesamt nach wie vor robust.

Hoffnung auf Zinspause

Der Genossenschaftsverband geht aber nach der neuerlichen Zinssenkung durch die EZB in der vergangenen Woche davon aus, dass die Zinsmargen der Banken 2025 geringer ausfallen werden. Er hoffe nun auch angesichts einer Inflationsrate im Zielbereich auf eine Zinspause der Notenbank, sagte Freundlieb. Eine Konjunkturbelebung infolge der von Union und SPD in Berlin vereinbarten großen Innfrastrukturinvestitionen in Deutschland werde sich „nicht von heute auf morgen“ auswirken.

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