Silvergate Bank taumelt

Krypto-Banking unter Druck

Die Folgen des Crashs der Kryptoplattform FTX bringen die kalifornische Bank Silvergate ins Taumeln. Allgemein fällt der Ausblick im Digital-Assets-Verwahrgeschäft düster aus.

Krypto-Banking unter Druck

xaw New York

Die Krise in der Kryptobranche setzt auch die beteiligten Banken und Custody-Anbieter unter Druck. Die kalifornische Silvergate Capital, die sich in den vergangenen Jahren von einem kleinen regionalen Kredithaus zum führenden Finanzinstitut für Digital-Assets-Plattformen und -Investoren gewandelt hatte, prüft derzeit ihre Überlebensfähigkeit. Zuletzt war bereits bekannt geworden, dass Digital-Assets-Kunden zwischen Oktober und Dezember 8,1 Mrd. Dollar an Einlagen abgezogen hatten.

Kapitalquoten unter Druck

Die Abflüsse zwangen Silvergate im Januar und Februar, Schuldverschreibungen zu verkaufen – hauptsächlich, um Forderungen der Federal Home Loan Bank von San Francisco nachkommen zu können. Die Verluste aus diesen Veräußerungen beeinflussten die regulatorisch vorgeschriebenen Kapitalquoten der Bank negativ. Auch deshalb prüfe Silvergate, ob eine Fortführung der Geschäftstätigkeit noch möglich sei.

Infolge der Bekanntmachung steht die Aktie des Kreditinstituts unter massivem Druck. Auf Jahressicht ist der Titel nun um über 95% eingebrochen, die Marktkapitalisierung beläuft sich lediglich noch auf 181 Mill. Dollar. Wie aus am Mittwoch bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokumenten hervorgeht, ist die Bank zudem nicht in der Lage, ihren Jahresbericht fristgerecht am 16. März einzureichen.

Das US-Justizministerium untersucht Silvergate auch wegen ihrer Geschäfte mit der insolventen Kryptobörse FTX. Deren Gründer Sam Bankman-Fried muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm auch vor, ein Finanzinstitut über den wahren Verwendungszweck eines Kontos belogen zu haben, das FTX bei diesem unterhielt. Dieses habe nach außen der Verwahrung von Kundengeldern gedient, in Wahrheit soll Bankman-Frieds Trading-Firma Alameda Research dort regelmäßig Mittel abgezapft haben. Branchenkenner vermuten, dass es sich bei dem betroffenen Institut um Silvergate handelt.

Nach den Turbulenzen kündigten mehrere Kryptofirmen – darunter die Handelsplattform Coinbase Global und der Stablecoin-Anbieter Circle – am Donnerstag an, ihre Zusammenarbeit mit Silvergate beenden zu wollen. Sie müssen nun auf andere Krypto-Banking- und Custody-Anbieter ausweichen. Zwar stellt sich die Digital-Assets-Branche als Alternative zum klassischen Finanzsektor dar, allerdings sind die Firmen häufig auf Kooperationen mit etablierten Banken angewiesen, um regulatorische Standards zu erfüllen.

Vor dem FTX-Crash im November hatte sich eine wachsende Zahl an US-Kreditinstituten ins Kryptosegment vorgewagt. Im Oktober lancierte Bank of New York Mellon beispielsweise eine Verwahrplattform, die Kunden den Handel mit den Cyberdevisen Bitcoin und Ether ermöglicht. Unterdessen gehörte die New Yorker Signature Bank wie Silvergate zu den Instituten, bei denen FTX und verwandte Gesellschaften Kunden unterhielten. Signature teilte zu Jahresbeginn mit, sie arbeite daran, die Konzentration der Einlagen auf Kryptokunden zu reduzieren.

Stablecoin-Geschäft im Fokus

Gerade Geschäftsmodelle mit konzentriertem Krypto-Exposure sind einflussreichen US-Regulatoren ein Dorn im Auge. Zuletzt warnten die Federal Reserve, der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC in einem gemeinsamen Statement zudem vor Risiken von Stable­coins – also Token, die Wertstabilität gewährleisten sollen und dazu an Assets wie den Dollar gekoppelt sind. Bei Kryptokrisen seien diese anfällig für Bank Runs. Der Stablecoin-Anbieter Circle teilte zuletzt mit, dass er mehr als 11 Mrd. Dollar bei Häusern wie BNY Mellon, Citizens Trust oder Customers Bank halte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.