Landesbanken sorgen für mögliche Ausfälle im Immobiliengeschäft vor
Landesbanken sorgen für Immobiliengeschäft vor
LBBW und BayernLB bilden Risikovorsorge
Bloomberg/jh Frankfurt/München
Die Unruhe an den weltweiten Immobilienmärkten macht sich auch in den Halbjahresberichten der Landesbanken bemerkbar. Sowohl LBBW als auch BayernLB haben relativ hohe Rückstellungen für mögliche Einschläge bei entsprechenden Krediten gebildet. Experten halten die Institute allerdings für widerstandsfähig.
Die BayernLB erhöhte die Risikovorsorge im Geschäftsfeld Immobilien in der ersten Hälfte dieses Jahres deutlich. Zur Präsentation des Zwischenberichts sagte Finanzvorstand Markus Wiegelmann der Börsen-Zeitung: "Die um 125 Mill. Euro erhöhte Risikovorsorge setzt sich zu zwei Dritteln für konkrete Fälle und zu einem Drittel für die pauschale Vorsorge zusammen." Aufgrund des veränderten Marktumfelds bekämen manche Kunden der BayernLB Probleme.
Bei der LBBW betrug die Risikovorsorge für das Segment Immobilien und Projektfinanzierungen im ersten Halbjahr rund 83 Mill. Euro. Jenseits der Anpassungen sei in einem geringen Umfang weitere Vorsorge für konkrete Einzelfälle gebildet worden, sagte ein Sprecher.
Rating-Agentur sieht Immobilienmärkte weltweit unter Druck
Die Immobilienmärkte stehen weltweit wegen der stark gestiegenen Zinsen, die Finanzierungen teurer machen, unter Druck. Die Bewertungen sinken teils recht deutlich. Besonders betroffen sind Bürogebäude, auf denen zusätzlich der Trend zum Homeoffice lastet. Das schlägt vor allem in den USA durch.
Laut DBRS Morningstar dürften Faktoren wie sinkende Preise und zunehmende Leerstände bei den Landesbanken zu weiteren Rückstellungen für Kreditausfälle führen. Sowohl risikogewichtete Aktiva als auch notleidende Darlehen könnten zunehmen. "Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Belastungsfaktoren für die Landesbanken beherrschbar bleiben", sagte Sonja Förster, Vice President für Ratings europäischer Finanzdienstleister.
Rating-Agenturen lobt deutsche Banken
Sie verwies unter anderem darauf, dass die Kennzahl LTV – der Kreditbetrag im Verhältnis zum Immobilienwert – im Durchschnitt im unteren 50%-Bereich liege und damit einen erheblichen Puffer im Falle eines Zahlungsausfalls biete. Auch die Struktur des deutschen Finanzierungsmarktes für Gewerbeimmobilien bringe Unterstützung. "Der Großteil der gewerblichen Immobilienfinanzierung wird von Banken mit langjährigen Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden bereitgestellt, wodurch das Refinanzierungsrisiko im Vergleich zur Kapitalmarktfinanzierung verringert wird", erklärte Förster.
Die Aussagen von Förster decken sich mit Einschätzungen von Fitch Ratings zum deutschen Bankensektor insgesamt. Angesichts von "adäquater Besicherung, langen durchschnittlichen Laufzeiten und überwiegend festverzinsten Krediten in inländischen CRE-Portfolios" sei nicht mit übergroßen Kreditausfällen zu rechnen, zumindest nicht auf kurzer Sicht, hieß es in einer Studie im April. Die Abkürzung CRE steht für Gewerbeimmobilien.
Landesbanken haben Engagements in gewerblichen Immobilienkrediten ausgebaut
Die Landesbanken hatten in den vergangenen Jahren große Portfolios an gewerblichen Immobilienkrediten aufgebaut. So summiert sich in diesem Bereich das Brutto-Kreditvolumen des BayernLB, inklusive Töchtern wie der DKB, auf 67 Mrd. Euro. Die LBBW sprach ihrerseits zuletzt von einem Finanzierungsvolumen von 56 Mrd. Euro, zu dem die zugekaufte Berlin Hyp etwa die Hälfte beisteuere.
Für die Finanzaufsicht Bafin zählen Korrekturen am Immobilienmarkt zu den sechs Risiken, die sie dieses Jahr besonders im Fokus hat. Sie verweist dabei auf mögliche Kreditausfälle. Davon wären ihren Angaben zufolge weite Teile der deutschen Banken betroffen, da Gewerbeimmobiliendarlehen eine hohe Bedeutung für den Sektor hätten und das Kreditvolumen über die vergangenen sieben Jahre kontinuierlich gestiegen sei.
NordLB und Helaba legen Halbjahreszahlen vor
"Der Immobilienmarkt wird noch ein paar Monate unter Druck blieben. Erst im Laufe des kommenden Jahres wird sich die Lage dort stabilisieren", erklärte BayernLB-Finanzchef Wiegelmann. Beim Neugeschäft sei die BayernLB zuletzt sehr selektiv gewesen. Auch LBBW-Chef Rainer Neske erklärte im Juni in einem Bloomberg-Interview, dass er für dieses Jahr mit weniger Immobilienneugeschäft rechne.
Weitere Einblicke in die Immobilienentwicklung der Landesbanken dürfte es noch vor Ende des Monats geben. In den nächsten Tagen werden sowohl die Helaba als auch die NordLB ihre Zahlen zum ersten Halbjahr vorlegen. Die NordLB ist über ihre Tochter Deutsche Hypo stark bei Immobilienfinanzierungen engagiert und auch die Helaba hat ein großes Portfolio.