Klimawandel erhöht Zerstörungskraft von Hurrikans
Klimawandel steigert Zerstörungskraft von Hurrikans
Munich Re hält Treibhauseffekt für Beschleuniger von tropischen Wirbelstürmen – Weltweiter Trend erhöht Risiken für Versicherer
Von Stefan Kroneck, München
Die Zerstörungskraft von „Katrina“ war gewaltig. Der tropische Wirbelsturm, der vor 19 Jahren weite Teile von New Orleans verwüstete, war der bislang teuerste seiner Art. Er verursachte volkswirtschaftliche Gesamtschäden von über 200 Mrd. Dollar, davon war mit nahezu 100 Mrd. Dollar die Hälfte versichert. Das, was Klimaforscher und Fachleute der Versicherungsbranche damals erahnt hatten, gilt heute als Gewissheit: Der weltweite Treibhauseffekt beschleunigt die Bildung und die Intensität von Hurrikans in der Karibik. Wenn diese an der Südostküste der USA auf Land treten, können Schäden entstehen, die in ihrer Dimension verheerenden Erdbeben gleichen.
In ihrer jüngsten Studie zur gerade abgelaufenen diesjährigen Hurrikan-Saison (1. Juni bis 30. November) stellt die Munich Re fest, dass 2024 weltweit extrem gewesen sei in Bezug auf tropische Wirbelstürme. Ungewöhnlich hohe Temperaturen der Wasseroberflächen begünstigen die Ausprägung der Orkane. Das sei ein weiteres Indiz für die negativen Folgen des Klimawandels, schreibt der größte Rückversicherer der Welt. „Diese beobachteten Phänomene hängen eng zusammen mit den Wirkungen des Klimawandels“, lässt sich das für Rückversicherungsaktivitäten zuständige Vorstandsmitglied Thomas Blunck zitieren.
Bis zu zwei Drittel versichert
Nach Angaben der Munich Re verursachten Hurrikans im Nordatlantik und Taifune im Nordpazifik 2024 Schäden von insgesamt 133 Mrd. Dollar. Davon seien 51 Mrd. Dollar, also 38%, versichert gewesen. Der überwiegende Teil entfiel auf die tropischen Wirbelstürme „Helene“ im September und „Milton“ Ende September/Anfang Oktober.
Beide Hurrikans richteten in Florida beträchtliche Schäden an. „Helene“ steht für geschätzte Naturkatastrophenschäden von 56 Mrd. Dollar (davon 29% versichert), „Milton“ für Gesamtschäden von 38 Mrd. Dollar (davon 66% versichert). Im Ranking der teuersten Hurrikans rangieren sie auf den Plätzen 8 („Helene“) und 9 („Milton“).
Phänomene erschweren Prognosen
Schon vor Beginn der Hurrikan-Saison 2024 warnten Forscher von US-Universitäten, dass dieses Jahr besonders intensiv ausfallen könnte. Die Realität bestätigte deren Befürchtungen. Allerdings erschweren die ungefähr alle sieben Jahre wechselnden Klimaphänomene El Nino/La Nina im östlichen Pazifik in der Äquatorzone genaue Vorhersagen über Hurrikans und deren Verlauf. Nach Angaben der Munich Re fiel der Übergang von der Warmphase El Nino zu La Nina in diesem Jahr verhaltener aus als zuvor erwartet. Das begünstigte allerdings weiterhin hohe Wassertemperaturen im Golf von Mexiko.
Blunck hielt sich derweil in der Studie auffallend zurück bei seinen Schlussfolgerungen in Bezug auf Schadenpräventionen für die Zukunft bei steigenden Hurrikan-Risiken infolge des Klimawandels. Verstärkte Präventionen gegen Hurrikans seien unabdingbar, um die Schäden und die Todeszahlen zu begrenzen, sagte er.
US-Markt ein Muss für die Großen
In den ersten Presseberichten zu „Milton“ war unterdessen zu lesen, dass einige Versicherer wegen des zunehmenden Trends zu steigenden Naturkatastrophenschäden sich aus Florida und/oder dem gesamten US-Markt zurückgezogen hätten. Zweifel bestehen, ob diese Kausalität so wirklich besteht. Mancher Experte meint, dass die Gründe für solche Entscheidungen eher bei der stringenten Versicherungsaufsicht liegen. Da kann manche kleinere Adresse womöglich nicht mehr mithalten. Für große Häuser wie Munich Re gilt weiterhin, dass der nordamerikanische Versicherungsmarkt, der weltgrößte Einzelmarkt der Assekuranz, für diese strategisch ein Muss ist.